36

198 17 0
                                    

Pov. Seungmin

,,Versprichst du mir, keinen Alkohol mehr anzurühren?" frage ich Jeongin, während ich meine Arme um ihn schließe. Auch meine Augen sind geschlossen, um diese Umarmung zu genießen, ehe ich mich auf dem Weg nach Hause mache. Ich habe heute mein Handy vergessen, mitzunehmen und das ist der Grund, wieso ich nicht in der Lage gewesen bin, mich bei meinen Eltern zu melden. Hoffentlich machen sie sich keine allzu großen Sorgen um mich. Immerhin habe ich mich um meinen besten Freund gekümmert und das werde ich ihnen gleich erklären müssen, damit sie mir nicht böse sind. Vielleicht hat einer meiner Elternteile Hyunjin angerufen, da sie von ihm die Nummer haben. Hoffentlich konnten sie sich verständigen, damit sich gerade keiner um mich Sorgen machen muss. Schließlich bin ich nicht in Lebensgefahr, sondern mein bester Freund ganz wahrscheinlich, wenn ich nicht gut genug auf ihn aufpasse.

,,Ja, ich verspreche es dir. Wenn ich was trinken will, dann Wasser oder Kaffee, wie du es gesagt hast." murmelt Jeongin vor sich hin, ehe ich ihn ein wenig bei seiner Aussage verbessere: ,,Naja.. abends solltest du besser keinen Kaffee trinken, sondern lieber einen Tee. Aber im Nachhinein ist es gleich, solange es kein Alkohol ist." ,,Okay.. ich passe auf mich auf." Meint Jeongin und ich äußere noch als Anmerkung: ,,Ich werde nicht so viel erreichbar sein können, aber für den Fall, dass du kurz davor bist, rückfällig zu werden: Ruf Hyunjin an und er kommt sofort zu dir, okay?" Es wird ihm allerdings nicht leicht fallen, an neues Alkohol dranzukommen, da ich jede Flasche für ihn entsorgt habe.

,,Werde ich," von Jeongin, welcher mir noch einen kurzen Kuss auf die Wange drückt. Mein bester Freund kann wirklich süß in diesem Zustand sein. ,,Okay, dann bis morgen hoffentlich, also falls du in der Lage bist, zur Schule zu kommen." ,,Ja, ich werde es morgen versuchen, versprochen. Bis Morgen." Von Jeongin und schon bin ich weg. Der Fakt, dass Jeongin morgen zur Schule kommt, zaubert mir ein sanftes Lächeln ins Gesicht. Ich habe schon ein wenig Angst davor gehabt, dass er weitere Tage nicht kommen kann, wobei ich schon verstehen kann, wenn er ein wenig Auszeit braucht.

Ich bin inzwischen schon in meinem Bus, mit dem ich eine Weile fahren muss, bis ich bei mir bin. Irgendwie habe ich gleich Angst davor, mit meinen Eltern darüber zu reden. Aber irgendwie auch nicht. Wenn ich Glück habe, dann haben sie Hyunjin kontaktiert, der ihnen Bescheid sagen konnte, wo ich bin und was ich gerade treibe. In der Regel melde ich mich nie ab, wenn es nicht aus gesundheitlichen Gründen ist, allerdings habe ich mir viel zu große Sorgen um Jeongin gemacht und deswegen musste ich dies tun. Außerdem würde das eine Mal meine Noten nicht runterziehen, geschweige denn irgendwie beeinflussen. Mir ist das egal.

Irgendwann steige ich auch aus und ich muss noch paar gute Meter gehen, bis ich nun vor dem Haus meiner Eltern stehe, in dem ich natürlich auch wohne. Ich weiß tatsächlich nicht, für wie lange noch. Einerseits fühle ich mich bei meiner Familie zu Hause richtig wohl und ich halte mich gerne an diesem Ort auf, welcher gleichzeitig auch mein Rückzugsort ist. Anderseits will ich eigenständig werden. Meinetwegen kann ich mit einem wichtigen Freund oder mit meinem zukünftigen Partner in eine Wohngemeinschaft ziehen und gemeinsam lernen, wie das Leben funktioniert.

Einmal hole ich ganz tief Luft, ehe ich die Haustür aufschließe. Ich betrete das Haus und schließe die Tür hinter mir. ,,Hallo Eomma. Hallo Appa." begrüße ich sie, wodurch ich sofort die volle Aufmerksamkeit bekomme. ,,Hallo Seungmin. Kommst du mal ins Wohnzimmer?" von meiner Mutter. Ich kann aus ihrem Stimmklang ganz schlecht entnehmen, wie sie im Moment drauf ist. Sie könnte ganz gute Laune haben. Sie könnte genauso launisch und angespannt sein. Ich muss es jetzt herausfinden und dies ist der Grund, wieso ich mich jetzt auf dem Weg zum großen Wohnzimmer mache, in dem meine Mutter und mein Vater sich befinden und es sich auf unserer Couch bequem gemacht haben.

,,Hey da bist du ja! Was ist denn passiert? Weswegen hast du dich von der Schule abgemeldet und wieso hast du dein Handy in der Küche liegen lassen?" fragt meine Mutter direkt ein wenig besorgt, obwohl sie ihr Lächeln ganz gut beibehalten kann. Ich zucke mit den Schultern und äußere als erstes: ,,Es tut mir Leid, dass ich zu inkompetent gewesen bin, um an mein Mobilgerät zu denken. Ich verspreche euch, dass es nicht noch einmal passieren wird, ja?"

Ich hole einmal ganz tief Luft, ehe ich fortsetze: ,,Es ist so.. Jeongin geht es nicht gut und er hat etwas getan, was er nicht tun sollte, weswegen ich zu ihn musste, um ihn aufzuhalten, wisst ihr?" ,,Oh nein.. was hat denn Jeongin?" fragt mein Vater, welcher ein wenig schmollt. Ich beantworte ganz ehrlich: ,,Er hat ein kleines Alkoholproblem und ich habe alle seine Flaschen aufgesammelt. Zudem habe ich versucht, ihn ein wenig abzulenken, damit er nicht in Versuchung kommt." ,,Wow.. also wir wissen, dass es ihm nicht so hervorragend geht, aber dass er schon so weit geht? Es darf so nicht weitergehen. Wir müssen uns was für Jeongin einfallen lassen, bevor es noch schlimmer wird." merkt meine Mutter an und ist übersorglich wie sonst immer auch. Das macht ihre süße Art ganz besonders aus.

,,Natürlich werden wir uns darum kümmern. Ich sorge dafür, es erstmal auf eigener Faust zu lösen und wenn es inzwischen nicht mehr geht, dann werde ich für Jeongin nach Therapieplätze suchen. Aber jetzt erstmal... gehe ich nach oben." kündige ich an, und plötzlich bekomme ich von meinem Vater folgende Anmerkung zu hören: ,,Du willst schon nach oben? Ich rate mal: Du willst mit Chan telefonieren, nicht wahr?" Beide grinsen bereit und ich bin nichts weiter als verwirrt. Das stimmt, dass ich in der Regel mit Chan telefoniere, wenn ich mich schon sehr früh auf dem Weg nach oben auf mein Zimmer mache, doch ich bin ganz ehrlich: Wegen Jeongin habe ich für Chan wirklich keinen Kopf gehabt.

,,Nein? Wie kommst du drauf, Appa?" frage ich, doch meine Mutter beantwortet mir die Frage schnell: ,,Denkst du wir bekommen das nicht mit? Immer wenn du ganz früh nach oben gehst, dann telefonierst du mit Chan. Manchmal stellen wir uns vor die Tür, um sicherzugehen, dass du wirklich mit Chan telefonierst. Du scheinst wirklich gut mit ihm zu sein. Er behandelt dich ja wie ein Prinz."

,,Ehh..." von mir, wobei ich immer verlegender werde. Wie kann meine Mutter so etwas sagen? Doch das ist auch nicht alles, denn auch mein Vater möchte seinen Senf dazugeben: ,,Kein Wunder, dass Seungmin mit uns letztens noch über Sexualitäten geredet hat."

,,Appa! Eomma!" brülle ich und ich spüre, wie warm es mir ist. Mein Gesicht ist sicherlich auch komplett rot angelaufen, was mich nicht mehr wundert. Es macht mich nervös, wenn über Chan gesprochen wird, doch das ist absolut nichts Neues.

,,Ich bin.. einfach nur müde und erschöpft. Ich gehe mich ein wenig früher ausruhen. Wo ist denn mein Handy?" will ich noch wissen und schaue beide aufmerksam an. ,,Ich habe es dir ins Zimmer gelegt, mein Großer. Dann wünschen wir dir gute Nacht. Schlaf gut." wird meine Mutter los. Ich wünsche meinen Eltern ebenso ganz schnell noch ,,Gute Nacht", ehe ich auf mein Zimmer verschwinde und die Tür hinter mir schließe.

ᴅᴏɴ'ᴛ ᴅᴇɴʏ ˢᵉᵘᶰᵍᶜʰᵃᶰ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt