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PoV. Seungmin

Langsam wache ich auf und ich spüre, dass er nicht mehr neben mir liegt, als wäre es ein Traum gewesen, dass Chan gestern mit mir auf meinem Bett gelegen hat und mir alles Wichtige zu seiner bitteren Vergangenheit – und sogar Gegenwart – erzählt hat. Wahrscheinlich ist er einfach schon früher wach und hat sich auf die Terrasse zurückgezogen, denn das kann ich mir am ehesten vorstellen. Sollte ich besser nach ihm schauen?

Ja, sollte ich. Aus diesem Grund stehe ich auf und mache mich in meinem Zimmer auf die Suche nach meinen Hausschuhen, da ich sehr ungern barfuß auf die Terrasse will. Ich gehe an mein Fenster vorbei und realisiere plötzlich, dass es über die Nacht geschneit hat. Das ist der erste Schnee, den ich in Dezember zu Gesicht bekomme.

Ich öffne mein Fenster und blicke nach unten, da die Terrasse direkt unter meinem Fenster ist. Und ein Glück befindet sich auf dieser Chan, welchen ich auf mich aufmerksam mache. ,,Guten Morgen, Hyung!" rufe ich aus dem Fenster heraus und nachdem sich Chan stark zuckend zu mir gedreht hat, winke ich ihm sogar zu. ,,Guten Morgen, Minnie! Kommst du mit runter?" fragt mich Chan und schenkt mir ein sanftes Lächeln. Ich nicke leicht und kündige an: ,,Gib mir zwei Minuten. Ich suche noch schnell meine Jacke."

Das Fenster schließe ich wieder, da es wirklich arschkalt draußen ist. Nun denn, schnell begebe ich mich zu unserem Flur, in dem meine schwarze Winterjacke hängt. Nach dieser greife ich und ziehe diese über mich, während ich mich auf dem Weg zu unserer Terrasse mache. Dort angekommen bekomme ich direkt Chan zu Gesicht, welcher wieder wohlig an seiner Kippe zieht. Ich schleiche mich langsam zu ihm und umarme ihn dann von hinten, nachdem ich ihn erreicht habe. Mein Hyung zuckt leicht zusammen, doch er gewöhnt sich schnell an diese Berührungen und drückt sich dementsprechend etwas mehr an mich.

,,So wird man doch ganz gerne begrüßt." Kommentiert Chan, welcher wieder einen Zug zu sich nimmt. Ich beobachte ein wenig die glühende Flamme und erneut frage ich mich, wieso mich diese wieder aus dem Konzept bringt. Auch wenn ich Kerzen in meinem Zimmer anzünde, habe ich das Gefühl, dass die Flammen mich in eine andere Welt mitreißen. In einer Welt, in der es mir erlaubt ist, zu träumen.

,,Freut mich zu hören." werde ich ganz knapp los, ehe ich ihm einen Kuss auf seinem Hinterkopf drücke, da ich viel zu groß bin, um ihm einen Kuss auf den Nacken zu geben. Chan scheint dies ziemlich zu gefallen und beruhigt sich ganz gut damit. ,,Weißt du, Hyung? Das ist unser erster Schnee in Dezember. Es freut mich sehr, dass du diesen miterleben darfst." Muss ich kurz anmerken, ehe Chan mir plötzlich mitteilt: ,,Das ist mein erster Schnee überhaupt. Ich finde es krass, dass ich diesen endlich zu Gesicht bekommen kann. Mir gefällt es sehr."

,,Super.. dann freue ich mich sehr für dich, dass du endlich deinen ersten Schnee gesehen hast." Werde ich los, was ich mir eigentlich gar nicht vorstellen kann, da es jedes Jahr bei uns schneit. Australien ist gefühlt eine andere Welt. Nun bin ich damit beschäftigt, mit Chan ein wenig zu kuscheln. Während er friedlich an seiner Kippe zieht, kraule ich seine Kopfhaut. Ich beobachte ihn weiter und ich kann nicht anders, als zu fragen: ,,Es geht mich zwar nichts an, aber weswegen rauchst du?"

Er dreht sich in meiner Umarmung zu mir um, wodurch wir uns in die Augen schauen. Seinen Kopf neigt er zu mir nach oben, damit sich unsere Blicke treffen können. Ich warte ein wenig auf eine Antwort, bis Chan folgendes von sich gibt: ,,Nein, alles gut! Ich habe mit dem Rauchen angefangen, um ein wenig runterzukommen. Die Schule und meine Familie haben mich sehr gestresst. Also es hilft mir grundsätzlich, meinen Stress abzubauen. Jetzt kann ich einfach nicht mehr aufhören und ich will damit auch erstmal nicht aufhören."

Er hat ein Stichwort genannt, welches ich als besonders wichtig für mich erachte: ,,Stress abbauen.." Dies nuschele ich eher vor mich hin. Naja, eigentlich habe ich gedacht, dass ich es in meinen Gedanken gesagt hätte, doch eigentlich habe ich dies vor meinem Hyung ausgesprochen. Chan spricht dann folgendes an: ,,Ja genau... in Sydney bin ich ziemlich stark in Stress gewesen. Meine Eltern machen mir das Leben zur Hölle und die in der Schule fühlt es sich an, als wäre ich in einem schlechten Horrorfilm. Anders ist das alles nicht auszuhalten."

,,Lässt du mich probieren?" kommt mir plötzlich in den Sinn, was Chan ziemlich überrascht. Er lacht spöttisch auf, ehe er für sich wiederholt: ,,Probieren will er es. Probieren. Bist du dir da sicher? Du hast wirklich keine Ahnung davon, was das auslösen kann." Ich weiß, dass ich keine Ahnung habe, doch das macht es doch interessanter oder nicht?

Na gut, es ist paradox, dass ich das Jeongin konsequent verbiete, doch er hat sich wirklich stark damit geschadet. Wenn ich einmal probiere, dann würde die Welt doch nicht untergehen. Ich will Chan verstehen können. Und Jeongin früher. Changbin früher. Wieso man auf die Idee kommt, eine schädliche Substanz ein- und auszuatmen.

,,Ich meine das schon ziemlich ernst. Lässt du mich probieren oder nicht?" frage ich noch einmal, bis mir Chan dann folgendes sagt: ,,Uhm also.. an sich kann ich dir eine Stange geben, allerdings will ich später nicht von dir hören, dass es meine Schuld ist, wenn du süchtig wirst." Ich nicke zur Bestätigung und direkt drückt mir Chan eine Zigarette mit einem Feuerzeug an die Hand. Was mache ich hier eigentlich? Was ist mein Ziel? Ist das die Flamme oder einfach der Wunsch, vom Stress runterzukommen, den ich habe?

Es wäre ein Traum, diesen Stress zu verringern. Und dafür würde ich wortwörtlich alles tun. Auch wenn es mir schlussendlich schadet.

Chan zieht das letzte Mal schmunzelnd an seiner Kippe, ehe er diese abrupt entsorgt. Ich warte darauf, dass er zurückkommt, da ich nicht alleine sein will, wenn ich dies probiere. Nun ist Chan da, welcher mich erwartungsvoll anschaut. ,,Na worauf wartest du?" kommt aus Chans Mund und lächelt mich dabei an. ,,Wenn es dir nicht schmecken sollte, dann kannst du die Kippe mir geben." merkt er an, doch ich lasse nicht zu, dass er den ganzen Rest bekommt, wenn es mir nach einem Zug nicht gefällt. Also muss ich bis zum Ende durchhalten? Hilfe.. wie macht man das?

Unsicher blicke ich auf die Kippe, welche ich nun in den Mund stecke. Chan blicke ich ein wenig nervös an und was macht mein Hyung? Er lacht mich aus! Oder lacht er mich an? Eins der beiden macht er auf jeden Fall.

Er stellt sich direkt vor mich und nimmt mir das Feuerzeug ab. ,,Kein Grund zur Sorge, Minnie. Von einer Kippe ist noch niemand gestorben." meint Chan, welcher mir die Stange anzündet. Ich greife nach dieser und ziehe einmal ganz vorsichtig, um nicht husten zu müssen, doch es hat leider ganz und gar nicht geklappt. Ein Glück sind meine Eltern nicht hier, denn sie hätten mich genauso ausgelacht, wie es Chan Hyung tut. Während ich dabei bin, zu husten, klopft mir Chan stark auf dem Rücken, damit das ganze Husten langsam aufhört. Worauf habe ich mich hier wieder eingelassen?

,,Danke Hyung.." nuschele ich leise vor mich hin. Das ist mein erster Zug gewesen. Und trotzdem habe ich es mir schlimmer vorgestellt. Vor allem geschmacklich. Nun denn, ich ziehe ein weiteres Mal und ich merke, dass ich gleich wieder husten muss, doch diesmal ist es nicht so schlimm, wie beim ersten Zug. Der ganze Zug selbst ist viel angenehmer gewesen. Ich puste den ganzen Rauch aus meinem Mund raus, ehe ich Chan frage: ,,Wann hast du denn damit angefangen?"

,,Ich glaube.. seit ich im unserem Alterssystem dreizehn gewesen bin. Also nach koreanischem Alter vierzehn. Ich bin mir jetzt aber auch nicht so ganz sicher." meint er, doch irgendwie bereitet diese Antwort mir sorgen. Er hat ziemlich früh angefangen, was bedeutet, dass seine Eltern ihn schon wirklich lange fertig machen. Tuen sie auch, denn Chan Hyung hat mir alles erzählt.

Ich ziehe ein drittes Mal und der Zug ist schon viel angenehmer, auch wenn der Geschmack etwas gewöhnungsbedürftig ist. Allerdings kann ich Chan verstehen, wenn er sagt, dass das Rauchen ihn sehr beruhigt. Vielleicht ist das jetzt auch nicht meine letzte Kippe gewesen. Mal sehen.

Irgendwann bin ich auch fertig und ich frage Chan plötzlich: ,,Hast du Lust, zu frühstücken?" Dabei schenke ich ihm ein sanftes Lächeln. ,,Ja.. sehr gerne." wird mein Hyung los, ehe er nach meiner Hand greift. Zusammen machen wir uns auf dem Weg zu unserer Küche, in der ich Chan etwas zaubern kann. Ich muss nur überlegen, was?

ᴅᴏɴ'ᴛ ᴅᴇɴʏ ˢᵉᵘᶰᵍᶜʰᵃᶰ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt