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PoV. Seungmin

Mathe habe ich jetzt. Ich mag Mathe wirklich sehr gerne und es wäre auch nicht übertrieben, wenn ich zugebe, dass Mathe eines meiner Lieblingsfächer ist, allerdings bin ich heute sehr unkonzentriert und da kann ich mir selbst nicht beantworten, wieso dies der Fall ist.

Vorne steht mein Lehrer und erklärt uns den neuen Stoff, den ich im Handumdrehen merken würde, wenn ich es mir kurz anschaue, allerdings ist mir nicht danach, wirklich im Unterricht aufzupassen. Sonst melde ich mich wirklich viel und sonst weiß ich auch, was ich sagen kann, allerdings ziehe ich mich heute zurück, da mir die Konzentration für das anspruchsvolle Fach fehlt.

„Hyung?" ist alles okay?" fragt mich plötzlich Jeongin, der an mir rüttelt, als hätte ich geschlafen.
„Alles gut! Ich bin nur in Gedanken vertieft gewesen." äußere ich kurz, ehe ich mich kurz nach vorne wende, um zu gucken, wie viel Neues der Lehrer an die Tafel dran geschrieben hat. Ohne versuchen zu verstehen, worum es geht, schreibe ich den Inhalt zügig ab und ich schaffe es nicht, zu Ende mitzuschreiben, da ich wieder in meine Gedanken verfalle. Doch was ist es diesmal?

Es ist Chan.

Ich habe schon die ganze Zeit an Chan gedacht, doch ich will es verleugnen. Ich verschwende nur meine Zeit, wenn ich nonstop an das Gespräch von gestern denken muss. Ich habe Chan wirklich gesagt, dass ich mit ihm zusammen kommen werde, wenn ich erkenne, dann ich auch mit Jungs etwas anfangen könnte. Vielleicht wird es schneller gehen, als ich bis jetzt gedacht habe, da ich sowieso von Freunden umzingelt bin, die ganz und gar nicht hetero wie ich sind.

Wieso bringt mich das zum Nachdenken? Ja, ich breche mir den Kopf darüber zusammen, da ich einfach nicht wahrhaben will, dass er sich in mich verliebt hat. Es tut einfach nur weh, ihn damit zu verletzen, indem ich seine Gefühle nicht erwidere. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass ich ihn deswegen verletzt habe.

„Seungmin? Jetzt im Ernst.. mit dir stimmt was nicht und das sehe ich auch! Also.. wenn dich etwas bedrückt, dann sag es mir bitte. Ich will dir irgendwie helfen." flüstert Jeongin in mein Ohr, wodurch ich wieder in die Realität gerissen werde. Immer dieser Zwiespalt zwischen Vorstellung und Realität. Ich gebe nichts Großartiges von mir. Einfach ein kurzes Nicken soll genügen, um zu bestätigen, dass ich ihm gleich reden werde.

„Wirst du mir also gleich in der Pause erzählen, was los ist?" fragt Jeongin einfach, während sich auf dessen Lippen ein leichtes Lächeln bildet, wodurch man seine schwarze Zahnspange sehen kann. So bezaubernd dieser Junge. „Okay Innie... ich erzähle dir alles, was du wissen willst, aber-"
„Aber was?" von Jeongin, der ziemlich ungeduldig zu Schein mag. Typisch für ihn.

„Ich will, dass du es erstmal für dich behältst. Ich muss erstmal lernen, damit umzugehen, weißt du?" von mir, während ich meinen Kopf etwas zu Jeongin neige, um ihm besser zuzuhören.

„Okay, ich verspreche es, niemand anderem weiterzusagen." nuschelt Jeongin, ehe er sich weiter an seinen Notizen setzt, da wir noch einiges abschreiben müssen.

Schon fünf Minuten ist es her, als es zur Pause geläutet hat. Jeongin ist wieder so nett gewesen und hat uns Kaffee geholt. Ich nehme den ersten Schluck Kaffee zu mir und bei jedem einzelnen Schluck realisiere ich, dass ich niemals ein Fan von Kaffee sein werde, egal wie sehr man mich dafür anstiften würde. Ich mache das nur mit, weil Jeongin Kaffee liebt und auch, weil unsere Schule leider keinen Kakao verkauft und der Tee hier ist einfach nur zum kotzen ist. Da trinke ich lieber den Kaffee, allerdings.. wie schön wäre es doch, wenn man gemeinsam auf einer Bank sitzt und gemeinsam Kakao trinkt?

Was mag Chan wohl lieber? Kaffee oder Kakao? Vielleicht frage ich ihn das beim nächsten Telefonat. Ich freue mich schon.

„Okay Hyung. Jetzt kannst du mir davon erzählen, wenn du bereit dafür bist. Woran denkst du die ganze Zeit?" fragt er so ziemlich aus Neugier, aber auch, weil er sich zutiefst um mich sorgt. Ich weiß, dass mein bester Freund niemals wollen würde, dass es mir schlecht geht. Er ist so gut zu mir und deswegen verdient er es, die Wahrheit zu erfahren.

„Chan... ich denke die ganze Zeit über Chan nach." gebe ich ehrlich zu, ehe ich den nächsten Schluck Kaffee zu mir nehme. Ich mag das Zeug nicht. Immer noch nicht. Allerdings muss ich irgendwie wach werden. Nicht einmal die Gedanken halten mich wirklich wach. Ich bin so müde, da ich letzte Nacht die ganze Zeit über Chans Worte nachgedacht habe.

Wir kennen uns noch nicht so lange und jetzt schon treibt mich dieser Junge in den Wahnsinn.

„Er... er hat mir gestern beim Telefonieren seine Liebe gestanden... und..." nuschelt ich vor mich hin, doch bevor ich weiterreden kann, unterbricht mich Jeongin, indem er mir schon fast ins Ohr schreit: „OMG SEUNGMIN! WIE?? ER LIEBT DICH?? HYUNJIN UND ICH HATTEN RECHT!!"

„Aua mein Ohr...." nuschele ich, während sich auf meinen Lippen ein stark sichtbares Schmollen bildet.
„Sorry Hyung... mach dir keine Sorgen.. ich erzähle Hyunjin nichts davon, ja? Ich werde mich an deine Worte halten. Okay Hyung, erzähle weiter!" meint Jeongin, der mich mit einem bezaubernden Lächeln im Gesicht anschaut.

„Auf jeden Fall...." von mir.
„... Chan meinte auch zu mir, dass ich mich nicht als Hetero sehen soll, wenn ich noch nie in meinem Leben einen Erkenntnismoment gehabt habe."
„Was meint Chan damit?" fragt Jeongin etwas verwirrt, während er mich mehr an sich drückt. Dieser Junge riecht sehr stark nach Kaffee. Wundert mich nicht, wenn er ein Kaffee-Fanatiker ist.

„Dass ich einen Menschen gefunden habe, der mir hilft, meine Erkenntnis zu finden."
„Hyung... ich bin dumm wie Brot. Bitte rede Klartext!" meint Jeongin ziemlich belustigt, was mich selber zu lächeln bringt.
„Dass ich einen Menschen finde, der meine Erkenntnis ist. Dieser Mensch bringt mich dazu, meine Sexualität zu hinterfragen. Dieser Mensch entscheidet darüber, was meine Sexualität ist, sozusagen."

„Ahhhhhh!" ruft Jeongin, ehe dieser seinen Kaffee austrinkt und versucht, den Winkel zu berechnen, um den Mülleimer zu treffen. Allerdings reiße ich ihm den Becher aus der Hand, da ich weiß, dass er nicht treffen wird. Dementsprechend schmeiße ich den Becher in den Mülleimer und meinen Becher gleich mit, da ich diesen ziemlich zügig ausgetrunken habe.

„Und was ist dann passiert, Hyung?" fragt Jeongin aus Interesse und kuschelt sich dabei an meine Brust. Ich ziehe ihn zu mir auf dem Schoß, damit wir besser miteinander kuscheln können. Ich liebe es, mit Jeongin zu kuscheln.

„Wir haben eine Wette gemacht: Finde ich meine Erkenntnis, soll ich es Chan mitteilen. Wenn ich nicht hetero bin, sondern mir vorstellen kann, auch mit Jungs zusammen zu sein, dann kommen wir zusammen. Wenn nicht, dann bleiben wir trotzdem noch Freunde.. hoffentlich, denn... Chan ist wirklich toll! Er ist mir in so kurzer Zeit sehr wichtig geworden..." erzähle ich Jeongin einfach, da er das Recht dazu hat, es zu erfahren. Er ist mein bester Freund und da will ich gerne seine Meinung dazu wissen.

„Uhhh... das ist ja mal eine sehr coole Wette! Dann hoffe ich mal, dass du den Weg zu deiner Erkenntnis findest. Mich interessiert es ebenso brennend, bei wem oder was du dich angezogen fühlst." sagt Jeongin mit einem sanften Stimmklang.

„So aus Neugier... wie würdest du reagieren, wenn ich und Chan ein Paar wären?" frage ich plötzlich aus Neugier. Ich weiß nicht, wie ich auf diese Frage komme. Ah, es ist einfach die Neugier!

„Ich würde mich wirklich stark für euch freuen, weil ihr beide richtig gut zusammen passt. Sei nicht so schüchtern Hyung! Gib Chan eine Chance und verbringe viel Zeit mit ihm, um zu gucken, ob es doch funktionieren könnte." von Jeongin und etwas sagt mir, dass er uns beide shippt. Es macht mir irgendwie nichts aus. Kein Plan, wieso.

Es ist einfach ein schönes Gefühl, von anderen Leuten gesagt zu bekommen, dass man zu einem bestimmten Menschen gut passt. Da will man diesen Menschen umso mehr kennenlernen.

Deswegen will ich Chan diese Chance und Möglichkeit geben!

ᴅᴏɴ'ᴛ ᴅᴇɴʏ ˢᵉᵘᶰᵍᶜʰᵃᶰ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt