Kapitel 22 (Spieltag 10)

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„Annie, es ist gut!", versuchte mich Ashton zum Verstand zu bringen. Ich schluchzte und ließ mich von ihm wieder in die Arme ziehen. Ich konnte nicht mehr und brauchte nun jemanden, der mich stützte. „Pscht.", murmelte Ashton, während er mir über den Rücken strich. Es half. Nach einer Weile beruhigte ich mich und wischte mir die Tränen weg.

„Ich hab ihm nichts erzählt, Ash! Wirklich, er weiß nichts! Bitte, bitte!", bettelte ich heiser, während ich ihn mit riesigen Augen ansah. Ich hatte Angst um Michael.

„Ist schon gut, es ist vorbei, Annie! Aber sag es Michael auch nochmal, er machte sich wirklich Sorgen.", seufzte Ashton und schloss mich erneut in die Arme. Ich nickte eilig. Erstaunt realisierte ich, dass es wirklich vorbei war.

„Ehm, ich habe noch eine Bitte...", flüsterte ich und löste mich von ihm. Er zog eine Augenbraue hoch und blickte mich auffordernd an. Ich hatte keine Wahl. Ich musste ihn darum bitten. „Schließ mit dem Spiel ab. Egal, ob Luke nun mit der Brünetten zusammenkommt, tu ihr nicht dasselbe an, okay?" Wir schwiegen beide. Ich wusste, dass es eine schwere Entscheidung für ihn war. Es hieß, dass er Luke vergeben musste.

„Okay.", antwortete er schließlich und ich atmete erleichtert aus. Obwohl ich sie schon aus Eifersucht nicht mochte, tat es gut zu wissen, dass sie das Spiel nicht kennenlernte. „So ich bringe sich nun zum Mädchenklo, dann gehen wir deine Sachen holen und dann können wir in den Unterricht.", lächelte Ashton auf mich runter. Ich nickte zustimmend.

Fünf Minuten später kamen wir im Physikraum an. Ich ließ mich neben Alice nieder, als unser Lehrer hereinkam. Aufmerksam verfolgte ich den Unterrichtsstoff bis mich eine Hand störte. Alice schob mir ein Zettel rüber und ich passte den richtigen Augenblick ab um ihn zu lesen.

Du siehst fertig aus. Was hast du denn so lange auf dem Klo gemacht? Geht's dir schlecht?

Ich schielte zu ihr rüber, doch sie hatte ihren Blick auf die Tafel gerichtet.

Ich war nicht auf Klo... Bin praktisch in Luke reingerannt, der mit einer Brünetten geknutscht hat.

Ich schob ihr den Zettel zurück und tat so, als würde ich wieder dem Lehrer zuhören. Alice Antwort kam schnell.

Oh nein, meine Kleine :( Ich hätte mal nachgucken gehen sollen, als du nicht zurück kamst...

Ich las den Zettel und brauchte eine gefühlte Ewigkeit für die Antwort.

Schon gut. Ash hat den Part übernommen.

Ich runzelte die Stirn und schob den Zettel zu Alice. Drei Sekunden vergingen in denen ich mir meine Worte nochmal durch den Kopf gingen ließ. Moment, hatte ich etwa Ash draufgeschrieben?! Meine Augen weiteten sich. Ich gab mich der dummen Hoffnung hin, dass Alice das nicht auffiel, doch runzelte sie die Stirn, als sie auf das Blatt blickte. Langsam schob sie ihn zu mir und ich bekam Angst. Ashtons Name war bei unserem ersten Gespräch gefallen. Das war jetzt vierzehn Tage her. Konnte sie sich daran noch erinnern? Vorsichtig blickte ich auf den Zettel.

Wer ist denn Ash? Ein Bekannter, denn du mir noch nicht vorgestellt hast? ;)

Ich atmete erleichtert aus. Anscheinend erinnerte sie sich daran nicht, aber ich musste unbedingt vorsichtiger sein! Und dafür sorgen, dass meine Freunde nie Fletchers richtigen Namen kennenlernten.

Ash steht für Ashley. Sie ist in meinem Leichtathletikkurs ;)

Ich hoffte sie würde die Lüge schlucken! Aber warum nicht? Es klingelte und mir fiel auf, dass ich im Unterricht schon wieder nichts geschafft hatte. Das ging nun seit zwei Wochen so und wenn sich nicht bald etwas änderte, konnte ich mich aufs Wiederholen der Klassenstufe gefasst machen. Dann wusste ich ja nun, was ich nachmittags machen konnte.

The sun between the moonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt