Kapitel 30 (Spieltag 14)

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Schweißgebadet schlug ich meine Augen auf. Mein Wecker klingelte in meinen Ohren und meine Brust hob und senkte sich unter meiner Decke. Ich starrte für ein paar Sekunden in die Dunkelheit, dann schaltete ich den Wecker aus und tapste zum Lichtschalter. Das Licht stach mir in die Augen.

Ich blinzelte und öffnete meinen Schrank. Neben Unterwäsche und Socken fanden eine schwarze Jeans und ein T-Shirt zusammen mit einer Kapuzenjacke den Weg in meine Hand. Ich stieg im Badezimmer unter die Dusche und war vollkommen damit beschäftigt nicht wieder einzuschlafen.

Nachdem ich mich komplett fertig gemacht hatte, ging ich in die Küche. Überrascht blieb ich stehen, als ich meine Mum am Tisch sitzen sah. „Mum, geht's dir besser?", fragte ich verschlafen. Sie lächelte und schob mir einen Teller mit einem Brot über den Tisch.

„Naja, die Arbeit wartet. Ich werde das heute schon packen.", murmelte sie, während ich ins Brot biss. „Oh und wann kommst du nach Hause?", fragte ich mit vollem Mund. Sie nahm irgendeine Zeitung in die Hand und zuckte abwesend mit den Schultern. „So wie immer, wahrscheinlich..."

Ich nahm den letzten Bissen in den Mund und stellte den Teller in die Spüle. Dann ging ich ins Bad, putzte mir die Zähne, nahm meine Tasche und den Autoschlüssel. „Tschau Mum, ich muss nun los. Pass auf dich auf und geh es langsam an.", verabschiedete ich mich und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

Als ich dann im Auto saß, war ich mit den Gedanken schon ganz wo anders. Ich hoffte Luke und Alice würden alles so mitmachen. Ich fuhr alleine zur Schule, da Alice mit Calum fuhr und ihm seine Rolle nahelegte. Nach einer Weile schaltete ich das Radio aus. In meinem Kopf drehte sich alles um heute Abend und ich hatte das Gefühl, die Musik brachte meinen Kopf zum Bersten.

Ich fuhr auf den Schulparkplatz und erblickte Luke mit Ashton und Michael. Luke begrüßte Mikey flüchtig und schob sich langsam an Ashton vorbei. Ich konnte nicht sehen, ob sie miteinander sprachen, doch wirkte die Situation angespannt.

Ein Hupen riss mich aus dem Moment und ich parkte eilig ein. Ich öffnete die Autotür und wurde von drückender, feuchter Luft erschlagen. Es würde heute gewittern. Ganz sicher. Perfekt für mein Vorhaben, dachte ich abfällig und ging in den Unterricht.

Ich saß neben Alice. Ausnahmsweise schwiegen wir. Während Mr. Hupert uns eine Predigt über Kreuzzüge im Mittelalter hielt, starrte ich auf die Uhr. Ich hing am Sekundenzeiger, als ein plötzliches Rumsen mich zusammenschrecken ließ. Mein Lehrer hatte seine Bücher auf das Pult geschmissen und lächelte süffisant in die Runde. „Sind jetzt alle wach, ja? Gut, dann wird mir nun bitte jeder seine Hausaufgaben aushändigen, bevor Sie in die Pause gehen.", erklärte er.

Ich strich über mein nicht sehr ausführlich beschriftetes Blatt. Ein Glück hatte ich gestern tatsächlich die Hausaufgaben gemacht. Ich gab meinen Text ab und verließ den Raum. Während Alice sich mit Calum traf, schritt ich zum Mädchenklo.

„Annie? Warte mal! Ann!", hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich zu Ashton um. „Was gibt es?", antwortete ich kalt. Ich verbarg meine zitternden Hände hinter meinem Rücken. „Ich muss mit dir reden." Wir standen uns gegenüber. Er überragte mich nicht viel.

„Schieß los.", forderte ich. Ein Blick von ihm sagte mir das, was er nicht aussprach. „Wir unterhalten uns im Vorbereitungsraum für Darstellen und Gestalten." Mit den Worten verschwand ich ins Mädchenklo und ließ ihn stehen.

Ich stand vorm Spiegel und hielt meine Hände unter kaltes Wasser bis sie fast taub waren. Vielleicht konnten wir es wirklich beenden. Er müsste nur der Kamera gegenüber äußern, was er getan hatte. Ich würde zur Polizei gehen und Luke und Alice könnten die Echtheit des Geständnisses bezeugen. Und dann konnte ich neu anfangen, vielleicht ein Auslandjahr machen, vielleicht würden Luke und ich wieder zusammen kommen.

The sun between the moonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt