Kapitel 28 (Spieltag 13)

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Grinsend stieg ich in Alice Auto. Sie blickte mich schräg an. „Was ist denn mit dir los?", fragte sie misstrauisch, nachdem sie den Motor gestartet hatte. Ich verdrehte die Augen. „Darf ich denn nicht mal gut gelaunt sein?", tat ich beleidigt und Alice schüttelte den Kopf.

„Nein, wenn Fletcher oder Ashton oder wie auch immer sein Name ist wirklich gefährlich wäre, dürftest du nicht gut gelaunt sein." Die Stimmung im Auto sank. Wieso glaubte sie mir nicht? War ich wirklich ein so vertrauensunwürdiger Mensch?

„Wieso sagst du sowas? Eine beste Freundin sollte so etwas nicht sagen.", flüsterte ich verletzt. „Es tut mir leid, Ann. Aber ich weiß nicht... Du hast keine Beweise und ich kenne Fletcher. Er ist ein lustiger und netter Typ."

Schweigend sah ich aus dem Fenster. Ich hatte mir einen Plan zurechtgelegt und danach würde sie mir glauben. Sie würde schon sehen, dass ich nicht log.

„Kannst du mich bitte an der Ecke da rauslassen? Ich muss mir noch ein Brötchen kaufen und lauf den Rest dann zu Fuß." Alice nickte leicht und hielt auf einem freien Parkplatz. Ich schnappte mir meine Tasche und stieg aus.

Eigentlich wollte ich nur noch ein bisschen Zeit haben um mir Worte für Ashton zurechtzulegen. Trotzdem trugen mich meine Füße in die Bäckerei und ich kaufte mir ein Schokobrötchen. Diese Dinger riefen bei mir eine regelrechte Sucht hervor.

Ich wollte gerade weiter zur Schule marschieren, da fing es an zu regnen. Genervt durchsuchte ich meine Tasche nach einem Regenschirm. Ich musste ihn zuhause liegen gelassen haben. Ich zog mir meinen Schal so gut es ging über meine Haare und joggte los. Es gab durchaus Situationen, wo es positiv war im Sportkurs zu sein. Selten, aber immerhin.

Während ich versuchte den Pfützen, die sich langsam bildeten, auszuweichen, hielt plötzlich neben mir ein Auto. Die Fensterscheibe senkte sich herab und ich blickte in Ashtons grinsendes Gesicht.

„Na Darling, hast du mich vermisst?", feixte er. Ich ignorierte ihn und lief weiter. Für so einen dummen Spruch musste er nicht anhalten. Das Auto fuhr langsam neben mir her.

„Jetzt steig ein, Ann." Ich knirschte mit den Zähnen und stieg schließlich ein. So eine Chance kam nur einmal. Nass und frierend ließ ich mich auf den Beifahrersitz plumpsen. Ich wickelte meine Haare aus meinem Schaal und seufzte. Sie waren zwar nicht nass, aber dafür elektrisch aufgeladen.

„Nicht schön, aber selten.", kicherte Ashton neben mir. Ich sah ihn böse an. „Konzentrier du dich mal lieber auf den Verkehr.", wies ich ihn zurecht und holte meine Haarbürste aus den Tiefen meiner Tasche.

„Nicht so frech, meine Liebe. Wenn du so weiter machst, hoffe ich, dass du nicht aus Zucker bist.", konterte er und ich schnallte mich ab um wieder in den Regen zu spazieren. Wir würden ja sehen, wer aus Zucker bestand.

Es klackte kurz und ich versuchte die Tür zu öffnen. „Sie ist verriegelt, Süße.", murmelte Ashton und fuhr los. Okay, nun war der Zeitpunkt wohl gekommen ihm mein Spiel vorzustellen... „Schieß los.", murmelte Ashton schließlich. Erstaunt landete mein Blick bei ihm. Seine grünen Augen leuchteten triumphierend. Gib dir keine Blöße, Annie!

„Morgen um punkt zweiundzwanzig Uhr in der alten Autowerkstatt. Du meintest doch, dass ich kommen soll." Er grinste und schüttelte seinen Kopf. „Wieso willst du plötzlich freiwillig kommen?" Ich war für einen Moment aus der Bahn geworfen. „Ich möchte das Spiel nun endlich richtig beenden.", erklärte ich.

Misstrauisch wanderte sein Blick über mich rüber. „Bitte!", bettelte ich, wie ich es schon vorher getan hatte. Er musste glauben, dass ich Angst und Hoffnung hatte... Und er schluckte es. Er nickte, wandte sich ab und als ich gerade durchgeatmet hatte, grinste er. „Aber nur, wenn Alice mitkommt."

Ich schluckte hart. „Was glaubst du, wie das gehen soll?", fragte ich kalt. Wir lieferten uns ein Blickduell und ich brach es erschrocken ab, als ich bemerkte, dass er fuhr und sich auf die Straße konzentrieren sollte.

Okay, dann musste ich halt versuchen, Alice zu überreden. „Wir sind da.", erklärte Ashton. Ich verdrehte die Augen. „Hab ich selbst gesehen. Vielen Dank, wir sehen uns in der Klasse.", gab ich zickig zurück. Ja, so langsam entwickelte sich richtiger Hass auf Ashton.

Während ich zum Klassenraum ging, ärgerte ich mich über mich selbst. Ich hätte so tun sollen, als sei es mir egal, stattdessen hatte ich mich darauf eingelassen. Dieses Mal war es mein Spiel und nicht seins! Und trotzdem hatte er wieder die Führung übernommen.

Mit den Zähnen knirschend begrüßte ich Michael und ließ ich mich auf meinen Platz neben Alice nieder. Meine feuchte Jacke hing ich über den Stuhl, doch meine Hose konnte ich nicht zum Trocknen aufhängen. Sie klebte mir ekelerregend an den Beinen und ich rieb versuchsweise über den Stoff. Viel brachte es mir nicht.

„Was machst du in der Pause?", fragte ich meine beste Freundin schließlich. „Eigentlich wollte ich mich mit Calum treffen... Aber wenn du auch mal etwas mit mir unternehmen möchtest, können wir uns auch morgen in der Pause treffen." Sie machte ein schuldbewusstes Gesicht. „Ich glaube, ich vernachlässige dich etwas seit ich mit Cal zusammen bin..."

Ich legte ihr beruhigend meine Hand auf die Schulter. „Ich war doch auch nicht besser damals mit Luke.", gab ich zu. „Dann in der ersten Pause?" Ich nickte. Lieber Gott, bitte lass dir etwas einfallen! Ich hatte absolut keinen Plan, wie ich Alice überreden konnte oder was ich ihr überhaupt sagen konnte. Die beiden Physikstunden vergingen schmerzlicher Weise wie im Flug.

„Kommst du, Ann?", lächelte Alice mich an, nachdem wir unsere Taschen gepackt hatten. „Ja, wollen wir rausgehen?" Zusammen betraten wir den relativ leeren Hof vor unserer Schule. Wir suchten uns eine stille Ecke und genossen die milden, ersten Sonnenstrahlen. Ich sehnte mich schon nach dem Sommer, obwohl das noch länger dauern würde.

„Ich hab eine Bitte an dich, Alice." Meine Freundin neben mir reagierte nicht, sondern hielt ihr Gesicht weiter mit geschlossenen Augen in die Sonne. „Ashton und ich wollen uns aussprechen und ich möchte dich dabei haben." Meine Lüge ging mir so leicht von der Zunge, dass es mich wunderte.

„Wieso willst du mich dabei haben?" Ihr Körper hatte sich versteift. „Weil ich Angst habe und du nicht." Das war eine eindeutige Lüge. Sie hatte Angst. Das erkannte ich in ihren Augen, die mich nun endlich anblickten. Aber sie konnte es nicht zugeben. Sie hat selbst vor der Polizei gegen mich und für Ashton ausgesagt.

„Wir wollen uns nur aussprechen.", wiederholte ich. „Okay, wo und wann?", gab Alice nach. Ich sah, dass ihr unbehaglich zumute war. Das würde nun nicht leicht werden. „Morgen um zweiundzwanzig Uhr in der alten Autowerkstatt." „Was?!" Sie sah erschrocken aus. „Wieso denn da? Nein, Annie, da ist irgendwas ganz gewaltig faul! Es stinkt zum Himmel..." Ich schluckte.

„Nun ja, du brauchst keine Angst zu haben... Luke wird auch da sein.", stammelte ich. „Luke? Das beruhigt mich jetzt nicht gerade... Luke und Fletcher hassen sich...", machte sich mich an. „Hassen?!", wiederholte ich stutzig. Mir war schon aufgefallen, dass sie sich nicht mochten, aber hassen? „Ja, hassen!", erwiderte sie wütend.

Ich hielt ihren Arm fest umschlossen, als sie sich abwenden wollte. „Bitte Alice! Das ist meine einzige Hoffnung auf ein Ende. Bitte!" Plötzlich standen mir Tränen in den Augen. Alice blickte mich lange an. „Und das ist die Wahrheit? Das alles?" Ich nickte. Ich merkte, wie Alice mit sich kämpfte. Schließlich nahm sie mich in Arm.

„Es tut mir leid. Annie, ich hätte es sehen müssen. Aber ich hatte selbst Angst. Ich wollte es nicht wahr haben. Menschen sehen nur die Dinge, die sie sehen wollen." Ich nickte wieder.

„Und morgen? Kannst du mir versprechen, dass mir nichts passiert?" Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen ab, bevor sie mein Kinn erreichten.

„Wir wollen nur reden. Es wird morgen ein Ende haben.", erklärte ich leise und vermied Blickkontakt. „Okay." Ich sah sie an.

„Aber Calum wird auch mitkommen."

Hallöchen zusammen :D
Mein Laptop ist im Moment schrotti, aber ich habs ja trotzdem geschafft zu updaten ^^
Ich hoffe ihr seid immer noch mit der Story zufrieden! ♡

Es bewegt sich ja nun alles auf das Ende zu und meine Schwester hat die passenden Worte gewählt:
"Wenn du das verkackst, dann bist du am Arsch. Wortwörtlich."
Ich muss euch wohl nicht sagen, dass ich Schiss vor dem Ende habe... Das hab ich nämlich!
Fühlt euch geknuddelt!

The sun between the moonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt