Kapitel 26 (Spieltag 11)

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Meine Starrköpfigkeit brach und ich hielt erschrocken die Luft an. „Woher...?", wisperte ich.

Ashton schritt an mir vorbei und streifte meine Schulter. Er blickte zurück und lächelte. „Du bist eine so miserable Lügnerin, Ann." Ich zuckte zurück. „Warte! Was wird nun...", ich brach ab, als ich sein Lächeln sah. „Was wird nun geschehen? Was wird nun aus dir und Alice? Was wird nun aus dem Spiel? Ist es das, was du fragen wolltest?", beendete er meinen Satz. Ich nickte. „Was würdest du vorschlagen?" Er brachte eine Reihe weißer Zähne zum Vorschein.

„Ich - äh - ich weiß es nicht...", stammelte ich. „Vielleicht... vielleicht könnten wir das alles vergessen? Ich verzeihe dir das Spiel und du mir den Besuch bei der Polizei... Es würde alles werden, wie..." Nein, wie vorher würde es nie mehr werden. „Okay, ich verzeihe dir deinen Ausrutscher. Komm morgen mit Alice in die alte Autowerkstatt.", befahl er und mir war, als würde mein Herz einen Schlag aussetzen. Dort hatte das Spiel angefangen.

„Alice hat" „jetzt etwas damit zu tun.", unterbrach er mich. „Aber sie glaubt mir nicht! Sie hält mich für paranoid oder bescheuert, aber sie denkt nicht, dass du so bist, wie du bist." Er setzte sich in Bewegung und ich versuchte mit ihm mitzuhalten. „Bitte!", keuchte ich und berührte seinen Arm. Abrupt drehte er sich zu mir, sein Gesicht dunkel. „Hör auf zu betteln! Du bist doch selbst schuld.", machte er mich an. Ich blickte erschrocken in sein Gesicht.

„Nein, bin ich nicht." „Doch, bist du." Meine Lippen wurden zu zwei schmalen Strichen. „Nein. Wir werden nicht in die alte Autowerkstatt kommen.", pampte ich ihn an und drehte mich um. Während ich davon stampfte, hörte ich ihn lachen. Er muss irre sein. Irre und total bescheuert.

„Ach und Ann?", rief er. Ich drehte mich nicht um. „Jetzt wissen wir beide, dass dir niemand helfen wird." Ich tat als hätte ich ihn nicht gehört, doch trafen die Worte vollkommen ins Schwarze. Ich lief ihm direkt ins Messer. Es sei denn, ich schaffte es vorher dieses Messer umzudrehen.

Mittlerweile war ich vollkommen überzeugt, dass Ashton log. Er hatte seine Freundin umgebracht. Nicht Luke. Es machte keinen Sinn. Luke hätte keinen Grund gehabt, Gemma umzubringen. Ashton schon, wenn da wirklich mehr zwischen den beiden gewesen war.

Ich schrieb Alice, dass ich heute nicht mehr in den Unterricht kommen würde und machte mich auf den Weg zu meinem Auto. Calum würde sie bestimmt nach Hause bringen. Meine Schritte erklangen klar und deutlich auf den Pflastersteinen. Mein Atem strömte ein und aus. Ansonsten herrschte Stille.

Ich musste mich wehren. Meine Gedanken wanderten zu unserer ersten Begegnung im Wald, während ich stetig einen Fuß vor den anderen setzte. Ich hatte mich zum Opfer gemacht, wurde mir klar. Denn nur wer aufgab und seine Rolle akzeptierte, hatte verloren. Fast hätte ich abfällig gelacht.

Es war nicht Ashton, der mich so runtermachte, sondern ich selbst, weil ich mich mit der schwächeren Stellung abgefunden hatte. Vielleicht wäre ich niemals stark genug um die Karten gegen ihn zu wenden, aber solange ich kämpfte wären die Rollen nicht verteilt. Wieso hatte ich nicht früher daran gedacht? Vielleicht, weil es die Natur des Menschen ist, auf die Hoffnung, auf andere Menschen zu vertrauen.

Ich öffnete mein Auto, setzte mich und ließ die Tür zuknallen. Laut startete der Motor und ich parkte langsam aus. Während ich bei der Ausfahrt wartete und auf eine Lücke im Verkehr Ausschau hielt, erregte eine Bewegung aus meinen Augenwinkel meine Aufmerksamkeit. Ich blickte in den Rückspiegel und hielt verwirrt inne.

Luke und Ashton standen hinter der Schule und unterhielten sich. Luke warf die Arme aufgebracht in die Luft. Ashton stand jetzt regungslos da. Obwohl ich es nicht klar erkennen konnte, vermutete ich, dass er etwas sagte. Mein Herz schlug heftig in meiner Brust. Was war da los? Sollte ich aussteigen?

Doch bevor ich etwas tun konnte, rempelte Luke Ashton einmal ordentlich an und ging in die Schule. Ich musste wissen was das bedeutete. Obwohl ich versuchte meine Gedanken mit lauter Musik abzuhalten, dröhnte mein Kopf. Als ich zuhause war, schloss ich die Haustür auf und rannte in meine Mum rein.

„Oh hi, Ann. Was ist los?", fragte sie überrascht und nieste. „Mum? Was machst du hier?", gab ich ebenfalls erstaunt zurück. „Ich bin krank, deswegen bin ich schon nach Hause gefahren.", erklärte sie mit dichter Nase. „Oh, ich glaube ich werde auch krank...", murmelte ich und sie sah mich mitleidig an. „Dann lass uns beide etwas schlafen. Oder willst du noch etwas essen?" Ich schüttelte den Kopf und wir gingen nach oben. „Dann hoffen wir mal, dass du nicht auch krank wirst, mein Schatz.", gähnte meine Mum und wir gingen beide in unsere Zimmer.

Ja, ich hatte ein schlechtes Gewissen. Nein, ich konnte die Lüge nicht umgehen. Und jetzt wo ich mein Bett wiedersah, wurde ich tatsächlich müde. Ich holte noch mein Handy raus und legte mich ins Bett. Mit klopfendem Herzen öffnete ich Lukes Chat und schrieb.

Hey, ich hab euch vorhin gesehen. Was habt ihr besprochen? Ich denke es geht mich wohl auch etwas an.

Nach einer Weile, die ich so auf das Display starrte, fielen mir die Augen zu. Ein vibrieren an meiner Wange weckte mich. Mit großer Mühe öffnete ich eins meiner Augen und schielte auf das Handy. Luke.

Es geht mir auf den Zeiger, wie er sich benimmt. Wir können nicht mal mehr miteinander reden ohne das er dazwischen kommt. Und ich dachte, dass es heute vielleicht etwas verändern würde, aber erst muss er aus dem Weg treten.

Ich schluckte gegen den Kloß in meinem Hals an. Also kennen sie sich wirklich nicht. Ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Luke war nie das Problem. Es war die ganze Zeit nur Ashton.

Du hast Recht. Er muss uns aus dem Weg treten, schrieb ich zurück. Oder aus dem Weg geräumt werden, dachte ich und ein Plan machte sich in meinem Kopf breit.

Also meine Lieben, das war das sechsundzwanzigste Kapitel und ich kann schon mal verraten, dass ich voraussichtlicher Weise mit Kapitel 30 enden werde ;)

Mir liegt der Schluss schon klar vor Augen und ich denke, dass niemand so ein Ende erwartet, aber dieses Ende für das Buch gemacht ist!

Einen schönen Start in die Woche, wünsche ich euch!

The sun between the moonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt