Kapitel 21 (Spieltag 10)

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Es war Montagmorgens. Seit fünf Tagen schien das Spiel vorbei zu sein.

Ich hatte mich immer mehr entspannt. Manchmal träumte ich noch unruhig und ich ging immer noch nicht gerne alleine irgendwohin, doch wusste ich auch diese Ruhe zu schätzen. Ich verbrachte das Wochenende mit Alice und Michael und ich hatte das Gefühl alles war heller geworden. Als hätte man ein Licht angeknipst, welches mir den Weg zeigte.

„Annie, Sie müssen wirklich besser aufpassen im Unterricht.", unterbrach Frau Hamilton meine Gedankengänge. „Tut mir leid. Könnten Sie die Frage bitte widerholen?" Sie zog eine Augenbraue hoch, doch ging sie meiner Bitte nach. Ich wusste die Antwort nicht, also riet ich. Kopfschüttelnd wandte sich meine Lehrerin ab. Okay...

Nach dem Unterricht stand ich auf und packte meine Sachen. Ich wollte mich zu Alice begeben, doch stand sie bei Calum und Luke. Ich drehte mich zu Michael um, der wiederum mit Ashton quatschte. Wie es aussah, hatte ich die Qual der Wahl. Wen konnte ich eher aushalten? Ashton, der mich ernsthaft erpressen wollte oder Luke, der mich ernsthaft verletzt hatte?

Ich drehte Luke den Rücken zu und näherte mich Michael und Ashton. „Hey", lächelte ich unsicher, wie ich mich verhalten sollte. „Annie, wolltest du nicht mit ins Café kommen?", rief Alice durch die Klasse. Ich schüttelte wenig begeistert den Kopf. „Nein danke, Alice.", rief ich zurück. Nachdem sie mit Luke und Calum verschwunden war, drehte ich mich wieder zu Mikey und Ashton, die mich spöttisch musterten.

„Drückt sich da etwa jemand vor einer Begegnung?", grinste ‚Fletcher'. Meine Wangen färbten sich rosa. „Nein, ich bevorzuge nur eure Gesellschaft. Fühlt euch geehrt.", gab ich zurück. „Das war eine schöne Lüge. Erzähl mehr davon." Ashton sah mich amüsiert an, während ich mit den Zähnen knirschte. Wie konnte er nur so... so halt sein?

Mein Blick glitt hilfesuchend zu Michael, der sich jedoch plötzlich intensiv für seine Hefte interessierte. Er hatte so ein Grinsen auf den Lippen - Moment, dachte er etwa ich würde mit Ashton anbandeln? „Ist ja auch egal, ich wollte eigentlich nur..." Ich suchte nach dem was ich wollte. „Äh-" Mikey lachte. „Ja, was wolltest du?" Ja was? „Ja gut, dann wollte ich halt eine Begegnung vermeiden!", kapitulierte ich und warf meine Hände in die Luft. „Die Lüge gefiel mir besser.", grinste Ashton. Ich schnaufte.

Zusammen gingen wir in die Cafeteria. Ashton und Michael holten sich ein Tablett und während die Beiden sich etwas auffüllten, suchte ich einen freien Tisch. Ich legte meine Sachen ab und setzte mich hin. Hier war ich Luke zum ersten Mal begegnet, fiel mir auf. Meine Gedanken wanderten automatisch zu meinen Erinnerungen mit ihm. Es tat schon weh, doch war es nun eher ein sehnsuchtsvolles Ziehen als ein stechender Schmerz. Vielleicht war ich ja selbst schuld?

„Annie möchtest du gar nichts essen?", riss mich Mikey aus den Gedanken. Ashton und er setzten sich zu mir. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, danke." Mir war der Appetit vergangen. „Du könntest mein Brötchen haben.", bot Ashton an. Verwundert blickte ich auf. Es stimmt, er hatte sich innerhalb von fünf Tagen zusammengerissen und zum besseren gewandt. Sollte man ihm nicht zeigen, dass er das Richtige tat?

Obwohl ich immer noch keinen Hunger hatte, nahm ich das Brötchen dankend entgegen und biss hinein. Ich glaubte wirklich, dass Ashton verstand, was es bedeutete sich so zu verändern. „Wie war dein Wochenende?", lächelte ich ihn an. Mir fiel es schwer, doch hatte er es vielleicht ja verdient.

Nun blickte mich Ashton überrascht an. Dann zogen sich seine Mundwinkel leicht in die Höhe. „Naja, ich habe noch viel nachzuholen was den Schulstoff angeht. In der alten Klasse waren wir noch nicht so weit." Ich nickte. „Michael kann dir Nachhilfe geben.", grinste ich, während mein bester Freund zusammenzuckte und mich erschrocken ansah. Ashton lachte und ich fiel mit ein.

„Wie schön, dass ihr euch auf meine Kosten so amüsieren könnt.", grinste Michael. Mein Lachen verwandelte sich in ein Kichern, während ich versuchte Luft zu holen. Es tat so gut zu lachen, dass ich am liebsten gar nicht aufhören wollte, doch letztendlich bekam ich mich wieder ein. Ashton starrte mich an. „Was denn?", grinste ich. Er schüttelte kurz den Kopf. „Ich hab dich nur noch nicht so lachen sehen.", gab er zurück. „Wie solltest du auch?", fragte ich um ihn daran zu erinnern, dass er mir noch keinen Grund zum Lachen geliefert hatte.

„Wenn du schon länger hier gewesen wärst, hättest du es bestimmt schon gekannt.", mischte sich Mikey ein. „In letzter Zeit gab es allerdings ein paar Vorfälle, die ich nicht verraten werde und die sie runtergezogen haben, doch scheint es als sei sie wieder die Alte.", grinste er.

Mir verging das Grinsen, genauso wie Ashton. Seine grünen Augen wanderten ungläubig zu meinen. Ich wurde blass. Ich habe nichts erzählt, wollte ich ihn anschreien, doch konnte ich nicht.

Die angespannte Atmosphäre wurde von Alice und Calum unterbrochen, die in die Cafeteria kamen und ausgesprochen öffentlich rumknutschten. Mir war komisch. „Ich bin kurz auf der Toilette.", murmelte ich und stand auf. Ashtons angebissenes Brot schmiss ich in den nächsten Mülleimer. Wieso musste sowas genau jetzt passieren?!

Ich schlug den Weg zum Mädchenklo ein. Als ich um die Ecke bog, zuckte ich bei dem Anblick, der sich mir bot, zusammen. Luke stand knutschend mit einer Brünetten auf dem Korridor. In mir war es wie leergefegt. Keine Gefühle, nur Watte.

Luke sah mich und stoppte die Brünette. „Äh... Hi Annie.", murmelte er und fuhr sich unangenehm berührt durch die Haare. Die Zeit schien still zu stehen. „Hi Luke. Wie ich sehe, bist du schnell über mich hinweggekommen.", stellte ich mit einem Blick auf das Mädchen fest. Er sah mir nicht in die Augen.
„Pass auf, dass sie nicht auch Teil des Spiels wird.", bat ich kalt, während ich mich umdrehte um das andere Mädchenklo aufzusuchen. Weit weg von Luke.

Bereits hinter der nächsten Ecke wurde ich schneller. Irgendwann glich mein Gehen eher einem Rennen. Die Watte löste sich auf und die Wunde in meinem Herzen war wie aufgerissen. Meine Augen tränten und ich konnte kaum sehen, wo ich hinrannte. Einfach nur fort.

Wieso war er nur so ein scheiß Idiot? Ich hätte es wissen, hätte es bemerken müssen, bevor ich mich verliebt habe! Ich rannte direkt in eine harte Brust rein und wollte sofort weiterlaufen, doch hielten mich die zwei starken Arme fest umschlossen. „LASS MICH!", schluchzte ich, während ich schwach Wiederstand leistete.

Badabum. Ist zwar nicht so lang, aber ich fand die Stelle einfach super für einen Schnitt ^^
Ich hoffe es hat euch gefallen! ♡

The sun between the moonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt