Ashton stand auf und sah sich suchend um. Ich beobachtete ihn verwirrt. Was sollte ich denn nun denken und glauben?
Er schien das, was er suchte, gefunden zu haben. Mit zwei schnellen Schritten war er neben einer kleinen Ablage, auf der eine Kaffeemaschine stand. Ich blinzelte und zog meine Stirn kraus. Was wollte er?
Seine Hand öffnete eine kleine Schublade und er nahm etwas aus ihr, was ich nicht sehen konnte, weil sein Körper mir die Sicht versperrte. Er drehte sich um und blickte mir tief in die Augen. Misstrauisch rückte ich etwas zurück. Was wenn es ein Messer war oder eine Waffe? Was wenn er das Spiel beenden wollte? Er will dir nicht wehtun! Das hat er eben selbst gesagt... Oder?
Mein Herz füllte sich mit Verzweiflung. Meine Wangen juckten von den salzigen Tränen, die langsam trockneten. Ashton setzte sich wieder neben mich und er holte eine weiße Serviette hervor. Seine Hand kam meinen Gesicht näher, doch ich drehte den Kopf weg.
Die Serviette wurde in die Nähe meiner Hand gehalten. „Sorry...", flüsterte Ashton mit belegter Stimme. Ich nahm das raue Tuch zögernd in meine Hand. Ich wollte mich bedanken, doch bekam ich dieses Wort nicht über meine Lippen. Ich nickte ihm also unbeholfen zu und hoffte er würde verstehen. Er lächelte.
„Ich hab die Tränen verursacht, also sollte ich sie auch wieder eliminieren, nicht wahr?" Ich antwortete ihm nicht. Wie sollte es jetzt weitergehen? Das Gespräch hatte mich mehr verwirrt, als dass es mir Klarheit verschafft hatte.
„Was... wird jetzt aus mir?", fragte ich mit brüchiger Stimme. Ich blickte ihm offen in die Augen. Wenn er mich immer noch umbringen wollte, dann sollte er es mir ins Gesicht sagen. Er sah mich direkt an. „Ich werde nicht lügen, Annie.", gab er zu und meine Hand zerknitterte die Serviette. „Ich werde dir nun die Wahl lassen: Soll ich dich jetzt umbringen oder möchtest du eine Pause einlegen? Ich würde dich nach Hause fahren, aber dann wäre das alles noch nicht zu Ende."
Meine Hände zitterten und ich vergrub sie in der Serviette. „Du sagtest du willst mir nicht wehtun.", erinnerte ich Ashton. Seine grünen Augen durchbohrten mich. „Genau, ich will es nicht, aber ich kann nicht anders. Ich werde deine Lieben verschonen, Annie. Das verspreche ich dir.", er legte eine Pause ein und ich hielt die Luft an. „Aber du musst sterben für Luke. Er soll dasselbe empfinden wie ich."
Die Tränen standen mir schon wieder in den Augen. Diesmal vor Verzweiflung. „Nein... Bitte, ich will nicht sterben! Bitte, bitte, ich will nicht!", bettelte ich und drückte mir das zerfetzte Tuch auf die Augen. Ashton erhob sich. „Gut. Wir legen eine Pause ein, aber denk dran: Ich will das das Spiel zum Vergnügen wird." Etwas an seinen Worten verstand ich nicht. Ich kam nicht drauf, aber irgendetwas passte nicht.
„Du solltest dir noch einmal mit dem Tuch unter den Augen wischen... Dein Mascara ist verlaufen.", wechselte Ashton das Thema und ich tat schnell was er mir riet. Gerade rechtzeitig ließ ich meine Haare nach vorne fallen und verdeckte so vielleicht etwas meine geröteten Augen, da kam unser Mathelehrer rein. „Haben Sie die beiden Seiten?", fragte er und Ashton zeigte auf den Schreibtisch. „Sie können gehen." Ashton hielt mir die Tür auf und ich huschte schnell aus dem Raum.
„Komm ich bringe dich nach Hause.", lächelte er. Zweifel machten sich in mir breit, doch folgte ich ihm. Wahrscheinlich wäre ich sicherer in seinem Auto als vor seinem Auto. Wir überquerten den Parkplatz und er blieb vor seinem schwarzen Wagen stehen. „Da wären wir. Darf ich bitten, Darling?" Er öffnete mir die Beifahrertür. Mit einem frustrierten Ausatmen stieg ich ein. Ashton lief um das Auto herum und mein Unterbewusstsein fragte sich, wie es sich nun wohl anfühlen würde loszufahren. Doch er hatte den Autoschlüssel.
„Du siehst beschäftigt aus.", stellte Ashton fest, während er einstieg. Ich nickte. „Woran denkst du?", fragte er. Ich blickte ihn an. „An Rache.", antwortete ich. Er verstand mich falsch. Vielleicht auch nicht. Vielleicht wollte er diese Wendung des Gesprächs. „Rache ist süß, nicht wahr?", lächelte er. „Rache ist unnötig. Sie hilft einem nicht.", klärte ich ihn auf.
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The sun between the moons
Misteri / Thriller"Denk nicht, du hättest keine Wahl, Annie.", flüsterte er. "Du hast sie immer. Doch gibt es Alternativen, für die du dich niemals entscheiden würdest." Annie. Luke. Ashton. Anfangs war es nur eine Begegnung. Dann wurde es ein Spiel. ***Alle Rechte...