Ich konnte nicht sagen, was ich gestern noch getan hatte, nachdem Fletcher gegangen war. Und es war mir auch egal.
Ich dachte nicht mehr nach, sondern handelte einfach. Wenn mein Leben keinen hohen Stellenwert einnahm, brauchte ich auch keine Angst mehr haben es zu verlieren. Sollte Ashton doch sein dummes Spiel spielen. Sollte Luke doch an seinen Fehlern leiden. Sollte doch ein Meteor in die Erde einschlagen. Es war mir egal.
Dieses Wort, diese Einstellung nahm mir Lasten von den Schultern, die ich nicht mehr aushielt. Ich redete mir fest ein, dass mir mein Leben wirklich egal war. Ich baute dieses Wort wie eine Mauer um mich, damit mein Inneres, meine Angst schwieg. Ich war nur ein Mensch.
Mit der Schultasche auf dem Rücken stand ich im Flur. Meine braunen Haare fielen mir gewellt über die Schultern. „Tschüss Mum!", verabschiedete ich mich durch das Haus schreiend. Ich hörte sie eine Antwort brüllen, doch war ich schon aus der Tür. Ich sprang die zwei Stufen vor unserer Haustür runter und beeilte mich ins Auto zu kommen. Es war heute ziemlich kalt.
Sobald ich saß, startete ich den Motor. Heute würde ich mein Auto nehmen. Alice wurde von Calum abgeholt und Michael fuhr auch selbst. Während der Fahrt lief das Radio, doch konnte ich im Nachhinein nicht sagen, welche Songs gespielt wurden. Sowieso verlief die Fahrt ereignislos.
Mit gleichgültigem Gesicht stieg ich aus und rannte auch prompt in die erste Person rein. „Kannst du nicht - oh du bist es, Annie...", brach Alice ab und umarmte mich. „Auch schön dich zu sehen.", lächelte ich, doch das Lächeln brannte nur oberflächlich. Durch meine Mauer kam nichts hindurch. Nichts. Ich umarmte Calum auch freundschaftlich und zu dritt gingen wir in die Schule.
„Wie geht's dir denn jetzt?", fragte meine beste Freundin. „Gut.", log ich. Es ist egal. Egal. Egal. Egal. „Das ist gut! Es war so ein Schock, als ich hörte, dass du im Krankenhaus lagst! Ein Glück ist der Unfall glimpflich ausgegangen, Ann!", plapperte Alice weiter. Ich war froh, dass wir wieder miteinander reden konnten, also nickte ich. „Wer hat es dir denn eigentlich erzählt?", fragte ich neugierig. Alice lächelte als wäre sie froh darüber, dass ich sie das gefragte hatte.
„Also ich wusste es natürlich von Calum... obwohl Michael es mir auch geschrieben hatte. Der wiederum hatte es von Fletcher selbst. " Sie verschränkte ihre Hand mit Calum's und erzählte weiter. „Und Calum wusste es von Luke. Luke war nämlich-"
„Noch im Krankenhaus. Ich weiß, ich weiß.", würgte ich sie ab. Wenn ich es mir recht überlegte, wollte ich nicht über Luke sprechen, doch hatte ich die Rechnung nicht mit Alice gemacht. „Moment, ihr habt euch noch gesehen? Wie war es? Hat er irgendetwas Süßes gesagt?", fragte sie aufgeregt. Ich blickte sie starr an. Es ist dir egal, Annie! Vollkommen egal.
„Ich hab nur noch gehört, wie er den Raum fluchtartig verlassen hat, als ich aufgewacht bin.", erklärte ich und biss meine Zähne aufeinander. Alice fing an zu Quietschen und zupfte an Calum's Arm. „Er hat wahrscheinlich Zweifel bekommen, weil er ja mit dir Schluss gemacht hat und nicht wusste, wie er es rechtfertigen sollte, dass er sich Sorgen macht. Das wird wieder was. Ich sag's dir, Annie!"
Ich blickte in Calum's Gesicht. Sein Blick ließ absolut nicht erkennen, ob er etwas wusste. „Ich denke nicht, Alice.", blockte ich ab. Sie blieb stehen und zeigte mir einen Vogel. „Wieso nicht?", fragte sie aufgebracht. Unangenehm berührt blickte ich mich um, aber niemand achtete auf uns. „Er hat mir geschrieben, dass ich ein Fehler in seinem Leben war.", gab ich zu und ging weiter. Egal, Annie. Denk dran.
Alice und Calum waren wieder neben mir aufgetaucht, doch schien meine beste Freundin jetzt nicht mehr so aufgedreht. Ich sah ihr an, dass sie ihre Worte bereute. „Sorry.", gab sie kleinlaut bei. „Ist schon gut.", zuckte ich mit den Schultern und wir erreichten den Raum, wo wir Unterricht hatten. Alice verabschiedete sich von Calum, während ich einfach in den Raum spazierte.
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The sun between the moons
Misterio / Suspenso"Denk nicht, du hättest keine Wahl, Annie.", flüsterte er. "Du hast sie immer. Doch gibt es Alternativen, für die du dich niemals entscheiden würdest." Annie. Luke. Ashton. Anfangs war es nur eine Begegnung. Dann wurde es ein Spiel. ***Alle Rechte...