CHAPTER 60

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Für immer nimmt eine neue Bedeutung an, wenn die Liebe deines Lebens stirbt. Für mich ist alles vorbei, doch für Amara war es für immer. Unsere Liebe hielt ihr Leben lang.

„Mr Lucciano, heute ist ein guter Tag, wie geht es Ihnen?"

Wenn Scott einen guten Tag damit definierte, dass ich Hafturlaub für die Beerdigung meiner Freundin bekam, ja dann war es ein guter Tag.

Ich schluckte schwer. „Bestens und Ihnen?"

Mein Anwalt setzte sich mir gegenüber hin und sah mir tief in die Augen. Ich senkte meinen Blick auf meine klischeehafte orangefarbene Insassenbekleidung und fuhr mir über die Arme.

„Emilian ich kann dir schonmal sagen, von heute geht es nur noch Berg auf. Es ist ein Ausnahmefall, dass der Hafturlaub gewehrt wurde."

Ich seufzte. Im besten Fall würde ich dank Scott Fünf Jahre Haft und sechs weitere Jahre auf Bewährung bekommen.
Ich könnte schlimmer dran sein, aber mir war das alles so ziemlich egal. Wenn's nach mir ginge, dann könnte ich hier drinnen verrotten.

„Der Abend wird wie folgt ablaufen. Du wirst von zwei Beamten dieser Vollzugsanstalt begleitet. Es ist vielleicht gut zu wissen, dass diese bewaffnet sind und es sich nicht lohnt abzuhauen."

„Hab ich nicht vor."

Wieso sollte ich? Es gab nichts für das es sich lohnte.

„Ich habe dir wie gesagt schon Psychologische Hilfe beantragt, wenn du Morgen Früh zurück bist wirst du dein Erstgespräch mit der Chefpsychologin haben. Medikation für deine Panikattacken kannst du mit ihr besprechen."

„Keine Medikamente.", schnitt ich ihm Monoton ins Wort.

Ich musste an Amara denken. Durch sie hatte ich gelernt mich ohne irgendwelche Tabletten durch meine Panikattacken zu kämpfen.

~

Ich spürte den kalten Regen, wie er meinen Nacken, der nach unten gesenkt war hinunterlief. Die matschige Erde unter meinen Schuhen nahm das Wasser nicht mal mehr auf und meine Tränen vermischten sich mit den Regentropfen in der Wasserlache.

Kurz hob ich meinen Blick und stellte durch die nassen Strähnen die mir in die Stirn hingen und die Sicht erschwerten fest, dass ich von Blicken durchbohrt wurde. Wie sollte es auch anders sein mit den Handschellen die meine Hände mit einer langen Kette mit meinen Beinen verbunden und einem Beamten an meiner rechten und linken Seite.

Ich sah meinen Bruder, der mir kurz tief in die Augen starrte und dann seine Augen abwandte zu der Stelle direkt vor mir. Zum ersten mal wagte ich jetzt dort hin zu sehen. Es war ein rechteckiges tiefes Loch in der Erde in dem sich ein weißer Sarg befand. Darauf ruhten schon etliche Blumen, die durch den Regen und die Erde leicht verfärbt waren.

Ich wollte einen Schritt nach vorne gehen, doch der Officer neben mir hielt mich an meiner Schulter zurück. „Ich möchte ihr eine Rose hinlegen.", murmelte ich und meine Stimme wurde beinahe von dem Donnern übertönt.

Die Griff um meine Schulter löste sich und ich ging zu dem Tisch auf dem die Rosen lagen. Ich nahm mir eine und lief zu ihrem Grab. Ich ließ die Rose fallen und ein stechender Schmerz machte sich in meiner Kehle breit ich schluchzte tief und ließ mich auf meine Knie zu Boden fallen. Das Wasser und der Schlamm durchtränkten meine Jeans und ich versuchte zu atmen.

„Ich hab mein Versprechen gebrochen, es tut mir so leid.", säuselte ich durch den lauten Regen.

Ich registrierte eine Hand auf meinem Rücken. Keine Kraft war in mir übrig um nach zu sehen welcher der beiden Officers es war, doch es war offensichtlich eine Aufforderung zu gehen.

Ich richtete mich also auf und mein zu Boden gerichteter Blick blieb verwirrt an den blauen Krücken hängen die vor mir standen. Ich wanderte langsam mit meinen Augen nach oben und versuchte zu erkennen wer die Person war, doch sie hatte die schwarze Kapuze tief ins Gesicht gezogen und ich glaube sogar eine Sonnenbrille mit dunkel getönten Gläsern auf.
Ich schob irritiert die Hand von mir weg.

„Das ist das erste mal, dass du mir Blumen schenkst."

Mein Herz machte einen erschrockenen Satz.
Das konnte nicht sein. Was war das ein schlechter Scherz? Ein Traum?

Doch es war ihre Stimme.

„Wa-"

„Shh, vertrau mir, oke? Verhalte dich unauffällig.", wisperte sie mir entgegen und ich versuchte mich aus meiner Schockstarre zu lösen. Als ich es geschafft hatte ging ich langsam in Richtung der Officers zurück, doch weit kam ich nicht, denn es ertönten zwei laute Knalle.
Die versammelten Leute zuckten zusammen und die Beamten zückten sofort ihre Waffen um in der Richtung nachzusehen was los war.

Jetzt wo ich unbewacht war, drehte ich mich um und suchte mit den Augen die Fläche vor mir ab. Doch sie war spurlos verschwunden. Es gab noch mehr laute Geräusche und es klang sehr nach Schüssen.
Auf einmal wurde ich von hinten in eine bewaldete Fläche des Friedhofes gezerrt. Hinter einem Baum drehte ich mich empört zu der Person um. Es war mein Bruder.

„Alexio, ich hab sie grade gesehen...Ich hab Amara gesehen! Was ist hier los? B..bin ich verrückt?"

Alexio nahm mich beruhigend in den Arm. „Sie wird dir alles erklären, aber erstmal musst du hier weg!"

Er deutete rasch hinter sich, wo ein schwarzer Range Rover stand. Leicht grob schubste er mich in die Richtung und öffnete hektisch die Tür für mich.

„Ich hab dir doch gesagt ich hol dich da raus Bruderherz.", lächelte er, bevor er mich in den Van schubste, mir ein Tastenhandy in die Hand drückte und die Tür hinter mir zu fallen ließ.

Verwirrt atmete ich auf und sah nach vorne zum Fahrersitz, wo sich Nic gerade zu mir umdrehte.

„Was wird das?", fragte ich überfordert und aus der Puste.

„Ich versuche meine Fehler wieder gut zu machen."
Er hielt zwei Tickets für irgendetwas in der Hand, ich konnte es in der Dunkelheit nicht erkennen.

Die Autotür neben mir öffnete sich und zwei Krücken wurden hineingeworfen. Danach stürzte sich die Person regelrecht in das Auto und nahm die Kapuze und die Sonnenbrille ab.

Ich wusste es. Amara!

Eine Träne floss mir die Wange hinunter und ich sah das schöne Mädchen verwirrt an. „Wie?"

„Es tut mir so leid, bitte hör auf zu weinen.", säuselte sie und riss mich regelrecht an sich, sodass ich auf der Rückbank nach hinten kippte und sie auf mir lag.

„Du lebst?", schluchzte ich.

„Ich lebe mein Herz.", schluchzte sie in mein Ohr.

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puhh

zufrieden leute

Dead end - you can't kill a dead body Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt