CHAPTER 21

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Der sanfte Regen, der an das Fenster der Wohnung prasselte holte mich aus meinem Schlaf.
Ich rieb mir erschöpft über die Augen und es dauerte einige Momente bis ich wieder realisierte, in was für einer verrückten und komplizierten Situation ich mich befand.

Prinzipiell war ich eine Gefangene. Und obwohl ich mir fast zu 90 Prozent sicher war, dass Emilian mir nichts tun würde, da ich sonst schon längst tot wäre, musste ich mich selbst aus diesen Schwierigkeiten hieven.

Mein Blick schweifte durch das Apartment und suchte nach Emilian, der aber nicht aufzufinden war und erst jetzt wurde mir klar, dass das fließende Wasser kein Regen war. Das Geräusch kam aus dem Bad. Der Italiener duschte scheinbar gerade. Wie ein Blitz holte mich mein gestriger Gedanke ein. Ich war eingeschlafen, weshalb mein Plan nicht aufgegangen war. Ich visierte das Telefon, das an der Wand hing an und schlich leise aus dem Bett, auf mein Ziel hinzu.

Ich strich eine lose Strähne hinter mein Ohr und horchte kurz, um mich zu vergewissern, dass das Wasser noch lief, bevor ich vorsichtig den Hörer des Kabeltelefons abnahm.

Ohne viel nachzudenken, tippte ich die Nummer meiner besten Freundin ein, denn bei ihrem langweiligen Leben, wusste ich, dass sie drangehen würde.
Doch das Telefon gab keinen Ton von sich.
Erneut tippte ich die Zahlen ein, diesmal ein bisschen panischer, doch kein Laut ertönte.

Ich musterte das Gerät genauer und erkannte die roten und blauen Kabel unter dem Tastaturmonitor. Jemand hatte sie herausgerissen.

Deprimiert legte ich den Hörer wieder ab und mein Blick fiel auf die Haustür, doch ich wusste, dass Emilian diese abgeschlossen hatte. Und wenn er schon das Telefon kaputt gemacht hatte, glaubte ich nicht dass er so hohl war und die Schlüssel irgendwo versteckt hatte, er musste sie bei sich haben.

Na schön, Amara denk nach, du bist schlau, deine Lehrer meinten doch früher mal, dass du hochintelligent bist und Klasse überspringen sollst, irgendwas muss doch hängengeblieben sein. Ja, die Fünfen in Mathe vielleicht.

Ok. Ich atmete einmal tief durch und analysierte den Raum. Na gut. Wir befinden uns im vierten Stock, was aus dem Fenster springen nicht gerade leicht macht und die Tür ist abgesperrt. Mein Handy hab ich nicht.. mein Handy!

Hektisch schlich ich durch die Wohnung und stellte gefühlt alles auf den Kopf, bis mein Blick auf den kleinen Tisch neben dem Sofa traf. Oder besser gesagt auf das I phone, das dort gerade an einer Steckdose aufgeladen wurde.
Er hatte sein Handy dagelassen.

Danke Schicksal, danke!

Schnell schnappte ich mir das Handy und realisierte, dass man einen Code zum entsperren benötigte.

Wow, ganz toll Amara kannst du eigentlich denken? Danke innere Stimme.

Ok wie wär's mit 'Mustang'. Falsch. Klein geschrieben vielleicht?
'Entführer', falsch. 'Ich bin dumm'. 'Nur noch ein Versuch'

Scheiße. Ok dann eben Notruf, dazu muss man nicht entsperren.
Danke innere Stimme für deine Schlauheit.

Ich tippte die dreistellige Ziffer ein, gleich darauf piepte es und ich wurde sofort weitergeleitet. Mein Puls war am Rasen als jemand meinen Anruf annahm.

"911 was ist ihr Notfall?", ertönte eine beruhigende Frauenstimme. Meine Hände zitterten aufgeregt, doch ich hatte keine Zeit dafür.
„Hallo, ich brauche Hilfe, ich heiße Amara Hayes und ich bin irgendwo in Atlanta mit einem verrückt-"

Weiter kam ich nicht denn das Handy wurde mir aus der Hand gerissen. Erschrocken japste ich auf. Scheiße.

„Miss? Sind sie noch dran? Mi-"
Die Stimme wurde von einem piepen unterbrochen, was heißen musste er hatte aufgelegt. Ich stand in einer Art Schockstarre zitternd mit dem Rücken zu dem Italiener.
Ich hatte mich garnicht mehr darauf konzentriert ob das Wasser der Dusche überhaupt noch lief und war mir in diesem Moment auch nicht mehr so sicher, ob er mir vielleicht nicht doch was antun würde.

Dead end - you can't kill a dead body Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt