KAPITEL 24

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H A Z E L

Es ist kalt, so kalt.

Ich liege in meinem Bett und starre die Decke an und versuche die letzten Stunden meines Lebens zu verdrängen; versuche sie vollkommen aus meinem Gedächtnis zu löschen. Doch die Geschehnisse spielen sich in einer endlosen Dauerschleife ab.

In meinem Hals sitzt nach wie vor ein dicker Kloß der mir das Schlucken erschwert.

Die Leere in meinem Inneren scheint mir den Brustkorb zuzuschnüren und aus meinen Augen kommen nicht einmal mehr Tränen, weil ich nicht weiß wie ich mich verhalten soll.

Das einzige Gefühl, das ich spüren kann ist die unsagbare Wut; ein Gefühl, welches ich in den letzten Tagen definitiv zu oft spüren musste.

Verena und meine Mutter klopfen abwechselnd an meine Tür und versuchen immer wieder mit mir zu kommunizieren, aber ich mache dicht. Ich habe nicht das Bedürfnis mit jemandem zu sprechen, möchte einfach nur in meinem düsteren Zimmer sitzen und alleine sein, auch wenn mich die ganzen Gedanken zu verschlingen drohen.

Harrys Lockenkopf taucht vor meinem geistigen Auge auf und ich schlucke den bitteren Geschmack herunter.

Vielleicht träume ich das alles nur.

Oder Verena hat gelogen.

Leicht beginne ich den Kopf zu schütteln und bette mein Kinn letztendlich auf den Knien. Nach einer Weile lehne ich mich wieder zurück und vergrabe mein Gesicht in den Händen.

Am liebsten würde ich schreien.

Schreien, weil ich nicht weiß was ich glauben soll.

Schreien, weil ich niemanden zum Reden habe.

Schreien, weil die Welt unfair und gemein ist.

Plötzlich schaffe ich es nicht mehr die Schreie zu unterdrücken, die Gefühle übernehmen die Oberhand.

Es geschieht alles so schnell, erst liegen meine gesamten Kissen auf dem Boden, dann sämtliche Sachen die normalerweise auf dem Schreibtisch stehen und danach sind selbst die Bilderrahmen meines Nachtkästchens an der Reihe. Mit einem grässlichen Geräusch zerplatzen die Erinnerungen an die unbekümmerte Zeit meines Lebens, als sie mit dem Boden in Berührung kommen und schließlich in mehrere Teile zerbersten.

Mittlerweile bahnen sich sogar Tränen an meinen Wangen herunter; Tränen die ich in letzter Zeit eindeutig zu oft vergossen habe.

Es sind jedoch keine Tränen der Trauer; es ist die unbändige Wut.

Ungezähmt kralle ich meine Nägel an dem Wandspiegel fest und reiße ihn vom Nagel, nur um diesen mit voller Wucht auf den Boden zu werfen.

Auf einmal geht die Tür auf und ich blicke in die fassungslosen Augen meiner gebrochenen Familie.

"Bist du des Wahnsinns?", ist das Einzige, was meiner Mutter in den Sinn kommt, als sie sich in meinem verwüsteten Zimmer umsieht.

"Es ist mitten in der Nacht", fährt sie mich mit einem scharfen Unterton in der Stimme an und verschränkt die Arme vor der Brust, ehe sie ihren Blick erneut durch mein verunstaltetes Zimmer gleiten lässt.

"Lass mich in Ruhe", bringe ich im Flüsterton hervor und bemerke erst jetzt, dass ich mich an einer Scherbe geschnitten habe.

Von meinen Fingerkuppen tropft das rote Blut und spendet dem weißen Teppich somit eine neue Farbe.

"Mehr hast du dazu nicht zu sagen? Was ist bloß in dich gefahren, du kannst doch nicht einfach deine Sachen kaputt machen und kreuz und quer Möbel durch das Zimmer schmeißen! Verdammt nochmal, das kostet alles Geld und das können wir uns im Moment einfach nicht leisten. Ist nun auch der letzte Anstand aus deinem Kopf gewichen?", erwidert sie barsch und gestikuliert dabei wild mit ihren Händen.

EYES LIKE HAZEL » HARRY STYLESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt