KAPITEL 02

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H A Z E L

Gelangweilt starre ich aus dem Fenster und hoffe darauf, irgendetwas zu finden, das spannender als der Unterricht ist. Aber auf dem Hof passiert nichts. Jenna rutscht neben mir ungeduldig auf dem Stuhl hin und her, ihr Blick ist auf die Uhr an der Wand fixiert. Die letzten Minuten der Stunde wollen einfach nicht vorüberziehen, genervt kaue ich an dem Ende meines Bleistiftes herum.

Ms Edwards, unsere Mathelehrerin, schreibt etwas an die Tafel.

Man kann deutlich das leise Quietschen der Kreide wahrnehmen; es tut weh in den Ohren. Noch dazu kommt der tropfende Wasserhahn.

Ausnahmsweise ist es so still in der Klasse, dass man wirklich alle Geräusche die im Klassenzimmer - oder auch außerhalb - passieren, hören kann.

Energisch beiße ich weiter auf meinem Bleistift herum, aus irgendeinem Grund bin ich nervös.

"Ms Shepherd?", reißt mich die weibliche Stimme aus allen Gedankengängen. Ein paar Schüler der Klasse drehen sich zu mir um, Jen schiebt mir einen kleinen Zettel vor die Nase.

Doch bevor ich auch nur die Möglichkeit habe, diesen zu öffnen, redet Ms Edwards weiter. "Wie würden sie diese Aufgabe lösen?" Ein Kloß macht sich in meinem Hals breit und ich versuche auf das kleine Stück Papier vor mir, welches ich unauffällig auseinander falte, zu schielen.

"Ähm, also...", fange ich an und lege mir gedanklich alles zurecht, was ich sagen muss. "Man muss entweder Sinus oder Cosinus benutzen?" Es klingt eher wie eine Frage, als wie eine Antwort. Jennas Schrift ist so undeutlich und verschnörkelt, dass ich sie nicht entziffern kann.

"Soweit waren wir auch schon. Bitte passen Sie in Zukunft besser auf, Ms Shepherd."

Seufzend lehne ich mich an die Stuhllehne zurück und atme tief ein.

"Wieso hast du denn nicht das gesagt, was ich dir aufgeschrieben habe? Stell dir vor sie hat eine Unterrichtsbeitragsnote für dich gemacht", tadelt meine beste Freundin und sieht mich durch ihre klaren Augen an.

Ich zucke mit den Schultern, Mathematik gehört nicht gerade zu meinen Stärken.

Wieder schweife ich mit meinen Gedanken ab; in diesem Moment kann man sogar das ticken der Uhr hören.

Als meine Augen den Raum nach etwas Spannendem durchsuchen, entdecke ich Ben und Lucas, die Mara - eine meiner engsten Freundinnen - mit kleinen Papierkügelchen abwerfen. Durch Jen, die hier so etwas wie das IT-Girl an der Schule ist, weiß ich, dass Lucas auf Mara steht. Ein Lächeln huscht mir auf die Lippen.

Die leicht angespannte Atmosphäre wird durch das jähe Klingeln der Schulglocke unterbrochen. Alle stehen sofort von ihren Plätzen auf, die entspannte Stimmung und auch die Lautstärke lassen zu wünschen übrig; ich bleibe erst einmal sitzen und beobachte jeden.

"Hazel, schläfst du jetzt etwa schon mit offenen Augen?", fragt Mara und kommt auf mich und Jen zu.

Sie setzt sich auf den Tisch, wir kümmern uns gar nicht darum, dass Ms Edwards nach Unterrichtsschluss eigentlich absperren muss.

"Heute Abend steigt eine Party bei Louis, wollen wir zusammen hingehen?", schlägt Jen vor und beobachtet uns mit einem abwartenden Blick.

"Also ich kann", sagt Mara und wird ein klein wenig verlegen; ihre Wangen verfärben sich in einen leichten Rotton.

"Ich muss zuerst meine Mutter fragen", meine ich murrend und stopfe ein paar Hefte in die am Boden stehende Tasche.

"Wenn du willst, kann ich mitgehen? Vielleicht hast du dann eher eine Chance, dass sie ja sagt."

EYES LIKE HAZEL » HARRY STYLESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt