KAPITEL 28

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H A Z E L

Grübelnd warte ich darauf, dass Adam die Tür öffnet und mich zu Harry lässt.

Ich habe einen dicken Kloß im Hals und bringe es nicht auf die Reihe diesen herunterzuschlucken. Zudem werden meine Hände schweißig, ich bin irgendwie aufgeregt.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mich mit jedem Tag mehr, an dem ich meine Mutter und meine Schwester im Unklaren über meinen Verbleib lasse, schlechter fühle. Vielleicht aber auch daran, dass ich hin- und hergerissen bin.

Auf der einen Seite fühle ich mich dazu verpflichtet Harry zu helfen, auf der anderen würde ich ihn am liebsten eigenhändig zur Polizei bringen.

Es fühlt sich wie ein innerer Kampf an; Kopf gegen Herz, gut gegen böse.

Ich schaue auf meine Nägel hinab, zupfe ein bisschen an der Nagelhaut herum, ehe ich die Türschwelle passiere und somit Harrys Zelle betrete. Er sitzt ausnahmsweise einmal nicht am Tisch, sondern steht vor den vergitterten Fenstern und lässt die abgeschwächten Sonnenstrahlen auf sich wirken.

Als er hört, wie Adam die Tür von außen schließt, dreht er sich schließlich um und blickt abwartend mich an.

Seine schokobraunen Locken berühren beinahe mit einer Leichtigkeit die Schultern. Sie machen einen frisch gewaschenen Eindruck, tragen ein Glänzen in sich. Die Augenringe unter seinen Augen sind mittlerweile komplett verblasst, während seine Haut sogar wieder ein bisschen Farbe aufgenommen hat.

Er sieht fast schon gesund aus.

Aber auch nur fast.

"Hallo Hazel", flüstert er und sieht mich weiterhin eingehend an.

"Hi", gleitet es mir über die Lippen und ich löse unseren Blickkontakt, da ich seinen durch dringlichen Augen nicht länger standhalten kann.

Eine Gänsehaut legt sich wie schon unzählige Male zuvor über meine Haut, ich schlucke kräftig und wende meinen Blick komplett ab.

Auf meine Füße starrend, spiele ich ein wenig mit meinen Fingern herum.

Plötzlich spüre ich den minimalen Hauch eines Luftzuges und im nächsten Moment fühle ich Harrys Arme an meinem Körper. Er schlingt sie vorsichtig um mich und verharrt dann in dieser Position. Ich spüre seinen Atem in meinem Genick und kann einen weiteren Schauer, der mir über den Rücken läuft, nicht verkneifen.

"Es tut mir so leid", haucht mir der Lockenkopf ins Ohr und beginnt mit seinen Fingerspitzen Muster auf meine Arme zu zeichnen, sein Kinn hat er mittlerweile auf meiner Schulter abgelegt.

Obwohl ich mich innerlich dagegen sträube, glaube ich, dass er es ernst meint.

Unauffällig schiele ich in seine Richtung, Harry schaut aus dem Fenster. Die Sonnenstrahlen erreichen uns nicht ganz und trotzdem spüre ich eine Wärme auf sämtlichen Stellen meines Körpers. Auch das unwillkürliche Kribbeln in meiner Magengegend zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.

Langsam befreie ich mich aus Harrys Umarmung.

"Ich habe eine Idee", bringe ich hervor und beiße mir auf die Lippe. Er sieht mich fragend an, woraufhin ich meine Aussage ein bisschen erläutere.

"Du weißt schon... Wie wir dich hier herausbekommen."

Seine Augen beginnen zu leuchten und er bedeutet mir fortzufahren.

Wir setzen uns an den Tisch, ehe ich ihm von meinem Vorhaben erzähle. "Michael, ein guter Freund von Adam, hat mir erzählt, dass die Fenster in den Toiletten nicht so schwer vergittert sind, wie in den Zellen. Und genau aus diesem Grund werden wir eine Uhrzeit ausmachen, bei der du deinem Betreuer sagst, dass du auf die Toilette musst."

EYES LIKE HAZEL » HARRY STYLESWo Geschichten leben. Entdecke jetzt