ᴛᴡᴇɴᴛʏᴇɪɢʜᴛ

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Ilay

Es war schwer genug diesen kompletten Monat gegenüber ihr Schweigen Respekt zu zeigen und sie nicht zu drängen, aber es hat sich falsch angefühlt. Viel zu falsch.

So ungern ich das zugebe, vermisse ich das Necken und Lachen mit ihr. Mir gefällt es nicht, dass sie kommt etwas zubereitet und danach verschwindet, ohne ein Wort geredet zu haben.
Ich bin mir im Klaren, dass das Ansprechen dieses Themas sie unglaublich viel verletzt hat. Nur hat mein Selbst es erst sehr spät realisiert.

Ich hatte diesen Tag wirklich nur die Absicht gehabt ihr ein wenig Stress abzunehmen und sie zu beruhigen, da sie viel um die Ohren hat. Ich habe einfach nicht nachgedacht, was meine Wortwahl bei ihr auslösen würde.
Hätte ich mehr darauf geachtet oder das Thema ganz sein lassen, wäre sie sicherlich nicht so distanziert mir gegenüber.

Einerseits hatte ich die Absicht, dass sich beide vertragen und Ayaz sich aufrichtig entschuldigt, weil ich nicht will, dass zwei mir wichtige Personen, sich nicht verstehen. Früher oder später würden sie aufeinander treffen und eine schlimmere Begegnung wollte ich vermeiden. Aber hätte ich gewusst, dass zwischen uns alles so kalt und unberührt bleibt, hätte ich es ganz sein lassen.

Ich fühle mich mehr als schuldig und auch etwas gekränkt, weil diese Situation im Kern meine Verantwortung ist. Aus dem einfachen Grund, weil ich der kranke Mann bin, auf den Ayaz aufpassen will und Mae ein wenig Freiheiten geben will. Wäre ich nicht mitgegangen, hätte sie nicht so eine Last auf sich und auch die Bindung von Kadir zu uns hätte sich nicht geändert.

Ich fühle mich verantwortlich.

Verantwortlich für die Tränen, die ihre Wange runter rollen.

Ich kann es einfach nicht mitansehen, dass sie weint. Sie hat nichts Verwerfliches getan und muss dennoch daran leiden. Behutsam berührte ich ihre Wange, um ihre Tränen zu stoppen, aber sie wisch zurück und tat es selber. «Fass mich nicht an. Geh doch zu dieser beschissenen und ab Grund tief hässlichen Cansu. Sie stirbt sicherlich, wegen ihrem gebrochenen Arm. Und noch eine Sache. Wag es nicht mich aus der Zelle zu holen, wenn deine kleine Freundin mich verpetzt.»

Unwillkürlich musste ich über ihr Temperament grinsen, da ich mich unglaublich danach gesehnt habe, mit ihr eine Konversation einzugehen.
Das sie auch immer wieder Cansu als meine Freundin betitelt, vergnügt mich noch mehr. Es ist süß mitanzusehen, dass sie sich Sachen ausdenkt und sich hineinsteigert. Normal, dass sie so viel Stress anzieht.

«Komm nach oben.» Ich wollte sie ungern gehen lassen. Nicht nachdem ich meinen Mut zusammengefasst und ihr hinterher gelaufen bin. Ich will das zwischen uns in Ordnung bringen. Wie ich es mir gedacht habe, war sie stur und blickte mich entgeistert an. «Dein ernst? Du willst wirklich, dass ich da hoch gehe und ihr wieder in ihr beschämendes Gesicht sehe? Bei Gott ich schwöre dir, dass ich mich nicht zurückhalte, wenn sie auch nur ansatzweise daran denkt, mich zu berühren.» Das hat sie uns gerade eben gezeigt.

Ich bejahte ihre Aussagen, weil das Einzige, was ich gerade will, ist das zwischen uns. Dass wieder alles gut ist. «Du denkst nicht allen ernstes, dass ich mit dir komme oder?» Und ob ich das denke. Wenn's sein muss zwinge ich sie.

«Wenn du es unangenehm findest, weil wir kaum reden, mach dir nichts draus. Von mir aus können wir morgen reden, aber heute gehe ich definitiv Nachhause und befinde mich in einer Stunde in meinem Bett. Dir noch einen guten Appetit.» Mit einem aufgesetzten falschen Lächeln lief sie weg, aber ich hatte nicht den einzigen Gedanken daran, sie gehen zu lassen.

Ich schloss so schnell es ging die Distanz und packte sie am Arm. Natürlich gab es die gewisse Angst, dass sie auch meinen Arm ausrenken wird, aber ich ging dieses Risiko liebend gerne ein. «Bist du lebensmüde? Ich habe ihr gerade gedroht und fast ihre Hand gebrochen, weil sie mich angefasst hat und du machst dasselbe? Lass mich los.» Gesagt getan, ließ ich los, schloss aber die Tür, damit sie nicht raus geht.

«Entweder kommst du freiwillig oder ich trage dich wieder rein. Such aus.» Etwas verärgert blickte sie zu mir, ehe sie endlich mit freiem Willen wieder zu meinem Haus steuerte.
Da war zwar noch das Problem mit Cansu, aber Malik wollte sowieso noch rüber kommen. Da kann er sie mitnehmen und verarzten lassen.

Mae lief ohne weiteres einfach an Cansu vorbei und setzte sich auf eines der Barhocker. Ich hingegen setzte mich Cansu gegenüber und musste ihr endlich klar machen, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Es ist nervtötend immer wieder auf's Neuste sagen zu müssen, dass ich das alles nicht will. Ihre Zuneigung, ihr Auftreten und all das. «Malik holt dich gleich ab und fährt dich ins Krankenhaus.» Sofort stand sie auf und zeigte mit dem Finger auf Mae.

«Und sie bleibt hier? Das kannst du nicht machen. Nein Ilay! Du wirst mein zukünftiger-» «Das wird nicht passieren und jetzt verschwinde aus meinem Haus oder ich zerr dich raus. Ich habe dir oft genug gesagt, dass nichts zwischen uns läuft und nie was sein wird. Das war eine Kurznummer.» Ich deutete auf die Tür und endlich verschwand sie. Sie war verletzt, aber sie checkt's nicht, wenn ich ihr das nett erkläre.

Laut ausatmend lief ich in die Küche und setzte mich zu ihr. «Ist alles gut bei dir? Du siehst erschöpft aus.» begann sie das Gespräch und ließ mich etwas verwundert stehen. Mit einem Kopfnicken versicherte ich ihr mein Wohlbefinden. «Wieso wolltest du reden?» Und da war sie wieder zurück. Ihr selbstgefälliges und selbstbewusstes Erscheinen.
Bevor ich antworten konnte, rutschte sie mit dem Hocker weg, aber ich wollte keine Distanz zwischen uns, weshalb ich sie zurückzog. «Beruhig dich mal. Ich beiß nicht.» Anscheinend war das nicht ihr Problem, sondern ihr Erscheinen.

«Es ist unangenehm. Ich rieche nach Nudeln und Sauce und meine komplette Kleidung ist völlig dreckig.» Das ist ihr einziges Problem? Sie sieht immer noch besser als alle anderen Frauen aus.

«Ich habe nicht vor dich gehen zu lassen, bevor wir uns nicht aussprechen. Oben auf meinem Bett liegen Sachen. Du kannst die Dusche verwenden.»

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𝐇𝐞𝐚𝐥𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt