𝐇𝐞𝐚𝐥𝐞𝐫

ᴛᴡᴇɴᴛʏғɪᴠᴇ

Mae

Er setzte mich endlich in seinem Auto ab und stand angelehnt an der Tür. «Was erwartest du von mir? Eine Rechtfertigung?» Er beugte sich vor und kam meinem Gesicht immer näher. Ich hielt den Blickkontakt und hörte kurz darauf das Klicken von meinem Gurt.
Ich hasse diesen Kerl.

Energisch knallte er die Tür zu und fuhr los. Sehr viele Fragezeichen wirrten in meinem Kopf rum. Wieso ist er gekommen? Was ist mit seiner Identität? Wie hat er mich raus geholt? Und wieso hat er sie dort gelassen?
Jedoch schwieg ich und sah aus dem Fenster. «Lass mich an der Mall ab. Mein Auto steht da.» Wer hätte es erahnt? Natürlich fährt er daran vorbei und das Besondere ist, dass ich nicht Nachhause gefahren werde, sonder zu ihm. Wieso auch immer.

Bei ihm angekommen, parkte er ein und kam auf meine Seite, um meinen ignoranten Arsch aus dem Auto zu bezwingen. Aber ich werde nicht nachgeben und aus dem Auto steigen. Komischerweise zwang er mich auch nicht. «Mae. Lass uns bitte reden. Ich bin weder wegen Cansu dahin gekommen, noch um dich zu beschuldigen.» Bei seinen Worten nahm ich den Blickkontakt auf und wollte wissen, ob er es ernst meint.

«Ja sie hat mich angerufen. Aber als sie dich erwähnt hat, bin ich aus dem Haus. Ich bin mir sicher, dass du richtig gehandelt hast. Aber ich habe weder den Kopf dazu, darüber zu reden, noch war es meine Absicht dich hier her geholt zu haben.» Er legte eine Pause ein und mein Inneres erwärmte sich bei seinen Worten. Ich hasse ihn doch nicht mehr. «Du bist hier, weil du endlich vernünftig essen sollst und dein Kopf nicht über andere Sachen zerbrechen sollst. Kommst du?» Ich hielt mich ganz knapp davon ab, meine Unterlippe hervorzuziehen, da mich sein Verhalten rührt und nickte mit dem Kopf.

Meine Laune war wieder extrem gut und schon befand ich mich euphorie voll vor seiner Haustür. Irgendwie fühle ich mich wie Hazel, die immer so energisch ist. Als er die Tür aufschloss, schlüpfte ich aus meinen Schuhen und setzte mich auf's Sofa, weil ich echt am Ende bin.

Die Aktion von Ayaz heute hat mich echt viele Nerven gekostet. Der kleine Konflikt mit Jiggy. Der Streit mit den beiden Mädels.
Das einzig Positive ist Ilay. Der Retter in Not.

An ihn gedacht, blickte ich zu ihm und stellte fest, dass er mit einer Tasse Tee zu mir kam. «Trink das. Icin ısınsın.» [Dein Inneres soll
sich erwärmen.] Meine eingefrorenen Hände um die Tasse geschlungen und den ersten warmen Schluck genommen, stöhnte ich entspannt auf. Dieses Gefühl ist einfach unbezahlbar.

Er legte neben mir einen Hoodie und eine Hose von sich hin, die ich anscheinend anziehen soll. «Lass dir eine warme Dusche ein. Du warst lang genug in der Kälte.» Er lief wieder in die Küche und irgendwie fühlt sich dieses Vertrauen zwischen uns komisch an. Seine Fürsorge und seine Zuneigung erinnern mich daran, wie alleine ich doch bin.

«Aber trink davor den Tee aus.» Verwundert über sein nettes Verhalten mir gegenüber, tat ich das, was er sagte und trank brav alles aus. Die Kleidung fest umklammert, stieg ich die Treppen auf und verschwand kurz darauf im Bad. Natürlich in das Gästebad.

Es ist ein anderes, wohliges Gefühl bei ihm Zuhause zu duschen. Ein Unterschied ist auch die Ereignisse von heute. Ich weiß nicht, ob ich mich Zuhause alleine genauso gut fühlen würde, weil ich nur an diese Sachen denken würde. Hier gibt es zumindest ihn, der mich auf andere Gedanken bringt beziehungsweise wo ich an sein Wohlergehen denke. Ich bin abgelenkt.

Ich zog schnell über meine Beine die bequeme Hose an und da drüber den Hoodie. Meine Sachen verstaute ich in einer Tüte und stellte sie zur Seite. Es wäre mir peinlich, wenn er sie sehen würde. Schließlich hatte ich sie an.
Oben am Treppenanfang, stieg schon der wunderbare Geruch von Lasagne und alles an mir, sowohl mein Körper, als auch meine Seele beruhigten und entspannten sich gleichzeitig.