Captured 2

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Alec

Es war das erste Mal, dass sie Schwäche zeigte, überwältigende Emotionen. Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und schloss die Augen, gab der Emotion nach und bekämpfte sie gleichzeitig. Ihre Brust hob sich, als sie das Schluchzen erstickte. Ich sah weg, wollte nicht sehen, wie diese starke Frau vor mir zusammenbrach.
„Hör auf zu weinen." Das Geräusch war irritierend. Ich wollte nicht hören, wie sie atmete, wie sie schniefte, als ihre Nase zu laufen begann. Es war das erste Mal, dass sie vor mir weinte, und es war wegen des Schmerzes einer anderen Person.
Sie senkte ihre Hände und schloss ihre Augen fester, als ob sie bereit wäre aufzuhören.
„Ich habe gesagt, dass mir das mit deiner Schwester leid tut. Wie kannst du kein Mitleid mit mir haben?"
Meine Antwort war einfach.
„Weil ich ein Monster bin. Du bist keines." Ich nahm noch einen Schluck von meinem Scotch und ließ den Alkohol auf dem Weg nach unten in meinem Hals brennen.
Pearl starrte den Teppich auf dem Boden an, ihre Augen waren immer noch feucht von den Tränen, die sie gerade vergossen hatte.
„Es tut mir leid, was ihr zugestoßen ist. Daran ist meine Familie aber nicht schuld! Deine Schwester würde dich hassen dafür, was du tun willst! Ich sage es noch einmalig... sie würde dich hassen!"
Meine Handfläche zuckte, bevor ich sie schlug. Ich schlug sie mit der Rückhand über das Gesicht, so hart, dass sie zu Boden fiel.
„Sag es noch einmal."
Sie rappelte sich schnell auf und weigerte sich, auf dem Boden zu bleiben, um sich zu erholen. Ihr Gesicht war rot von dem Handabdruck, den ich hinterlassen hatte.
„Sie würde dich hassen!"
Ich stürzte mich auf ihre Kehle, packte sie fest und drückte so zu, dass sie nicht mehr atmen konnte. Ich wollte sie auf diese Weise töten, ihre Füße vom Boden heben und ihr beim Ersticken zusehen.
„Nimm das zurück und ich lasse dich am Leben."
Sie hielt meinen Blick und umklammerte mein Handgelenk, als sie versuchte, sich zu befreien.
„Nimm es zurück."
Sie vergrub ihre Nägel in mein Handgelenk und spuckte mir ins Gesicht.
Ich warf sie hart zu Boden und ließ sie auf dem Parkett aufschlagen.
„Niemals. Ich würde lieber sterben. Das was man meiner Schwester angetan hat war genauso schrecklich. Ihr Baby wurde ihr entrissen. Sie durfte Hope nicht mal anfassen. Neil hat sie vergewaltigt und sie hat ihn getötet! Fass mich an und ich töte dich!"
Ihre Augen waren voller Tränen.
Meine Hand zuckte an meine Seite, aber aus einem anderen Grund. Ich hatte ein schlimmes Temperament und ich hatte meine Opfer oft zu Tode gewürgt. Trotz der Art, wie sie mich beleidigte, fühlte ich eine unsichtbare Hemmung. Sie hatte mich wieder dazu gebracht, ihr Respekt zu zollen. Ferrari Blut rann durch ihre Adern wie der Nil und es war unverkennbar, dass Leano Ferrari ihr Vater war.
Ein Teil von mir bemitleidete sie...
Ich war hin und hergerissen. Ich bedauerte sie, aber ich wollte sie auch töten. Sie rutschte zurück und atmete tief durch, jetzt da ich meine Hand nicht mehr um ihren Hals gelegt hatte. Sie stand auf und hielt sich stolz auf den Beinen, obwohl sie nur halb so groß war wie ich und nur einen Bruchteil meiner Kraft besaß.
„Du könntest nach vorne schauen und neu anfangen. Du kannst diesen Krieg für immer beenden und unser Schicksal ändern. Lass die Vergangenheit los."
Vor einer Sekunde war sie noch wütend und emotional gewesen, jetzt war sie wieder pragmatisch, legte ihren Hass beiseite und konzentrierte sich auf die Zukunft. Das war die Eigenschaft eines Führers, eines Überlebenskünstlers. Ihre Intelligenz war scharf und ihre Belastbarkeit bewundernswert.
„Lass es gut sein!", sagte sie ruhig.
„Ich kann nicht."
Sie seufzte tief und ihre Augen verengten sich.
„Du kannst nicht gewinnen! Tyler und Damon haben viel zu viele Möglichkeiten dich auszuschalten! Selbst wenn du mich tötest und dein wahnhaftes Bedürfnis nach Rache befriedigst, werden meine Schwäger nicht aufhören, bis sie dich zerstückelt haben. Das ist eine Selbstmordaktion!"
Mein Leben hatte keinen Wert. Ich war zu kaputt im Kopf, um jemals ein normales Leben zu führen. Ich verbrachte meine Zeit mit Huren und verdiente meinen Lebensunterhalt mit Drogen. Das Wort *Freude* gab es nicht in meinem Vokabular. Wenn mein Leben anders gewesen wäre, hätte ich eine bessere Chance gehabt.
„Ich weiß Baby!"

Pearl

Alec führte mich in ein Schlafzimmer im ersten Stock.
„Fred hat dir etwas zum Anziehen aufs Bett gelegt." Er drehte den Türknauf und öffnete die Tür. Er wandte sich ab, als wäre das Gespräch beendet.
Ich war verwirrter als zuvor.
„Ich dachte, du willst mich umbringen."
Er drehte sich langsam um, war wie ein Schrank gebaut. Seine Armmuskeln waren gewölbt. Nur seine blauen Augen waren sanft, sie waren viel zu schön, um zu einem so gehässigen und kalten Mann zu gehören.
„Freust du dich darauf?"
„Ich will nur wissen, was los ist." Ein Teil von mir hoffte, dass er seine Meinung ändern würde. Er musste mich gehen lassen. Ich war zu jung, um zu sterben, und meine Familie hatten schon genug gelitten.
„Es braucht Zeit einen perfekten Mord zu planen." Er drehte mir den Rücken zu und ging davon.
Ich hatte erwartet, dass er sich mir gegen meinen Willen aufdrängen würde, aber er tat es nicht zum Glück.
Ich ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter mir, sie war nicht abschließbar, daher nahm ich an, dass auch seine anderen Gefangenen hier gehalten worden waren. Das Zimmer war spartanisch eingerichtet, es war nur ein Bett und ein Nachttisch vorhanden. An der Wand gab es ein einziges Fenster, es war nicht vergittert und ich wusste, dass es daran lag, dass es keinen Ausweg gab. Ich würde hier sterben. Ich setzte mich auf das Bett und zog meine Knie an meine Brust. Nun, da ich alleine war und es keine Zeugen gab, brannten mir Tränen in den Augen. Ich wollte nach Hause...
Ich musste einen Ausweg finden.
Alec hielt sein Wort und obgleich sein Motiv für meinen Mord unfair war, war ich sicher, dass er es ernst meinte. Er wollte mich quälen, damit meine Familie leiden würde. Mir eine Kugel zwischen die Augen zu jagen und es schnell zu beenden, wäre zu gnädig.
Er würde es langsam und schmerzhaft gestalten.
Ich schlief in dieser Nacht nicht.
Was geschehen könnte, wenn ich meine Augen schloss, bereitete mir zu viele Gedanken. Ich war im Haus meines Feindes und konnte keine Schwäche zeigen, wenn ich so verletzlich war. Wenn er mitten in der Nacht zu mir kam, um mich umzubringen, musste ich bereit sein.
Wenn er kam, um mich zu vögeln, musste ich auch dafür bereit sein.
Aber es geschah bis zum Morgen nichts.
Alec klopfte nicht an, bevor er die Tür öffnete. Seine Augen wanderten zum Bett, auf dem ich gegen das Kopfteil gelehnt und mit verschränkten Beinen saß. Ich trug noch immer meine Kleidung vom Vortag und hatte weder geduscht, noch mir das Gesicht gewaschen.
Er trug dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt, sodass seine strahlenden Augen einen starken Kontrast zu seiner dunklen Kleidung bildeten. Er musterte mich und erfasste die Situation binnen einer Sekunde.
„Du warst die ganze Nacht wach?"
Ich starrte ihn mit verschränkten Armen an.
„Die Tür lässt sich nicht abschließen."
„Und du denkst, dass mich ein Schloss aufhalten würde?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und neigte seinen Kopf leicht zur Seite.
„Die Geräusche würden mich vorwarnen."
„Und wenn ich mit einem Messer hier hereinkäme, würdest du mich abwehren?"
Es war egal, wie unterlegen ich war. Ich würde nicht aufgeben.
„Ich würde mich mit aller Kraft wehren."
Wie jedes Mal, wenn ich ihn belustigte, wurden seine Augen ein wenig sanfter.
„Das respektiere ich. Wenn du nicht mit den Cartas verwandt wärst, würde ich dich vielleicht mögen."
„Ich würde dich so oder so nicht mögen!"
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
„Du hast ein ganz schönes Mundwerk. Ich werde es genießen dich zu küssen", ich erstarrte.
„Es gefällt mir, wie stolz du bist. Ich glaube, ich stehe auf stolze Frauen..."
Er war ein Monster und ein Mörder. Ich wusste, was er wollte, wusste, dass er mich hier und jetzt vögeln wollte, aber er blieb still stehen und überschritt keine Grenze.
„Du wirst mich nicht vergewaltigen."
Seine Augen verdunkelten sich leicht und sein Blick wurde noch intensiver.
„Warum?"
Er wandte sich vom Bett ab und ging zur Tür.
„Ich komme in einer Stunde wieder."
Mein Herz raste.
„Du wirst es tun?"
Er wandte sich mir wieder zu, eine Hand am Türknauf.
„Ich habe dir gesagt, dass ich es tun würde, Pearl. Es ist egal, wie sehr ich dich respektiere. Es ist egal, wie sehr ich mich zu dir hingezogen fühle, diese Sache ist größer als wir beide. Ich werde dich umbringen und ich werde es genießen."

TFD, A Dark Mafia Romance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt