Rage

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Alec

Ich saß an meinem Schreibtisch, war in Rage, voller Grausamkeit. Ich starrte durch das große Fenster auf die Berge in der Ferne und betrachtete sie. Flammen leckten am Holz und machten knisternde Geräusche. Meine Flasche Scotch stand unberührt auf dem Tisch. Ich hatte heute schon genug getrunken. Die Sonne ging bereits unter, da ich schon seit Stunden hier saß. Meine Finger ruhten an meinen Schläfen und ich starrte aus dem Fenster, beobachtete, wie das Tageslicht sich dem Ende neigte. Ich hatte sie mit Benzin überschüttet....
Ich konnte ihren schnellen Puls spüren, als ihr Herz das Adrenalin durch ihren Körper pumpte. Ihre Verletzlichkeit, ihre Unterwerfung erregten mich. Sie wusste, dass ihr Leben enden würde und dass sie nichts dagegen tun konnte. Endlich hielt ich meine Rache in den Händen, aber dann hatte mich ihre kleine Rede abgetörnt.
Sie hatte mir alle Macht genommen und sie wusste es nicht einmal.
Sie sah ihr Leben als Opfer, als einen Weg, gleichzeitig meine Rachsucht zu stillen und ihre Familie zu retten. Wie ein Märtyrer wollte sie, dass ihr Tod etwas bedeutete, dass er das letzte Kapitel eines Krieges war, wusste sie nicht, dass es kein letztes Kapitel gab im Krieg?
Sie hatte es erneut geschafft, dass ich sie respektierte. Ich respektierte ihre selbstlose Einstellung. Ich respektierte ihre Kraft. Ich respektierte, dass sie in den letzten Momenten ihres Lebens nicht geweint oder sich in die Hose gemacht hatte. Sie hatte an ihrer Würde festgehalten, selbst als sie splitterfasernackt gewesen war.
Nicht jede Frau konnte das.
Ich wollte sie töten, aber ich mochte diese Frau. Wie konnte ich jemanden umbringen, den ich mochte?
Verdammte. Scheiße.
Ich blieb lange Zeit in meinem Büro und schickte Fred weg, als er versuchte, mir mittag und Abendessen zu bringen.
Ich hatte keinen Appetit.
Nun wusste ich nicht, was ich tun sollte. Wenn ich sie nicht umbrachte, was sollte ich dann tun? Sie einfach gehen lassen? Das würde mich wie den größten Schlappschwanz auf Erden aussehen lassen. Ich würde allen Respekt vor mir selbst verlieren und sie würde ihrer Familie erzählen, was ich getan hatte, sodass sie Jagd auf mich machen würden. Ich würde nicht nur jegliche Rache verlieren, sondern auch mein Leben.
Scheiße, dies war keine gute Situation.

„Sir?" Fred kam in mein Schlafzimmer.
Ich war gerade aus der Dusche gekommen und hatte ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Ich hatte in der Nacht zuvor sehr schlecht geschlafen. Ich wünschte, ich hätte sie umgebracht und das führte zu Selbsthass. So hatte ich mich die ganze Nacht gedreht und gewendet. Er hielt seine Hände vor seiner Hüfte gefaltet und war in Jeans und ein Hemd gekleidet. Er war der Hausverwalter und kümmerte sich darum, wenn ich nicht hier war, ich sah ihn nicht als Butler, daher gab es keinen Grund, warum er einen Smoking hätte tragen sollen.
„Bitte?", ich drehte mich wieder zu ihm und versuchte, sein Schweigen zu deuten.
„Ihr Gast fragt nach ihnen."
Ich hatte sie gemieden, weil ich wusste, was sie fragen würde, aber ich konnte sie nicht ewig ignorieren und echte Männer sollten nichts und niemandem aus dem Weg gehen.
„Ist sie draußen?"
Er nickte.
„Schick sie rein."
„In Ordnung." Er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Einen Moment später erschien Pearl. Sie trug Jeans und ein T-Shirt, das Richard für sie besorgt hatte. Es passte nicht, da die Sachen einige Nummern zu groß waren, trotz allem sah sie aus wie ein Model, den das war sie. Ein Model...
Auch ohne Make-up oder eine aufwendige Frisur, besaß sie eine natürliche Schönheit, die sie immer strahlen ließ. Etwas an ihren hohen Wangenknochen und ihren schönen Augen machte mich hart.
Ich starrte sie an und sah, wie sich das Feuer in ihren grünen Augen spiegelte, wodurch sie noch mehr glühten. Ich merkte, wie sie mir in die Augen blickte, als täte sie alles, um nicht auf meinen beinahe nackten Körper zu starren. Sie hatte mich bereits oberkörperfrei gesehen, daher wusste ich nicht, warum es eine Rolle spielte.
„Ich kann ein andermal wiederkommen ...", sie war verlegen...
„Sag, was du sagen wolltest. Verschwende meine Zeit nicht, Baby!"
Ich ließ das Handtuch vor ihr fallen und war nun völlig nackt.
„Ähh..."
Ich drehte mich um, ging zur Kommode und nahm eine schwarze Boxershorts heraus, auf meinem Gesicht thronte ein breites Grinsen. Ich zog sie bis zu meiner Hüfte und wandte mich dann wieder zu ihr um. Ihre Wangen waren trotz ihrer olivfarbenen Haut leicht gerötet. Es war das erste Mal, dass sie aus dem Konzept gebracht zu sein schien. Selbst als ich sie zu Boden geworfen und gedroht hatte, sie umzubringen, hatte sie die Ruhe bewahrt.
Das war süß.
Ich stand, nur in meine schwarzen Boxershorts gekleidet, vor ihr.
„Ich höre?"
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und drückte so ihre Brüste leicht zusammen.
„Willst du dich nicht erst ganz anziehen?"
„Ich bin ganz angezogen."
Pearl hatte wieder ihren Faden verloren. Meine Nacktheit war ihr unangenehm. Sie tat ihr Bestes, um es zu verbergen, aber ich konnte sie durchschauen.
„Hast du gut geschlafen?"
„Ja." Nun war ihre Stimme wieder stark als erleichterte sie der Themenwechsel.
Ich hatte schlecht geschlafen, aber in der Nacht zuvor, als ich sie hatte umbringen wollen, hatte ich wie ein Stein geschlafen.
„Also ... was ist?", fragte sie direkt. „Wirst du mich gehen lassen?"
Das war keine Option.
„Nein."
„Was dann?", fragte sie nachdrücklich.
„Es wird nicht lange dauern, bis meine Familie merkt, dass ich entführt wurde."
„Sie haben dich noch nicht angerufen." Ich hatte ein Auge auf ihr Handy gehabt. Sobald ihre Familie anrief und sie nicht ranging, musste ich mich auf das Schlimmste vorbereiten.
„Ich muss heute zur Arbeit. Wenn Janna da auftaucht..."
„Das werden wir sehen, wenn es so weit ist."
„Was wirst du mit mir tun, wenn du mich behältst?"
Ich weigerte mich, ihr zu antworten. Ich hatte noch keinen Langzeitgefangenen gehabt. In der Regel waren sie alle innerhalb von vierundzwanzig Stunden gestorben.
Pearl fiel mein Schweigen auf. „Warum hast du mich nicht getötet?"
„Wer sagt, dass ich das nicht noch tun werde?"
Sie versteifte sich leicht, aber ihr Blick verhärtete sich.
„Wenn du es in dieser Situation nicht getan hast, wirst du es auch nicht mehr tun."
Mein Mundwinkel hob sich zu einem Lächeln. Es gefiel mir, wie sie mich herausforderte, dass sie ihre Meinung sagte.
„Ich hatte nicht angenommen, dass du dumm wärst. Fang jetzt nicht damit an."
„Warum hast du mich dann nicht umgebracht?"
Ich ging einen Schritt auf sie zu, um sie mit meiner Größe einzuschüchtern. Ich kam näher, bis ich direkt vor ihr stand, und streckte meine Finger aus, um ihre Wange zu berühren. Sie trug kein Parfüm, daher roch ich ihren natürlichen Duft und den Duft des Shampoos, das sich in ihrem Bad befand. Meine Finger strichen über ihre weiche Haut und ich erinnerte mich daran, wie fest ich sie geschlagen hatte.
„Ich habe dich nicht getötet, aber das bedeutet nicht, dass ich dich je gehen lassen werde."
Ihre Augen konzentrierten sich auf mein Gesicht.
„Wie bitte?"
„Du hast gehört, was ich gesagt habe."
„Du kannst mich nicht für immer hier festhalten. Meine Familie wird mich finden."
„Du musst nicht in meiner Gefangenschaft sein, um mir zu gehören, Pearl!"
Sie sah mich noch störrischer an und analysierte meine Worte in ihrem kleinen Gehirn.
„Was soll das heißen?"
„Das wirst du noch früh genug herausfinden."
Sie hatte recht gehabt, als sie sagte, dass ich sie nicht vergewaltigen würde. Was nicht hieß, dass ich sie nicht dazu bringen würde mit mir zu schlafen.
Ich konnte nicht so tun, als wären seine Handlungen tragbar. Doch das bedeutete nicht, dass ich meine Rache vergessen hätte.
„Du willst das ich dich vögele?", fragte sie mich fassungslos.
„Das ist das Mindeste, was du tun kannst, nachdem ich dir dein Leben gelassen habe."
„Du hast gerade gesagt, dass du mich immer noch umbringen kannst", erwiderte sie.
Ich versuchte, angesichts ihrer Cleverness nicht zu lächeln.
„Gib mir einen guten Grund, es nicht zu tun."
Sie hielt meinem Blick stand und stand absolut still da, atmete nicht einmal.
Ich wartete darauf, dass sie ihre Entscheidung traf, dass sie entweder ging oder blieb. Sie hatte jedes Recht, Nein zu sagen. Sie konnte mich abweisen und ohne Konsequenzen in ihr Zimmer zurückgehen, oder sie könnte sich mir hingeben, damit ich mich mit der Entscheidung, sie leben zu lassen, noch besser fühlte.
„Wenn ich dich ficke, musst du mich gehen lassen."
Ich dachte über das nach, was sie sagte und war von mir selbst enttäuscht, da ich mit jemandem verhandelte, der keine Macht besaß. „Ich werde dich aus dem Haus lassen." Ich wählte meine Worte weise.
„Versprochen?"
„Männer wie ich machen keine Versprechen."
„Aber wenn sie es tun, halten sie sich daran."
„Ich verspreche es."
Nun, da sie endlich zufrieden war, trat sie einen Schritt auf mich zu.
„Dann haben wir einen Deal, aber ich brauche etwas Zeit für mich. Bis heute Abend", flüsterte sie.
Ich sah sie an und nickte.
Sie drehte sich um und stolzierte davon. Ich musste lächeln. Wahnsinn... diese Frau.
Jetzt fühlte ich mich wieder schlecht. Meine Schwester hatte nie diese Wahl gehabt. Wieso war ich plötzlich so schwanzgesteuert? So war ich noch nie gewesen. Was passierte mit mir?
Ich hatte einfach...
Ich wollte sie wirklich gehen lassen... diese Frau hat mir den Kopf verdreht!

TFD, A Dark Mafia Romance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt