Pearl
Wochen vergingen und ich traf mich immer öfters mit Alec, mal kam er zu mir, mal ging ich zu ihm. Wir übernachteten nie beim anderen, ich hatte darauf bestanden, weil ich keine Beziehung wollte. Es war rein körperlich und fertig. Mit Alec zusammen zu sein, gab mir ein Gefühl der Unbesiegbarkeit, als würde er mich immer beschützen, wenn ich mich nicht selbst beschützen konnte. Das war ein Vorteil in diesem ganzen Arrangement.
Ich war in meiner Wohnung.
Meine dunkle Wohnung war klein und beengt, der Esstisch war an die Wand geschoben, weil ich ihn nirgendwo anders hinstellen konnte. Ich hatte nur eine Couch, weil meine Wohnung nur 75 Quadratmeter groß war.
Ich war nicht undankbar.
Ich war einfach an schönere Dinge gewöhnt.
Mein Vater hatte nun mal Ansprüche, außerdem war es in Frankreich auch viel schöner gewesen.
Ich öffnete eine Flasche Wein und trank sie auf der Couch, während ich geistesabwesend fernsah. Das Einzige, was ich tun wollte war, nach meinem Telefon zu greifen und Alec anzurufen, aber da mein Impuls so stark war, ignorierte ich ihn absichtlich.
Wie war ich so anhänglich geworden?
Es war der Sex ... Das musste es sein. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so guten Sex gehabt, generell nie Sex gehabt...
Mein Telefon leuchtete mit einer Textnachricht auf.
Baby... Beweg deinen Arsch hierher.
Meine Entschlossenheit verschwand, weil das alles war, was ich tun wollte. Ich wollte in dieser Wohnung nicht allein mit einer Flasche Rotwein als Gesellschaft sitzen. Ich wollte einen großen, verschwitzten Mann auf mir haben. Meine Finger wollten die groben Stoppeln seines Bartschattens spüren. Meine Augen wollten in seine blicken, wenn er mich nahm.
Warum sollte ich hier sein wollen, wenn ich bei ihm sein könnte?
Komm her, oder ich hole dich. Wofür entscheidest du dich?
Ich hasste es, herumkommandiert zu werden, aber bei ihm wurde ich schwach. Ich mochte es, wenn er mich an den Haaren packte und mich zwang, ihn zu küssen. Wenn er mir die Arme über den Kopf hielt, während er mich nahm. Wenn er mir sagte, ich gehöre ihm.
Ich mochte das alles ... und deshalb sagte ich nein.
Ich werde heute Nacht zu Hause bleiben, wir sehen uns morgen.
Ich musste es beenden, die Intensität beseitigen, den Ernst zwischen uns mildern. Wir waren auf einem gefährlichen Weg und ich wollte nicht sehen, wohin er führte.
Ich bin unterwegs.
Wenn ich gedacht hatte, ich hätte eine Wahl, dann lag ich von Anfang an falsch.
Denn... wir fuhren zu seiner Wohnung.
Hatte ich erwartet, dass er meine Abfuhr akzeptiert? Wenn ich im tiefen meines Herzens nachschaue, dann war die Antwort definitiv Nein.
Im Auto lief Musik und die Fenster waren angelaufen, weil es draußen so kalt war. Rote Bremslichter waren nirgendwo zu sehen, weil wir das einzige Auto auf der Straße waren. Er trat aufs Gas und ließ den starken Motor hochdrehen, als er mit nur einer Hand am Lenkrad durch die asphaltierten Straßen fuhr, die andere hielt meine.
Seine Finger legten sich um meine Hand und umgaben sie mit Wärme. Sein Daumen streifte sanft über meine Handfläche, wobei er leicht die Linien meiner Hand nachzeichnete.
Ich drehte den Kopf ein wenig auf dem Ledersitz, um ihn anschauen zu können, ohne dass er es bemerkte.
Seine Augen tasteten schnell die Straße vor sich ab, während er durch die Stadt navigierte, wobei er sein Auto ruhig auf unnötig hohe Geschwindigkeit brachte. Seine Kinnpartie war so scharf gegen seinen muskulösen Hals abgegrenzt. Unter dem Schein des blauen Lichts vom Armaturenbrett war sein Bartschatten zu erkennen. Auch seine Augen hatten einen besonderen Glanz. Er war ein schöner Mann, der heute Abend überall sein könnte. Er könnte sich in einem Bordell aufhalten, er könnte an der französischen Riviera ein Model ficken, er könnte auf einer Jacht vor der Küste Griechenlands kreuzen, aber er war bei mir.
Wir parkten in der Tiefgarage und gingen dann ins Schlafzimmer im obersten Stockwerk. Er nahm seine Uhr ab und legte sie in die Schublade, wo auch seine anderen Uhren lagen und Manschettenknöpfe.
Wir zogen uns aus und landeten im Bett. Wie immer...
Mein Kopf ruhte auf dem Kissen, während sich sein Gesicht über meinem befand. Seit er auf meiner Türschwelle angekommen war, hatte er kein Wort gesagt. Seit diesem Moment hatten wir nicht miteinander gesprochen. Die Luft war deshalb voller Spannung, voller statischer Elektrizität, die sich zwischen unseren Körpern ausbreitete.
Seine Arme schoben sich hinter meine Knie und er spreizte mich weit, als er sich darauf vorbereitete, mich zu nehmen. Er rieb die Nase an meiner, als er mich ansah und seine Lippen streiften über meine, als wollte er mich necken. Meine Finger fuhren in sein Haar und ich zog ihn zu einem Kuss heran. Ich fühlte mich immer perfekt, selbst wenn meine Haare nass und mein Make-up weg war. Durch ihn fühlte ich mich so verdammt sexy.
Er drückte auf die Spitze seines Gliedes und führte ihn in mich ein. Langsam schob er sich vorwärts und versank in meiner Enge, als wäre es das erste Mal. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen, als er nach innen glitt, bis seine Eier meinen Arsch trafen.
„Ja ..." Ich schloss die Augen und fühlte, wie meine Lippen an seinen zitterten. Meine Finger zerrten an seinen kurzen Haaren. Er schob sich jedes Mal tief in mich hinein und brachte mich zum stöhnen. Ich liebte es, so mit ihm zusammen zu sein, wenn sich unsere Lippen miteinander bewegten und er in mich stieß. Es war langsamer und zärtlicher Sex, aber er genoss ihn genauso sehr wie ich. Sein gleichmäßiger Atem wurde bald schneller und seine Leidenschaft und Anstrengung hörbarer.
„Ich komme gleich ..." Meine Lippen blieben an seinen hängen, als ich die Enge in meinem Bauch spürte, die Wärme, die sich langsam bis in meine Extremitäten ausbreitete, als Vorbereitung auf ein starkes Ereignis. Jede Phase des Orgasmus war wunderbar, aber das Ende war unglaublich. Ich begann mich zu winden, hielt mich an ihm fest und ließ ihn dann wieder los, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Mein Arm schlang sich um seinen Hals und ich hielt mich an ihm fest, da mir die Tränen in die Augen schossen, als die Welle über mich fegte und mich dazu veranlasste, seinen Namen zu schreien. So verdammt gut.
„Alec... Alec." Mein Kopf landete wieder auf dem Kissen und ich öffnete die Augen und sah, wie er mich mit einem so konzentrierten Blick ansah, dass jeder Knochen an seinem Kiefer durch die Haut sichtbar war. Meine Hände streiften über seine Brust, als er weiterhin in mich stieß. Sein Glied war so hart in mir, dass ich mir stärker auf die Unterlippe biss, als ich wollte. Das war der Grund, warum ich immer wieder zu ihm zurückkam. Das war der Grund, warum ich nicht gehen konnte. Das war der Grund, nach dem ich so verdammt süchtig war. Ich konnte nicht aufhören ... Ich könnte niemals aufhören.
Er verlangsamte seine Stöße und drückte seine Stirn an meine, als würde er sich darauf vorbereiten zu kommen.
Schon viele Frauen mussten dieses Bett vor mir geschmückt haben, aber er gab mir das Gefühl, als wäre außer mir noch nie eine dort gewesen. Dass er noch nie so guten Sex mit einer anderen gehabt hätte.
Meine Hände glitten seinen Rücken hinauf und meine Nägel krallten sich in seine Haut und warteten auf diese schwere Wärme, die für den Rest der Nacht in mir bleiben würde.
Er schloss die Augen, als er sich auf unsere Körper konzentrierte, als er sich darauf vorbereitete, in mir zu explodieren. Seine muskulösen Arme spannten sich an, weil sie seinen Körper auf meinem hielten, weil sie meine Beine nach hinten drückten. Seine Bauchmuskeln bewegten sich, als er seine Hüften nach vorne drückte und mir jedes Mal seine volle Länge gab.
Ich wollte wieder kommen und ihm dabei zusehen.
Er atmete tief ein, war direkt an der Klippe.
„Heirate mich."
All die Hitze, die ich vor Sekunden gespürt hatte, löste sich in Luft auf. Eis nahm seinen Platz ein, machte das Laken kalt auf meiner Haut, machte die Luft zu trocken zum Atmen. Mein Gehirn brauchte Sekunden, um das zu begreifen, was meine Ohren gehört hatten und als der Schock nachließ, wurde mir klar, dass ich es mir nicht eingebildet hatte.
Er hatte mich gerade gefragt, ob ich ihn heiraten wolle.
Mein Körper wurde starr. Meine Hände erstarrten auf seiner Brust. Mein Herz hatte vor Erregung gerast, aber jetzt schlug es aus einem anderen Grund schneller.
Er zog den Kopf zurück und sah mich ohne Verlegenheit an, als hätte er gemeint, was er gesagt hatte und wollte es nicht zurücknehmen. Er stieß weiter in mich hinein, als wäre nichts passiert, als würden wir immer noch ficken, obwohl all die Energie weg war.
„Was ...?" Das war alles, was ich herausbekam.
Er bewegte sein Gesicht zurück zu meinem und küsste mich wieder.
Das Letzte was ich wollte, war ein Kuss.
„Nein." Ich drückte an seine Brust und zwang ihn von mir weg. Ich stolperte fast, als ich aus dem Bett stieg und mein Fuß sich an seiner Jacke verfing, die auf dem Boden lag. Sobald ich sicher stand, wusste ich nicht, was ich zuerst tun sollte. Mich anziehen und zur Tür rennen, oder ihn anschreien. Er hatte einfach alles ruiniert.
Er saß an der Bettkante und seufzte. Er starrte eine Sekunde lang auf den Boden, bevor er seinen Blick hob, um meinen zu treffen und hörbar seufzte.
„Alec, sag mir, dass das ein Witz war. Ein wirklich schlechter Witz."
Er stand auf und zog seine Boxershorts an.
„Es rutschte mir raus ..." Als er sich mir näherte, trat ich zurück. Schmerz zog sich durch seinen Blick, als ich mich von ihm entfernte.
„Also hast du es nicht so gemeint." Ich wollte diesen Mann nicht verlieren, also suchte ich nach irgendeiner Ausrede, um ihn behalten zu können. Er könnte sagen, dass es ein Versehen gewesen sei und wir könnten so tun, als wäre es nie passiert. Es wäre ein paar Wochen lang unangenehm, aber das würde nicht ewig dauern.
Seine Arme spannten sich an seinen Seiten an und sein Blick wurde langsam kalt. Seine Kiefer verkrampfte sich, als er über seine Antwort nachdachte und sie auf der Zunge probierte, bevor er sie in die Luft entließ.
„Ich hätte es nicht gesagt, wenn ich es nicht ernst gemeint hätte."
Nein.
„Ich meinte jedes Wort ernst und ich warte immer noch auf eine Antwort."
Warum tat er mir das an?
„Ich habe dir bereits gesagt, wie ich fühle ..."
„Das war vor Wochen, aber jetzt ist alles anders."
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, ist es nicht. Ich habe dir gesagt, was ich will. Das sollte nur ein Deal sein!"
Seine Hände bewegten sich zu seinen Hüften, er starrte mich weiterhin an und sein Gesicht lief vor Wut rot an. Die Luft um ihn herum begann zu dampfen. Die Spannung war so stark, dass sie tief in meine Haut schnitt.
„Nur wenn man jemanden liebt, fragt man ihn, ob er einen heiratet. Also ich verstehe nicht, warum du überhaupt gefragt hast."
Seine Augen verengten sich leicht. „Baby."
„Zwing mich nicht etwas zu sagen!"
„Ich zwinge dich zu gar nichts."
„Doch, das tust du." Ich bedeckte mein Gesicht mit den Händen und ich zog sie langsam nach unten, weil ich wünschte, dieser Moment wäre nicht real, sondern nur ein Albtraum. Dass ich nicht dabei war, diesen Mann in einer bitteren und schmerzhaften Trennung zu verlieren.
„Pearl." Er trat näher an mich heran und packte meine Handgelenke.
„Sieh mich an."
Ich wandte den Blick ab und wollte mich diesem Moment entziehen. „Nein ..."
„Doch."
Meine Augen wandten sich seinem Gesicht zu und ich sah den Befehl in seinen Augen. Alec war ein Mann, den ich in meinem Leben haben wollte, aber ich wollte ihn nicht in der Nähe meines Herzens. Ehen funktionierten nicht. Frauen wurden Sklavinnen, sie verloren ihre Unabhängigkeit, verloren die Fähigkeit, alles zu tun, was sie tun wollten, weil der Mann jeden Aspekt ihres Lebens kontrollierte.
Ich war zu jung, um mich einer Beziehung zu unterwerfen, die zum Scheitern verurteilt war.
„Ich liebe dich nicht ..."
Ich war zu jung, um ihm eine Chance zu geben, zu unerfahren um zu wissen, was ich wollte. Wie konnte ich einen Mann lieben, der so war wie Alec es nun mal war?
Seine Hände ließen meine Handgelenke los, als er seine Augen vor Schmerz schloss. Für ihn war es wie ein Schlag gegen die Brust, als hätte er eine andere Antwort erwartet. Seine Hände kehrten zu den Seiten zurück und sein schmerzhafter Ausdruck verwandelte sich langsam in einen Ausdruck der Wut.
„Scheiße." Seine Augen flatterten hin und her, als er in meine sah, bevor er sich abwandte und langsam zur anderen Seite des Raumes schritt. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und dann über das Gesicht, wobei seine Fingerspitzen an den Lippen ruhten. Ich sah zu, wie er meine Reaktion aufnahm. Ich wünschte, ich könnte ihm eine andere Antwort geben, aber ich hatte ihm von Anfang an gesagt, was ich wollte. Er doch auch. Er wollte doch nur meinen Körper...
Ich war erst 21 Jahre alt. Eine Ehe war das Letzte, woran ich dachte.
Ich schnappte mir meine Klamotten vom Boden und zog sie schnell an.
Er drehte sich nicht um, um mich anzuschauen. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, sein muskulöser Rücken angesppannt. Alles war angespannt, als würde er all die Wut in sich hineinfressen, bevor sie ihn explodieren ließ.
„Raus hier." Seine Stimme war leise, ein direkter Widerspruch zu der Wut, die er fühlte.
„Ich habe dir gesagt..."
Seine Stimme wurde immer lauter, so laut, dass sie von jeder Ecke der hohen Decke widerhallte. „Verschwinde verdammt noch mal." Schließlich drehte er sich um und sah mich an, mit unendlich viel Hass im Blick. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er mich gemocht, aber jetzt war ich die Nummer eins auf seiner Hass-Liste. Unsere Zuneigung starb, als hätte es sie nie gegeben. All unsere Erinnerungen waren befleckt durch diesen Moment. Jetzt behandelte er mich wie Dreck. Leidenschaft konnte sich so schnell in Hass verwandeln... als wäre das alles, was wir je gekannt hatten.
Tränen stiegen mir in die Augen und begannen mir über die Wangen zu laufen. Ich nahm mein Asthma Pump und hielt sie mir am den Mund und drückte.
Es war ihm scheißegal.
„Auf Wiedersehen, Pearl."
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TFD, A Dark Mafia Romance
Random!!!Achtung Trigger-Warnung: Dieser Text enthält explizite Schilderungen von Sexualisierter Gewalt, die unter Umständen Retraumatisierend sein könnte!!! Alle die kein Interesse an Dark Romance (harte Sorte) haben, rate ich das weite zu suchen. Den in...