Deal

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Alec

Ich hatte sie gevögelt und wollte sie sofort wieder haben.
Ich sagte mir, dass meine Besessenheit dem Kontext der Situation entsprungen war.
Es fühlte sich wie eine Form der Rache an, eine Möglichkeit, davon zukommen ohne sie tatsächlich zu töten. Wenn ihre Familie wusste, was deren Liebling hier tat, würden sie mich köpfen und möglicherweise auch sie. Ich war mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass Tyler das als Verrat sah.
Ich musste sie bald wieder in die Welt entlassen, aber ich hatte nicht die Absicht, sie gehen zu lassen. Sie wäre immer noch meine Gefangene, weil ich die Macht hatte, jemanden zu kontrollieren, ohne im selben Raum oder in derselben Stadt zu sein. Ich hatte nur noch ein paar Tage, bevor irgendjemand anrief.
Diese Frau war so schön, aber so tödlich für mich.
Ich starrte an die Decke und lauschte dem vergehenden Feuer im Kamin.
Sie lag neben mir und hielt einige Zentimeter Abstand zwischen uns, sodass wir einander nicht berührten.
Sie brach die Stille, als sich unsere Atmung normalisierte.
„Wann lässt du mich gehen?"
Ich hielt meine Augen an die Decke gerichtet, meine Hand lag unter meinem Kopf. „Wenn mir danach ist."
„Hör zu...."
„Ist mir egal!"
Jetzt wollte ich, dass ihre Familie sie holen kam. Sobald sie auf der Treppe am Eingang ankämen, würde ich ihr die Kehle durchschneiden. Sie zu töten wäre die perfekte Rache und jetzt erschien es mir wieder reizvoll, aber ich wusste, dass ich es nicht tun könnte.
Da war etwas an Pearl, das meine Entschlossenheit beeinflusste. Ich respektierte sie zu sehr, um sie zu töten.
„Wie ist dein ganzer Name?"
„Alexandro D'alessandro."
Sie lachte leise.
„Wie Witzig!" ich sah sie streng an.
„Nein überhaupt nicht witzig!", widersprach sie sich selbst.
Ich wollte beinahe lachen und gab ihr dann das Handy zurück. Ich hatte es in meinem Büro aufbewahrt, stets aufgeladen, damit es sich nicht abschaltete. Ich sah ihre Nachrichten durch und sah, dass sich ihre Freundin Jasmin sich nach ihr erkundigte. Sie nahm das Handy mit zittrigen Händen und wischte mit den Daumen über das Display, als könne sie nicht glauben, dass es wieder in ihrem Besitz war.
Manche Dinge waren zu schön, um wahr zu sein.
„Mach dich fertig. Zieh deine alten Sachen an und komm raus. Wir fahren..."
Sie sah mich an, sagte aber nichts.
Sie wickelte die Decke um sich und verschwand aus meinem Schlafzimmer. Sie hatte keinen Grund weiter ihren Körper zu verstecken, aber ich sagte kein Wort, ich zog die Stille vor.
Wir stiegen in den SUV nach dem wir die Villa verließen.
Ich bog auf die eisige Straße und machte mich dann auf den Rückweg nach New York.
Sie war in die Sachen gekleidet, in denen sie angekommen war, aber sie waren gereinigt worden. Die Heizung war an, damit sie nicht fror, aber das Radio blieb ausgeschaltet.
Schließlich stellte sie mir die Frage, die ihr durch den Kopf ging.
„Du bringst mich zurück und hast mir mein Handy gegeben, woher weißt du, dass ich nicht meine Familie zusammenrufen werde, um dich zu töten? Ich weiß, wo du wohnst."
„Du kennst einen Ort, an dem ich wohne." Ich fuhr mit einer Hand am Lenkrad, die andere war am Fenster. Meine Augen waren auf die Straße gerichtet, aber ich konnte sie in meinem peripheren Blickfeld sehen. „Ich habe viele Häuser."
„Hast du eines in New York?"
Ich grinste.
„Warum willst du das wissen?"
„Ich bin nur neugierig."
„Ja. Ich habe dort ein Haus."
„Nun... du hast meine Frage nicht beantwortet."
Ich ging ein Risiko ein, aber die Belohnung überwog das Risiko.
„Du wirst ihnen nichts sagen."
„Warum sollte ich nicht?", fragte sie. „Du hast mich nicht getötet, aber du hast deutlich gemacht, dass meine Familie dein Blutsfeind ist. Obwohl ich dankbar bin, dass ich noch lebe, werde ich alles tun, um meine Familie zu schützen. Es ist dumm, das zu sagen, aber sobald ich mit ihnen rede, erzähle ich ihnen alles."
Das überraschte mich nicht. Ich würde sie verurteilen, wenn sie es nicht tun würde.
„Du vergisst einen Teil der Geschichte."
„Welchen Teil?", fragte sie.
Ich folgte dem Verlauf der Kurven und fuhr den Berg hinunter.
„Behalte das für dich und ich verspreche, dass ich kein Mitglied deiner Familie anrühren werde... das schließt Jasmin ein."
„Woher kennst du ihren Namen?"
Ich kicherte.
„Baby, ich weiß alles über meine Feinde."
„Und das war's?", fragte sie ungläubig.
„Du wirst deine Rache einfach so fallen lassen?"
„Nicht ganz. Ich bekomme meine Rache, nur auf eine andere Art und Weise."
„Wie?"
„Weil du mir gehörst." Ich spürte, wie sich ihr Kopf sofort in meine Richtung drehte, als sie die Worte hörte.
„Wie bitte?", fragte sie.
„Was bedeutete das?"
„Es bedeutet, dass du mir gehörst. Du hast dein eigenes Leben und ich habe meins. Ich habe viel zu tun und ich kann nicht immer bei dir sein. Ich reise viel für die Arbeit, manchmal bin ich wochenlang weg, aber ich kann kommen und gehen wie es mir gefällt, dich vögeln, bevor du morgens aufwachst und dich vögeln, bevor du abends schlafen gehst. Du bist eine Gefangene, aber du bist gleichzeitig frei."
„Du willst mich wohl verarschen."
Ich grinste, als ich die Angst in ihrer Stimme hörte.
„Nein."
„Das ist lächerlich. Ich werde irgendwann einen Freund haben."
„Du kannst einen Freund haben, aber wenn ich vorbeikomme, ist er vergessen."
„Ich bin keine Betrügerin", blaffte sie.
„Dann hab halt keinen Freund."
„Ich werde mich in jemanden verlieben und heiraten."
„Und wenn dieser Tag kommt, ist meine Rachsucht wieder da. Du kannst unsere Abmachung jederzeit brechen, aber sobald du es tust, werde ich hinter deiner Familie her sein."
Sie starrte aus dem Fenster und seufzte wütend.
Ich genoss jede Sekunde davon.
„Das kannst du nicht machen", flüsterte sie.
„Wäre es dir lieber, wenn ich dich töten würde?", fragte ich.
„Dies ist die einzige andere Möglichkeit. Ich halte dich als meine Gefangene und bestrafe deine Familie ohne dass sie davon wissen. Ich weiß, dass du es tun wirst, weil es der beste Weg ist, alle in Sicherheit zu bringen und es ist nicht so, als würdest du dabei leer ausgehen ..."
„Fick dich", fauchte sie.
„Baby, du wirst keinen anderen Mann wollen, nachdem du mich hattest. Der Sex wird nicht annähernd so gut sein und wenn du einmal auf den Geschmack gekommen bist, wirst du nie wieder etwas anderes wollen."
„Du bist furchtbar eingebildet!"
„Tja das hat doch einen guten Grund nicht?"
Ich schaute auf meine Hose und sie wurde augenblicklich rot. Ich biss mir in die Wange um nicht zu lachen.
Sie seufzte erneut und schaute aus dem Fenster. Sie wurde still, ihre Arme vor der Brust verschränkt. Ihre Beine waren gekreuzt und ihr Handy lag auf ihrem Schoß. Sie sagte auf der Fahrt nichts mehr. Sie wusste, dass der einzige Weg, um aus dieser Situation herauszukommen, war mich zu töten und ich wusste, dass sie es versuchen würde.
Ich freute mich darauf.

Pearl

„Da du ja alles über mich weißt, weißt du bestimmt auch, wo Jasmins Blumenladen ist. Ich will dahin", sagte ich und starrte ihn an. Er sagte nichts, aber fuhr an der Ausfahrt vorbei, die zu meiner Wohnung führte. Er bog in die nächste ab. Nicht mal fünf Minuten später waren wir da. Ich wollte die Tür öffnen, aber er packte meinen Arm.
„Das kann nicht ewig so gehen", sagte ich.
„Du hast recht. Irgendwann habe ich genug von dir."
Er schien über seine eigenen Aussage nachzudenken.
„Ich weiß nur nicht, wann das sein wird."
„Und was dann?", verlangte ich zu wissen.
„Wirst du wieder auf deinem Rachetrip gehen?"
„Ganz genau. Also wenn ich du wäre, würde ich sicherstellen, dass ich nicht genug von dir bekomme."
Ich schnaubte und riss mich aus seinem Griff los.
„Was ist mit dem Abschiedskuss?"
„Was?", fauchte ich.
„Abschiedskuss...", sagte er unheilsschwanger.
„Man sollte sich im guten trennen."
Ich sah ihn fassungslos an.
„Du bist nicht mein Freund, dass ich dich..."
Er packte mich am Nacken und zog mich zu sich. Mein Gesicht war direkt vor seinem. Unsere Nasen berührten sich fast.
„Freund?", lachte er.
„Nein Baby ich werde nie dein Freund sein. Ich bin dein Mann, Freund ist was für Schwächlinge", ich sah ihn für eine Sekunde fasziniert an, bekam mich aber sofort in den Griff.
„Du bist nicht mein Mann."
„Im Moment bin ich das."
Er küsste mich sanft auf die Lippen.
„Jetzt kannst du gehen, Baby."
Ich blinzelte und war total orientierungslos.
„Pass auf, wenn du die Straße überquerst", sagte er warnend.
Ich war kein Kind, aber für den Moment empfand ich es als sehr aufmerksam, da ich tatsächlich etwas verwirrt war.
Ich überquerte die Straße und ging in den Blumenladen.
Jasmin stand an der Kasse und musterte mich.
„Du siehst nicht gut aus. Wir haben übrigens Mittwoch. Wieso läufst du in Sonntagskleidung rum?", fragte sie mich ernst.
„Weil das Kleid von Sonntag ist", sagte ich genervt.
Sie sah mich an und kam auf mich zu.
„Was ist los?", flüsterte sie.
Ich fing an zu weinen, sie nahm mich stumm in die Arme.
Ich weinte aus Erleichterung. Mir wurde klar, dass ich Jasmin vielleicht nie wieder gesehen hätte, wenn Alec mich getötet hatte. Er hatte vor gehabt mich bei Lebendem Leib zu verbrennen. Ich hatte verdammt noch mal überlebt!
„Ok ich schließe den Laden. Ich denke wir brauchen Taschentücher, Eis, Schokolade und Tee!", seufzte sie und ich nickte stark.

TFD, A Dark Mafia Romance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt