Revenge

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Alec

Ich saß in meinem Büro. Mein Scotch stand vor mir auf dem Schreibtisch und ich starrte den Himmel an. Auf meinem Schreibtisch lagen die Akten der Cartas, ganz oben das Bild von Pearl Ferrari.
Ich hasste es, nicht die Kontrolle zu haben, aber bei dieser Frau hatte ich keine Wahl. Sie hatte alle Regeln geändert.
Ich hasste sie dafür, aber gleichzeitig respektierte ich sie auch.
Ein Mann wie ich kannte die Liebe und ihre Bedeutung nicht, aber ich wusste, dass ich nicht mehr derselbe Mann war. Seit Pearl meinen Weg gekreuzt hatte, war ich es nicht mehr und ich würde nie wieder so sein, wie ich einmal war.
Als ich verstand, wie ich für sie empfand, wehrte ich mich nicht dagegen oder tat so, als ob es sie nicht gäbe. Ich war die Art von Mann, die immer ehrlich war, auch wenn ich es nicht sein wollte. Wenn das bedeutete, dass ich meine Gefühle aussprechen musste, dann sollte es so sein. Ich hatte vor nichts Angst, nicht einmal davor, eine Frau zu lieben. Ich hatte noch nie eine Frau getroffen, die ich geliebt hatte, also war das neu für mich, aber nur weil es neu war, hieß das nicht, dass ich Angst davor hatte. Sie war die schlimmste Person, in die ich mich hätte verlieben können. Ich hasste ihre Familie und all den Schmerz, den sie mir zugefügt hatten. Ich hasste sogar sie ein wenig. Sie machte anscheinend weiter mit ihrem Leben als gäbe es mich nicht mehr. Was immer ich für diese Frau empfand, war stärker als das. Es war genug, um den ganzen Hass in meiner Brust zu überwinden. Es war genug für mich, die Vendetta aufzugeben, die ich mir selbst auferlegt hatte. Ich war bereit dieses Opfer zu bringen. Ich war wütend auf sie, aber meine Wut reichte nicht aus, um den Schmerz in meiner Brust zu überwinden. Es war nicht genug, um die Sehnsucht, die Einsamkeit zu verbergen. Mein Bett war nicht mehr bequem und die Einsamkeit, die ich einst genoss, war nun erstickend.
Ich starrte auf das Bild und fühlte mich mit der Frau verbunden, die mir mein Herz gestohlen hatte.
Ich verachtete sie. Hasste sie. Verabscheute sie.
Aber verdammt, ich liebte sie.
Sie wollte mich nicht, wollte ihrer Familie einen guten Mann vorstellen, einen Gentleman der ihr die Türen öffnet und seinen Lebensunterhalt ehrlich verdient. Sie wollte jemanden mit Manieren, jemanden der lächelte.
Im Grunde genommen keinen Mann wie mich.
Sie konnte versuchen, es zu erzwingen so viel sie wollte, aber es würde nicht funktionieren.
Sie wollte keinen guten Mann.
Sie wollte mich.
Sie war eine starke Frau und sie wollte nur einen starken Mann. Nur war sie unfassbar stur!
Sie würde niemals einen Mann finden, der stärker war als ich. Sie würde niemals jemanden finden, der eine Gruppe von Männern abschrecken könnte, indem er ihnen nur einen bösen Blick zuwarf.
Sie würde nie jemanden finden, der sie so zum Kommen brachte wie ich.
Sie wusste es tief in ihrem Inneren, auch wenn sie versuchte, sich das Gegenteil einzureden. Ich war alles, was sie brauchte.

Pearl

Ich hatte heute Abend ein Date, Jasmin hatte es vereinbart. Sie wollte das ich dem Kerl eine Chance gab, er soll nett sein und charmant.
Ich war nervös.
Ich war vor Dates nie nervös, egal wie gut der Mann aussah. Ich war nicht leicht einzuschüchtern und ich hatte die Gewissheit, dass ich mit jedem umgehen konnte, aber ich dachte an Alec.
Ich fühlte mich schuldig für das, was ich tat. Ich fühlte mich, als würde ich ihn betrügen, als würde ich das Versprechen der Treue, das wir einander gegeben hatten, brechen. Obwohl es nie ein Versprechen gab. Er war der einzige Mann, mit dem ich schlafen wollte.
Ich hätte nicht mal daran gedacht, auf ein Date zu gehen, bis Jasmin mir das in den Schoß fallen ließ. Ich wollte unbedingt von Alec wegkommen, damit der Schmerz aufhörte und da ich nicht zu ihm zurückkehren konnte, war das der einzige Weg nach vorn.
Ich wünschte, ich hätte meine Beziehung zu Alec nie so intensiv werden lassen.
Es gab buchstäblich keinen Schlimmeren, auf den ich mich hätte einlassen können.
Wie konnte ich das zulassen? Ich dachte ich war klüger als das.
Ich konzentrierte mich auf dem Mann den ich treffen wollte. Theo...
Ich musste nach vorne schauen, vielleicht wäre Theo alles, was ich als Ehepartner wollte und wir würden uns verlieben und die Art von Ehe haben, die ich wollte. Ich fuhr zum Restaurant und saß noch eine Zeit lang in meinem Auto und versuchte, meine Nerven zu beruhigen, die sich bemerkbar machten. Meine Brust schmerzte bei jedem Atemzug und mein Adrenalin war auf dem Höhepunkt. Schuldgefühle erdrückte mich und ich fühlte, wie ich unter dem Gewicht zerquetscht wurde.
Ich stieg endlich aus meinem Auto aus und ging zum Restaurant. Es war ein italienisches Restaurant.
Ich trat durch die Tür und schaute auf das Meer der Tische. Es dauerte nicht lange, bis ich ihn fand. Er saß allein an einem Tisch und trug ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt, dazu einen schwarzen Blazer. Er hatte gebräunte Haut, weil er viel Zeit im Freien verbracht hatte und sein schwarzes Haar war kurz, ähnlich wie mein Vater es trug. Seine braunen Augen starrten quer durch den Raum und sahen auf nichts Bestimmtes. Er war nicht so auf sein Handy fixiert wie die meisten Leute, was erfrischend war. Theo hatte einen schönen Körperbau und verbrachte offensichtlich Zeit damit, draußen aktiv zu sein, weil er fit aussah, aber er war definitiv auf der schlankeren Seite, nicht so ein Schrank wie Alec es war.
Ich musste aufhören, sie zu vergleichen. Sonst würde ich dieses Date nie überstehen.
Ich durchquerte den Raum und näherte mich seinem Tisch.
„Theo?"
Er blickte auf und seine Augen erhellten sich merklich. Er erhob sich von seinem Stuhl, ein hübsches Lächeln auf seinem Gesicht.
„Ja. Pearl." Er beugte sich vor und küsste mich auf die Wange.
Schon diese Zuneigung allein fühlte sich wie ein Verrat an, also streckte ich schnell meine Hand aus und schüttelte seine, obwohl es in unserer Kultur überhaupt nicht üblich war.
Er zeigte keine Spur von Enttäuschung, als er meine Hand schüttelte.
„Danke, dass du gekommen bist." Er ging auf die andere Seite des Tisches und zog den Stuhl für mich heraus.
Ich lächelte, dann setzte ich mich hin und fühlte, wie mein Herz in meiner Brust hämmerte. Alec hatte das nie gemacht, aber das lag daran, weil ich ihn dafür nicht brauchte. Ich konnte mich selbst auf meinen verdammten Stuhl setzen, ohne dass mir jemand half.
Theo kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich.
Die Bar befand sich hinter ihm und daran saßen eine Reihe Männer mit ihren Verabredungen, während sie Wein und Vorspeisen genossen und darauf warteten, dass ihre Tische frei wurden.
Es war sofort unangenehm. Diese angenehme Stille, die ich mit Alec teilte, war nicht vorhanden, ebenso wenig wie diese heiße Intensität. Es war nur... still.
Ich konnte mein wild schlagendes Herz nicht beruhigen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so nervös gewesen war. Ich fühlte mich wie eine Frau, die sich gerade geschieden hatte und jetzt wieder auf der Suche war. Meine Beziehung zu Alec war kurz gewesen, sie hatte nur drei Monate oder so angedauert, also fühlte es sich nicht wie eine Ehe an, aber es fühlte sich an, als hätte ich jemand Wichtigen verloren.
„Ich war noch nie auf einem Blind Date. Jasmin überredete mich. Sie meinte, du bist genau das, was ich suche."
„Das ist süß."
Mein Herz schlug ein wenig schneller, aber meine Wangen wurden nicht rot.
„Willst du Wein?"
Ich nickte.
Er schenkte mir ein und stellte die Flasche zurück auf den Tisch.
„Magst du Rotwein?"
„Beides."
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln.
„Gute Antwort. Ich auch."
Nun, da wir den Anfang des Gesprächs durchgezogen hatten, fühlte es sich nicht mehr so unangenehm an. Er schien charmant, höflich und nicht übermäßig aufmerksam. Er war ein gut aussehender Mann, der jederzeit und überall jede Frau bekommen konnte, also wusste ich, dass er dieses Date nicht brauchte. Er war nur da, weil er es wollte.
Er nahm seine Speisekarte und schaute hinein.
„Die Gnocchi sind gut hier. Ich kann sie sehr empfehlen."
Ich schaute nicht auf meine Speisekarte, sondern nur umher.
Theo sah noch immer in seine Speisekarte.
„Ich wollte etwas anderes ausprobieren, aber die Gnocchi sind so gut, dass ich sie wieder bestelle." Er legte die Speisekarte weg und trank seinen Wein.
„Was ist mit dir?"
Ich hatte keinen Appetit, überhaupt nicht. Ich nahm meine Speisekarte und wählte zufällig etwas aus.
„Ich werde die Hähnchenbrust mit Parmesan probieren."
„Das ist keine schlechte Wahl."
Ich legte die Speisekarte ab, konnte aber nicht verhindern, dass meine Hand zitterte. Ich fühlte mich unwohl.
„Du siehst toll aus. Dieses schwarze Kleid steht dir hervorragend! Als Jasmin mir ein Bild von dir zeigte konnte ich es kaum erwarten so eine Schönheit wie dich Live zu sehen."
Er schmeichelte mir, was überraschend war, wenn man bedenkt, wie gut er aussah.
„Das ist schmeichelhaft..." Ich zwang mich zu einem Lächeln, obwohl ich mich gar nicht danach fühlte.
„Es tut mir leid, wenn dir das unangenehm war, aber wie gesagt, ich bin transparent. Du musst dich nie fragen, was ich denke."
Ich musste mich auch nie fragen, was Alec dachte. Ich konnte es auf seinem Gesicht ablesen.
„Was ist dir momentan an einer Frau wichtig?" Ich stellte die Frage unverblümt, aus reiner Neugierde. Attraktive Männer wie er wollten nur guten Sex ohne Verpflichtung. Wenn das alles war, woran er interessiert war, war das in Ordnung für mich.
Er zuckte mit den Achseln.
„Ich bin mir nicht sicher. Manchmal treffe ich jemanden und es gibt eine Verbindung. Wir haben eine kurzfristige Affäre, die voller Leidenschaft und Hitze ist, aber dann verliere ich das Interesse und gehe zur nächsten Frau über. Ich bin immer auf der Suche nach der richtigen Frau, die ich heiraten kann. Ich habe es nicht unbedingt eilig, aber wenn ich sie treffen würde, würde ich sie nicht gehen lassen." Er starrte mich mit seinen braunen Augen an, sein Blick war ein wenig zu intensiv. Er besaß Alecs Kraft nicht, aber er kam dem nahe.
„Darf ich fragen, was du suchst?"
Theo sagte, er würde mir gegenüber transparent sein, also beschloss ich, ihm gegenüber auch offen zu sein. „Ich komme gerade aus einer intensiven Beziehung. Wir hatten eine tiefe Verbindung, aber ich habe es beendet, weil ich keine Zukunft mit ihm sah."
Theo hörte sich jedes Wort an, ohne zu blinzeln.
„Also bin ich mir nicht sicher, was ich gerade suche, ob es nur eine Affäre oder etwas anderes ist, aber ich weiß, wenn ich jemals wieder in einer Beziehung sein werde, werde ich nicht den Fehler machen, mit einem Mann zusammen zu sein, den ich nicht heiraten will, egal wie leidenschaftlich wir sind."
„Das ergibt Sinn."
„Ich habe den Fehler gemacht, aus einer Affäre mehr werden zu lassen. Nächstes Mal beende ich es, bevor es beginnt. Weil ich nach dem Mann suche, mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Ich will Kinder und einen Mann, der meiner Familie nahesteht. Nur will ich meine Zeit nicht verschwenden mit gefühllosen Affären."
Er trank seinen Wein und nickte dann. „Sieht aus, als wären wir uns einig."
Der Kellner kam und nahm unsere Bestellungen entgegen. Während Theo sich darauf konzentrierte, schaute ich mich wieder um. Ich fühle mich unwohl, obwohl alles in Ordnung war.
„Und was darf es heute Abend für Sie sein?", fragte der Kellner.
Der Kellner verschwand und wir kehrten zu unserer Unterhaltung zurück.
Theo trank weiter seinen Wein. Er trank genau so wie meine Familie. Er vertrug Wein, weil er es gewohnt war, ihn rund um die Uhr zu trinken.
„Wäre es in Ordnung, wenn ich dich nach dem letzten Mann fragen würde, mit dem du zusammen warst?"
Ich war ein offenes Buch.
„Sicher."
„Es endete vor Kurzem?"
Ich verachtete Menschen, die über die Wahrheiten ihres Lebens logen. Wenn Theo eine Antwort, die ich gab, nicht mochte, dann würde es mir eher früher als zu spät sagen, dass er nicht der Richtige für mich war.
„Vor neun Wochen."
Er nickte langsam.
„Ich verstehe und warum war er nicht der Richtige für dich?"
Das war eine Frage, die ich nicht beantworten konnte.
„Die Gründe spielen keine Rolle, aber er ist definitiv nicht der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen möchte."
„Also, ein böser Junge?"
Ich versuchte, nicht zu lachen, denn er hatte ja keine Ahnung.
„Ich denke, das könnte man so sagen."
„Hängst du noch an ihm?" Er stellte die Frage so direkt, dass es keinen Spielraum gab.
Ich hielt seinen Blick, ohne zu blinzeln und wusste, dass ich im Begriff war, die Antwort zu geben, die dieses Date fast sofort beenden würde.
„Ja."
Er nickte wieder, aber er schien sich nicht über meine Antwort zu ärgern.
„Aber ich bin nicht darauf aus, wieder mit ihm zusammenzukommen. Das ist es nicht."
„Was ist es dann?", fragte er.
„Ich will nur über ihn hinwegkommen."
Theos hübsches Gesicht verhärtete sich, seine braunen Augen waren schön und das Kerzenlicht reflektierte sich darin.
„Ich will nach vorne schauen und ihn vergessen." Ich musste die Stille nicht füllen, die Worte kamen ganz von alleine.
„Mehr als alles andere."
„Ich kann dir dabei helfen."
Meine Augen verengten sich bei den Worten, die er so leichtfertig aussprach. Er sagte es selbstbewusst, wie ein Mann, der von keinem anderen Mann bedroht wurde.
Er besaß das Selbstvertrauen, das die meisten italienischen Männer hatten. Wenn er wüsste, wie Alec aussah, würde er sich vielleicht nicht so fühlen.
„Kannst du das?"
„Ja und ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen. Die meisten Leute hätten gelogen."
„Ich lüge nicht gern, auch wenn es die Leute dazu bringt, mich nicht zu mögen."
„Ich mag dich jetzt nicht weniger. Ich respektiere dich."
Alec respektierte mich auch...
„Warst du jemals einer Frau verfallen?", fragte ich und setzte voraus, dass das ja unser Thema war.
„Nein."
„Niemals?", fragte ich überrascht.
Er schüttelte den Kopf.
„Versteh mich nicht falsch, ich habe einige Frauen mehr gemocht als andere, aber nicht so wie du es beschreibst. Ich hatte das Privileg, mit bemerkenswerten Frauen zusammen zu sein, aber ich habe nie mehr als Lust oder Zuneigung gefühlt. Vielleicht wird es eines Tages passieren, aber ich bin fast dreißig und meine Mutter macht sich langsam Sorgen, dass es nie geschehen wird."
„Es wird geschehen, wenn du es am wenigsten erwartest."
Wir unterhielten uns noch etwas weiter und dann wurde das Essen serviert.
Wenn wir nicht über so persönliche Dinge sprachen, war das Gespräch viel einfacher, aber es war auch nicht so interessant, weil es nichts Reales beinhaltete. Ich war überrascht, wie schnell ich mich mit ihm anfreundete, wahrscheinlich, weil wir beide ehrlich miteinander waren.
Wir beendeten das Abendessen. Ich war mir nicht sicher, ob ich Wiederholungsbedarf hatte. Das würde sich noch zeigen...

TFD, A Dark Mafia Romance Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt