⚜️ Minho ⚜️

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(Bild von Lee Minho)

- 26 -

~ 2012, Mai

„Wieso habe ich nur so furchtbare Angst vor allem?"

Ich starrte zu der gegenüberliegenden Wand, während ich mir die Decke bis zum Kinn zog. Es war mitten in der Nacht. Alles und jeder hatte geschlafen, nur ich nicht. Chwe war ebenfalls wach gewesen, wobei Hoseok vor einiger Zeit einschlief, weil dieser nie sehr lange auf bleiben konnte. Das war typisch für ihn gewesen.

„Weiß nicht genau...", antwortete mir Chwe von seinem Bett aus.

Ich steckte heute, wie bereits so oft, in einem Zustand der Panik fest, aus der mich meine Freunde geschickt raus zerren konnten. Die Erleichterung, welche mich bei jedem Mal erreichte, wenn sie es schafften, war kaum in Worte zu fassen. Mir bedeutete es ziemlich viel, dass sie belanglos immer an meiner Seite waren, um mir durch meine mentalen Schwierigkeiten zu helfen. Zeitgleich hasste ich es, da ich ihnen nichts zumunten wollte...

Manchmal überkam mich ein Moment der Angst, den ich nicht aufhalten konnte, wobei mir jegliche Kontrolle entwich, die ein Mensch über seinen Körper haben konnte. Ich verabscheute, dass mir meine wertvollen Freunde dabei zusehen mussten. Ich verabscheute noch viel mehr, dass sie ein Teil davon waren, weil sie mir die Angst versuchten zu nehmen...

Sie hatten mir zwar oft gesagt, ihnen würde es nichts ausmachen. Sie waren gerne für mich da und würden das immer wieder tun.

Aber ich... Ich konnte es nicht leiden.

Langsam vermutete ich, dass ich krank davon werden würde. Krank von meiner Hilflosigkeit...

„Ich hasse mich dafür. Wieso kann ich nicht einfach normal sein?", kam es wütend aus mir.

An der Stelle schwieg Chwe und... Er schwieg sehr lange, wobei ich in Gedanken den Weg des Hasses ging. Den Hass, der sich an mich selber richtete.

Er war eben keiner, der große Reden schwang, was total in Ordnung war. Ich kam damit zurecht.

Nur manchmal hatte er dann so viel zu sagen, dass es mich wiederum zutiefst überraschte...

„Keiner von uns ist normal, Yeji. Hass dich dafür nicht", seufzte er plötzlich, was mich ganz hellhörig machte. „Wir leben in einer krassen, scheiß Welt, mit krassen, scheiß Menschen. Wir sind alle abnormal, du bist da nicht die Einzige", fuhr er mit ruhiger Stimme fort. „Glaubst du, ich mag es, immer wieder so wütend zu sein und alles unfair zu finden? Fuck, nein. Das nervt mich, aber... Ich habe gelernt, den Teil in mir zu akzeptieren. Wieso kannst du nicht auch einfach akzeptieren, dass du nun mal ein Mensch bist, der Angst empfindet?"

Grübelnd die Augenbrauen zusammengezogen, reflektierte ich, was Chwe mir sagte.

Er fragte mich, wieso ich mich nicht akzeptierte, während er längst lernte sein Wesen mit Akzeptanz anzunehmen?

Nun... Nicht nur, dass er viel stärker war, als ich es je hätte sein können... Die Angst, die ich empfand, behinderte mich in vielen Lebensbereichen, seit ich ein kleines Mädchen war. Durch seine Emotionen waren solche Behinderungen nie ein Thema...

„Vielleicht... Weil mich das einschränkt.", sprach ich meine halbwegs vollendeten Gedanken laut aus.

„Wut schränkt einen auch ein.", konterte mich Chwe jedoch bloß.

War dem so? Schränkte die Wut jemanden wirklich so ein, wie es die Angst tat...?

Innerlich musste ich den Kopf schütteln.

The Chosen Ones - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin, Lee Felix and Yang JeonginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt