⚜️ Ernste ⚜️

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(Bild von Yang Jeongin)

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„Yeji?"

Meine kupferrote Iris verblasste und meine Augen nahmen ihre natürliche Farbe an.

Ruckartig den Körper aufgerichtet, spürte ich einen starken Strom durch meine Blutgefäße schießen, der sich angenehm und schrecklich zugleich anfühlte. Für einen Augenblick verstand ich nicht, was vorfiel, weshalb ich mich erstmal verwundert umsah.

Mein Zustand glich einem Traum, aus dem ich eben erwachte. Einem Traum, in dem ich mich frei, unaufhaltsam und mächtig fühlte. Parallel dazu schien mich die Stimme aus meiner emotionalen Lage gerissen zu haben, was fast schon mit einem Sturz in die Tiefe gleichzusetzen war. Dennoch rettete sie mich vor einer anbahnenden Hochmut, die ich eines Glückes los wurde...

Aufgeblickt, schaute ich in die Augen von Jeongin; in die grüne Iris des Ignis, welche mich nun endgültig in die Realität zurückholte. Die Zusammensetzung aus einem dunklen Blaugrün und einem hellen Gelbgrün erinnerte mich an das Mineral des Smaragdes, den ich bewunderte. Ich konnte jeden einzelnen Farbpartikel in ihnen erkennen, ähnlich wie die Übergänge der Variationen und alle kleinen Fünkchen, welche mir zuvor noch nie auffielen. Die Aufnahme der visuellen Reize nahm auf einmal ein derartiges Ausmaß an, dass ich sogar den blassen Ring um seine Iris erkannte, die die Farbe eines düsteren Regenwaldes trug.

Er hatte wunderschöne Augen...

„Hast du wieder ein Gespräch mit dir selber geführt?", fragte er mit gerunzelter Stirn.

Seine Frage ließ mich mehrmals blinzeln, da ich noch immer leicht verwirrt war und es erneut wirkte, als wäre ich tief gestürzt.

„Was?", kam es daher benommen aus mir.

Doch dann fiel mir ein, was vorgefallen war...

Ich flüchtete in mein Unterbewusstsein, um ein Gespräch mit meiner neu entstandenen Version zu führen, die sich als die Personifizierung des Ignis herausstellte. Der Teil in mir versuchte zu erklären, weshalb er da war und was seine Aufgaben waren.

Zeitgleich bewegte ich die Lippen zu all dem, was zwischen ihm und mir beredet wurde.

Die Stirn leicht kraus gezogen, blinzelte ich erneut.

Natürlich könnte das für Außenstehende wirken, ich würde ein Selbstgespräch führen... Aber die Wahrheit darüber, was wirklich in mir vor sich ging, hätte ich nicht teilen können.

Daher räusperte ich mich und nahm den Blick von den intensiven Augen, die mich heute auf eine Ebene berührten, wie sie es nicht sollten.

Das schob ich jedoch auf meinen geistigen Zustand, der in letzter Zeit ziemlich unverlässlich war.

„Ich habe meditiert.", sagte ich trocken.

Nach meiner Aussage bemerkte ich schließlich, dass ich endlich wieder bei all meinen Sinnen war. Ich befand mich in meinem Körper, vereint mit meinem Verstand und meinem Geist.

Es wirkte fast schon befremdlich, was ich durchmachte, bevor Jeongin mich erreichte... Ich wusste nicht, ob ich mich fürchten oder bewundern sollte, was mein Geist durchmachte...

The Chosen Ones - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin, Lee Felix and Yang JeonginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt