Kapitel 53 ~Dom Pèrignon

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Wir standen noch eine Weile eng umschlungen da, bis Chris die Stille brach. "Also probieren wir es mit der Fernbeziehung?", fragte er und Hoffnung schwang in seiner Stimme.

Ich entzog mich seiner Entarmung und sah den Jungen mit den blau-grauen Augen prüfend an. Wollte ich wirklich eine Fernbeziehung mit Chris? Konnte ich überhaupt eine Beziehung mit jemandem führen, der Tausende von Kilometern entfernt lebte? Reichte es mir ein paar Mal die Woche mit meinem Freund zu skypen, wenn ich ihn sehen wollte? War er das alles wirklich wert?

Fragen über Fragen und auf all diese gab es für mich nur eine Antwort: Ja. Ich brauchte und wollte Chris in meinem Leben und wenn das hieß, dass ich ihn nur ein paar Mal im Jahr treffen konnte, dann war es eben so.

Seine Miene war allmählich zweifelnder geworden und er sah so aus, als wollte er mich schütteln, damit ich endlich antwortete. Ich fing an zu schmunzeln und antwortete: "Ja Chris, wir können es versuchen, abe-"

Weiter kam ich nicht, denn Chris hatte mich an meiner Taille gepackt und mich gegen sich gezogen, bis kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte. Plötzlich waren alle Wörter, die ich noch sagen wollte, wie weggepustet und meine Gedanken waren bloß noch ein riesiges Wirrwarr.

Sein Blick hielt meinen gefangen, während er seine Hand an meine Wange legte und sich mit seinem Gesicht meinem näherte. Seine Augen schlossen sich und seine andere Hand krallte sich förmlich in meine Taille.

Als ich seinen Atem auf meinen Lippen spürte, spürte ich wie sich ein Kribbeln in meinem Bauch bildete. Dieses Kribbeln wurde allerdings immer stärker und stärker, bis ich schließlich das ungute Gefühl hatte, mein Magen würde sich umdrehen. Dieses Gefühl hatte ich normalerweise nur, wenn ich.... Oh oh.

Ich schubste Chris so schnell es ging von mir weg, um mich nicht auf ihn zu übergeben, doch mein Mageninhalt bahnte sich schneller als erhofft seinen Weg nach oben und endete schließlich auf dem Boden.... und auf Chris Schuhen.

Sobald meine Übelkeit abgeklungen war und ich nicht mehr das Gefühl hatte, das Essen der letzten 7 Tagen rückwärts essen zu müssen, fing mein Gehirn wieder an zu funktionieren und ich wurde mir bewusst was ich gerade getan hatte.

Heilige Scheiße! Ich hatte gerade meinem Freund auf seine sündhaft teueren Schuhe gekotzt, als er mich küssen wollte! Das Blut schoss mir ins Gesicht und ich blieb in meiner leicht gebückten Haltung, um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Warum musste ausgerechnet mir soetwas passieren?!

Nachdem Chris nach gefühlten Stunden immernoch schwieg, richtete ich mich langsam zitternd auf und sah meinen Freund mit zerknirschtem Blick an. Diesen bemerkte er allerdings gar nicht, denn er starrte immernoch mit aufgeklapptem Mund seine Schuhe an.

"Chris?", fragte ich vorsichtig und er löste seinen Blick von den Schuhen und sah nun mich mit diesem leeren Blick an und sagte weiterhin kein Wort. Großer Gott! Er sollte irgendetwas tun! Meinetwegen konnte er mich anschreien und ausrasten, mich beleidigen und wütend abrauschen, aber bloß nicht schweigen. Alles war besser als dieses unheimliche und unangenehme Schweigen, bei dem man keine Ahnung hatte, was in ihm vorging.

Es dauerte noch eine Weile bis Chris Schockzustand überwunden war und er anfing seinen leicht angewiderten und amüsierten Blick zwischen seinen Schuhen und mir hin und her schweifen zu lassen. Als er schließlich endgültig bei mir hängen blieb, brabbelte ich darauf los : "Oh Gott! Das tut mir so, so leid! Ich- "

"Lass uns zu meinem Wagen gehen, ich muss meine Schuhe wechseln", unterbrach er mich mit motoner Stimme und lief auf einen silbernen BMW zu. Ich trottete ihm nervös hinterher und beobachete ihn dabei wie er mit spitzen Fingern, die beschmutzen Schuhe auszog und dann die neuen Schuhe aus dem Kofferraum herausholte und sie über seine Füße zog. Das dreckige Paar steckte er ihn eine Tüte und schmiss diese dann in den Kofferraum.

The Bad Boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt