Kapitel 55 ~Das würde ich niemals zulassen

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Ich sah Jake ungläubig an und fühlte mich unter Serena's Blicken immer unwohler. Was sollte denn jetzt diese Aktion schon wieder? Wollte er etwa, dass mir Goldlöckchen, mit ihren Plastik-Fingernägel, die Augen auskratze? Denn das würde sie garaniert machen, wenn Jake sie weiter so provozierte.

Mein Blick fiel auf Serena's wutverzerrtes Gesicht und auf die Ader auf ihrer Stirn, die so deutlich heraustrat, dass man befürchten musste sie würde jeden Augenblick platzen. Ich schluckte hart. Ihr Furien-Modus war eindeutig beeindruckender als der von Miss Turner...

Schnell drehte ich mich wieder um und versuchte das unangenehme Prickeln in meinem Rücken zu ignorieren, das ich immer dann spürte, wenn mich jemand anstarrte. In diesem Fall war das aber nicht nur Serena, sondern auch ungefähr neunzig Prozent der hier anwesenden Schüler.

Röte schoss mir ins Gesicht und ich wollte einfach nur noch weg. Wie ich es hasste, im Mittelpunkt zu stehen! Meistens passierte mir dann genau in diesen Momenten etwas unglaublich Peinliches, das mich noch Ewigkeiten verfolgen würde. Ein gutes Beispiel dafür, war der Talentwettbewerb in meinem ersten Highschooljahr.

Ich stand damals auf der großen Bühne und wurde von allen Schülern, deren Eltern und den Lehrern angestarrt und geriet dadurch in Panik. Da ich in diesem Moment absolut nicht fähig war auch nur einen Ton zu singen, rannte ich kurzerhand von der Bühne, blieb dabei aber blöderweise am Mikrofonkabel hängen und fiel hin.

Wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, riss ich den gesamten Chor einschließlich meiner Lehrerin mit in den Abgrund. Miss Hendricks hatte mir bis zu meinem letzten Tag an der Schule nicht verziehen, dass Dank mir die Show ruiniert und ihr Bein gebrochen war. Aber mal ehrlich, sie hätte ja nicht direkt von der Bühne fallen müssen...

Während ich am Liebsten einen Fluchtversuch, vorzugsweise natürlich einen Erfolgreichen, gestartet hätte, schienen Jake die Blicke der Anderen kein bisschen aus der Ruhe zu bringen. Er streichelte einfach unbeeindruckt weiter über meine Schulter und strahlte wieder, mit seinem typischen Jake-Grinsen auf dem Gesicht, mit der Sonne um die Wette.

Manchmal beneidete ich ihn echt für seine Gelassenheit. Egal in welcher Situation, er auch steckte, er schaffte es auf sich selbst zu vertrauen und jede noch so ausweglose Angelegenheit, zu meistern.

Ich drehte mich leicht zu ihm und sagte leise: "Wenn du so weiter machst, reißt mit deine wundervolle Freundin noch jedes Haar einzeln aus."

Jake lachte leise, legte seine Lippen nah an mein Ohr und hauchte: "Niemand wird dir weh tun, das würde ich niemals zulassen. Mach dir keine Sorgen, Prinzesschen."

Obwohl in seinem letzten Satz eine Menge Sarkasmus lag, war ich mir trotzdem sicher, dass er jedes Wort genau so meinte, wie er es gesagt hatte. Das treue Glitzern in seinen Augen und die Entschlossenheit in seiner Stimme, verrieten ihn. Er würde mich mich vor allem und jedem beschützen. Dieser Gedanke zauberte mit ein Lächeln auf mein Gesicht und ich nickte.

Sobald wir an der Bank angekommen waren, ließ Jake meine Schulter los uns setzte sich neben seine Freunde. Ich nahm neben Mia Platz und schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf, als sie mich mit ihrem Blick aufforderte zu reden.

* * *

Ich drehte das Autoradio lauter und sang leise mit, als Ellie Gouldings 'Love me like you do' anfing. Mittlerweile hatte ich Sport hinter mich gebracht und saß in meinem, oder genauer gesagt Jake's Auto, auf dem Weg zum Strand. Jake hatte ich bereits zu Hause abgesetzt und mir eine Tasche, mit allem was man am Strand brauchte, gepackt und im Kofferraum verstaut.

Mein Plan für heute Nachmittag war, mich mit einem guten Buch auf eine Liege am Strand zu legen und einfach nur abzuschalten. Keine SMS, kein Skype, kein Facebook; einfach keine Art von Nachrichtendiensten, die meine Ruhe stören konnten. Ich hätte mich zwar eigentlich an den Strand legen können, der einige Meter von unserem Haus entfernt war, aber da wäre die Chance Jake, David oder meiner Mutter zu begegnen sehr hoch gewesen und meine Ruhe wäre dahin gewesen.

The Bad Boy next doorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt