Kapitel 4

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Nach einer Stunde angespannten Wartens, waren auch sie zu dem Großbrand gerufen worden. Noch wusste niemand wie der riesige Gebäudekomplex der Reifenfirma in Brand geraten konnte, aber inzwischen stand er lichterloh in Flammen. Die Einsatzkräfte gaben ihr Möglichstes, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Doch immer wieder flammten neue Brandherde auf, entzündeten Chemikalien und Gummi und verursachten immer wieder kleinere Explosionen. Noch konnte niemand sagen, wie lange sich dieser Einsatz noch hinziehen würde.

Als sie angekommen waren, hatte der Einsatzleiter ihnen nur eine kurze Positions- und Arbeitszuweisung erteilt. Sie sollten an einer der Seiten des Geländes einen anderen Löschzug unterstützen.
„Underhill, Lewis, Wasserversorgung herstellen!"
Im gewohnten Befehlston gab Luke Garroway die Befehle und teilte seine Leute ein. Niemand widersprach, sie alle kannten die Abläufe. Die Angesprochenen sprangen aus dem Fahrerhaus und rannten zum Heck des Trucks. Mit geübten Griffen bugsierten sie ein Bündel an zusammengelegten Schlauchwindungen auf den Boden, ergriff dann das Ende und liefen zum nächsten freien Hydranten. Schnell wurde die Schlauchschelle angebracht und der Wasserspender mit dem dafür vorgesehenen Schraubenschlüssel entriegelt. Unterdessen fuhr das Löschfahrzeug weiter an seinen Bestimmungsort. Schnell verschafften sie sich einen Überblick und während ihr Truppenführer sich mit dem anderen Einsatzfahrzeug besprach, bereiteten die anderen  alles für den Löscheinsatz vor. Schläuche wurden ausgerollt und angeschlossen, eventuell benötigtes Werkzeug wurde aus den Fächern geholt und bereit gemacht.

Wild und ausgelassen tanzte die junge Frau. Doch Magnus kannte sie inzwischen recht gut. Er wusste, dass sie sich Sorgen um ihren Bruder machte. Kurz nachdem dieser zusammen mit seinem Kollegen den Club verlassen hatte, war Isabelle an ihrem Handy gewesen und hatte sich die aktuellen Nachrichten aufgerufen. So hatte auch er erfahren, dass die Feuerwehr derzeit mit einem recht verheerenden Brand im Industriegebiet kämpfte. Und obwohl Jace manchmal gewöhnungsbedürftig war, gehörte er doch zu den beiden Mädels, die er seine Freunde nannte. Und er musste zugeben, irgendwie fehlte ihm dieser in der gemütlichen Runde, genauso wie Simon. Sich selbst von den aufkommenden besorgten Gedanken ablenkend hatte er beschlossen sich um die beiden Frauen an seiner Seite zu kümmern. Also tanzte er mit ihnen, mal eng umschlungen, mal wild, je nach gespielter Musik. Er versorgte sie mit Getränken und kleinen Snacks, erzählte kleine Anekdoten aus seinem Leben und versuchte sie zum Lachen zu bringen. Aber es gab auch Momente in denen sein Blick unbewusst suchend durch den Raum glitt.

Schwarzer Rauch und hell lodernde Flammen, die Hitze des Feuers verdrängte die Kälte der Nacht. Das Gewicht der Ausrüstung erschwerte die Bewegung und die Maske des Atemschutzgerätes schränkte die Sicht ein. Dennoch mühten sie sich vorwärts, sie mussten einfach. Es war ihr Job und ihre Kollegen brauchten Hilfe.
Feuer und Wasser hatten die Stabilität des Daches eines kleinen Anbaus geschwächt, so dass ein Teil davon eingebrochen war. Unglücklicherweise waren dadurch ein paar Feuerwehrleute im Inneren des Infernos eingeschlossen worden. Nun hieß es diese zu finden und zu bergen, und das schnell.
Geduckt arbeiteten sie sich von einem Seiteneingang her durch den dunklen Qualm. Selbst durch die dicke Schutzkleidung spürte Jace die Hand seines Kollegen auf seiner Schulter. Ein kurzes Klopfen deutete an, dass er einen Moment warten sollte. Sein Blick ging den Gang zurück, den sie gerade gekommen waren. Ein zweites Team arbeitete sich zu ihnen vor und zog einen weiteren Löschschlauch hinter sich her. Ein kurzes Nicken, ein Handzeichen und sie gingen weiter. Sie sprachen nicht, denn sie wussten was sie zu tun hatten. Sie hatten diese Abläufe schon hunderte Male gemacht und sie vertrauten einander blind.
Das andere Team holte auf und setzte sich an die Spitze. Der Vordermann öffnete die Wasserdüse, während der andere ihn stabilisierte und mit leichtem Druck auf die Schulter seines Kollegen navigierte. Jace hingegen verriegelte die Düse in seiner Hand und ließ sich etwas zurück fallen. Kurz atmete er durch, ehe er selbst den leicht schiebenden Druck an seiner Schulter verspürte, der ihn weiter drängte. Kurz nickte er, dann folgte er den anderen. An der Größe erkannte er seinen Bruder im anderen Angriffstrupp.
„Ihr solltet euch beeilen..." knarzte die verzerrte Stimme ihre Zugführers über Funk „Die 51ste meldet, dass die Flammen sich weiter in eure Richtung ausbreiten."
Leise fluchte der Blonde. Seine Hand fuhr nach hinten und klopfte gegen die Brust des Mannes hinter ihm. Das Zeichen aufzurücken und auf gleiche Höhe mit den anderen zu gehen. Sie hatten einen Job zu erledigen und sie würden niemanden zurück lassen.

Feuer und FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt