Kapitel 10

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„Komm schon großer Bruder, trödel nicht rum."
Izzy ergriff den Ärmel seines Hemdes und zog ihn hinter sich her.
„Er wird sicher nichts dagegen haben?"
Nun blieb sie doch stehen und drehte sich zu ihm um.
„Alec, er wird sich freuen dich zu sehen."
Verlegen lächelte der junge Mann. Er hatte Magnus seit dem Wochenende nicht mehr gesehen, denn sie waren beide von ihrer Arbeit völlig eingenommen worden. Clary hatte ihnen erzählt, dass es eine neue Ausstellung geben würde und Magnus deshalb alle Hände voll zu tun hatte.
Aus diesem Grund hatte Isabelle auch beschlossen ihren Bruder in die kleine Galerie zu schleifen. Sie kannte ihren Freund und wusste, dass dieser keine Ruhe geben würde, bis alles Perfekt war. Es wäre nicht das erste Mal, dass er den ganzen Tag Essen und Trinken vergessen würde. Elender Perfektionist. Beim letzten Mal wäre er am Abend der Ausstellungseröffnung beinahe zusammengebrochen. Sie hoffte einfach es diesmal verhindern zu können und die beste Möglichkeit stellte nun einmal ihr Bruder da. Und es war ja nicht so, dass Alec sich nicht darauf freute Magnus wiederzusehen. Im Gegenteil, allein der Gedanke ließ dieses Kribbeln in ihm aufsteigen.
Wieder zog seine Schwester an seinem Ärmel und mit einem Lachen schloss er zu ihr auf und legte einen Arm um sie.
„Ich omme ja schon, Nervensäge."
Er hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Er liebte seine kleine Schwester trotz allem und gerade deshalb.

Clary befand sich gerade im Gespräch mit einem der Besucher, als sie die Ausstellungsräume betraten. Deshalb konnte sie ihnen nur mit einem Zwinkern und einem Handzeichen zu verstehen geben, dass sie in die Büroräume gehen sollten. Mit einem verstehenden Nicken zog die Dunkelhaarige ihren Bruder weiter. In diesem reifte die Erkenntnis, dass die beiden Frauen diesen Plan zusammen ausgeheckt hatten. Und es bestätigte sich, als Izzy ihm einen leichten Schubs verpasste und sich dann auf den Weg zurück machte.
So stand er nun da, den mitgebrachten Kaffee in den Händen und mit klopfendem Herzen. Langsam trat er auf den langen Gang, von dem mehrere Räume abgingen. Von weiter hinten konnte er die Stimme des Mannes hören, wegen dem er hier war. Langsam folgte er dem Klang, lehne sich schließlich gegen den Türrahmen und beobachtete den anderen schweigend.

Magnus saß an seinem Schreibtisch über ein kleines Buch gebeugt, vermutlich ein Kalender oder Organizer. Mit einer Hand drückte er das Telefon an sein Ohr und mit der anderen gestikulierte er in der Luft während er sprach. Immer wieder notierte er sich etwas und als er das Telefon schließlich beiseite legte, lehnte er sich seufzend zurück.
„Du siehst müde aus."
Erschrocken fuhr Magnus herum, lächelte aber, als er sah wer da auf ihn zukam.
„Alexander..."
Überraschung und Erleichterung lag in der Stimme.
„Ein wenig, aber es geht schon. Was machst du hier?"
Am Schreibtisch angekommen beugte Alec sich zu ihm hinunter und küsste ihn sanft.
„Izzy hat mich her geschleift, mit dem Auftrag dir diesen Kaffee einzuflößen..."
„So?"
Ein Schmunzeln des Kleineren sorgte wieder einmal für das Erröten des Anderen.
„Und... ich wollte dich sehen." kam es leise.
Langsam erhob sich Magnus und ging um den Schreibtisch herum, bis er direkt vor Alec stand.
„Ich wollte dich auch sehen, Alexander."
Er hob eine Hand, um sie an die Wange des anderen zu legen. Zärtlich strich er mit dem Daumen über die Erhebung des Wangenknochens. Nun war er es, der die Distanz zwischen ihnen verringerte und ihrer beider Lippen zu einem kurzen Kuss zusammenbrachte. Dann blinzelte er leicht.
„Nun, wenn deine Schwester dir einen Auftrag erteilt hat, sollten wir diesen wohl ausführen. Und eine kleine Pause kann sicher nicht schaden."
Gemeinsam machten sie es sich in der kleinen Sitzecke gemütlich.
„Und wie geht es dir, Alexander?"
„Eigentlich ganz gut, ein bisschen erschöpft vielleicht."
„Viel zu tun die letzten Tage?"
„Gar nicht mal so sehr, eher Training. Wir... hmm... wir haben einen Wettkampf am Wochenende... gegen ein paar andere Einheiten."
Mit leicht roten Ohren schaute Alec auf und musterte sein Gegenüber.
„Wenn... wenn du Zeit hast... ich würde mich freuen... wenn du kommen würdest..."
Einen Moment stockte Magnus, ehe er lächelnd seine Hand auf Alec's Arm legte. Um nichts in der Welt würde er das verpassen wollen. Dann musste er halt an den anderen Tagen etwas länger arbeiten.
„Gerne, sag mir nur wann und wo."
Und dann machte sein Herz einen Sprung, als er das strahlende Lächeln sah.
„Am Samstag, die genauen Daten schick ich dir... und die Adresse."
„Hmm, ich freue mich jetzt schon darauf, dich in Uniform zu sehen."
Das Rot der Ohren des Größeren intensivierte sich noch etwas.
„Ach, das ist gar nicht so beeindruckend." kam es kleinlaut.
„Ich bilde mir lieber mein eigenes Urteil."
Sie saßen noch ein paar Minuten zusammen, ehe das Telefon wieder nach Magnus' Aufmerksamkeit verlangte. Mit einem bedauernden und entschuldigendem Lächeln machte sich Magnus wieder an die Arbeit, während Alec seine Schwester suchte.

Feuer und FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt