Kapitel 29

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Die wenigen Stunden Schlaf waren erholsamer als die ganzen Nächte der letzten Woche. Während des Einsatzes hatte er kaum Zeit zum Schlafen gehabt und danach hatten ihn wirre Träume und Verzweiflung geplagt. Doch als ihn jetzt am Abend sein Handy weckte, fühlte er sich sehr viel ausgeruhter und fitter, wenngleich er leichten Muskelkater verspürte.
Mit einem unterdrückten Ächzen streckte er sich nach dem Telefon auf seinem Nachttisch und versuchte sich gleichzeitig so wenig wie möglich zu bewegen, um den Mann, der seine Brust als Kopfkissen nutze, nicht zu wecken. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass sein Bruder anrief.
„Hmmm..." brummte er in das Gerät.
„Muss ich die Kavallerie schicken?"
Alec konnte die Sorge in der Stimme seines Bruders hören.
„Nicht nötig..." antwortete er mit einem unterdrückten Gähnen.
„Hab ich dich geweckt?"
Jace klang erstaunt.
„Ja."
„Wo ist Magnus?"
Nun war da definitiv so etwas wie Panik in der Stimme.
„Beruhige dich, er ist hier. Warte kurz."
Sanft strich er mit der freien Hand über die Schulter des anderen Mann und küsste dessen Stirn. Ein leises Grummeln ertönte daraufhin, was Alec leicht lächeln ließ.
„Komm schon, Schlafmütze, Jace will wissen wie es dir geht."
Träge öffnete Magnus die Augen und blinzelte verschlafen.
„Sag ihm, er ist ein elender Störenfried... und danke. Ist Isabelle bei ihm?" murrte er, lächelte jedoch dabei.
„Hab es gehört." ließ Jace am anderen Ende verlauten und schien sich dann etwas wegzudrehen, denn die Umgebungsgeräusche wurden lauter.
„Izzy? Gruß von Magnus, den beiden geht's gut. Sie haben Alec's Bett eingeweiht."
„Jace!" tadelte Alec, wobei er jedoch rot anlief.
„Was denn? Sag nicht, ihr habt es auf der Couch getrieben." grinste der Blonde in das Telefon.
„Gott, nein..."
Magnus, der das Gespräch mitbekam, verbarg sein Lachen an der Brust seines Kissenersatzes.
„Dein Glück, sonst hättest du eine neue besorgen können. Aber Spaß beiseite, ihr habt eine Stunde, um euch gesellschaftsfähig zu machen. Wir kommen mit Clary, Catarina und Simon vorbei. Izzy und ich denken, es wäre besser, wenn noch mehr Leute Bescheid wissen."
Es war offensichtlich was er meinte. Fragend blickte Alec zu Magnus, der nun mit zusammen gepressten Lippen nickte.
„Gut, dann könnt ihr euch auch überlegen was wir zu Abend essen wollen und könnt einkaufen."
Jace bestätigte und legte dann auf. Während Alec sein Handy wieder weg legte, versuchte Magnus sich von seinen trüben Gedanken abzulenken. Leicht drehte er den Kopf und ließ seine Lippen über die Brust des anderen wandern. Ein genießendes Seufzen und das leichte Zucken der Muskeln war seine Belohnung.
„Magnus..." keuchte der Größere, als der Asiat sich über ihn schob und ihm sanft in die Brust biss. Unschuldig blickte dieser daraufhin auf.
„Wir haben eine Stunde, um uns fertig zu machen..."
Ein süßes Lächeln legte sich auf Magnus' Züge.
„So wie du aussiehst und ich mich fühle, würde ich behaupten wir sind fertig – fix und fertig."
Dennoch ließ er von der süßen Folter ab, dafür würde später mit Sicherheit noch genug Zeit bleiben. Trotzdem breitete er sich auf Alec aus und eroberte dessen Lippen für einen trägen Kuss. Nur einen Moment noch traute Zweisamkeit, ehe sie sich fertig machen mussten für den unangenehmen Teil des Abends, das Einweihen der Anderen.


Es war ein etwas fortgeschrittener Abend an diesem Freitag, als Alec in Begleitung von Clary und Jace das Pandemonium betrat. Magnus war bereits vor ein paar Stunden mit Izzy und Simon aufgebrochen, da er vor der Öffnung des Clubs noch nach dem Rechten sehen wollte. Außerdem hatte er zu verstehen gegeben, dass er nicht in geliehenen Klamotten auf seine eigenen Party gehen würde. Davon abgesehen hatten die Geschwister beschlossen, dass er die nächsten Tage in ihrem Haus verbringen würde, da die Polizei Camille nicht gefunden hatte. Also brauchte er dringend saubere Kleidung und noch ein paar andere Utensilien aus seiner Wohnung.
Unterdessen hatte Alec die Zeit genutzt, um ein Fach in seinem Schrank frei zu machen und darin die wenigen Sachen von Magnus unterzubringen. Außerdem hatte er etwas Zeit gebraucht, um seine Gedanken zu sortieren. Er war glücklich, so glücklich wie noch nie in seinem Leben. Er liebte Magnus und dieser liebte ihn. Aber er wusste auch, dass sein Vater ihn nicht so einfach in Frieden lassen würde. Schon gar nicht, nachdem er so einfach gegangen war. Robert würde das vermutlich als persönliche Beleidigung auffassen. Und nun würde er Magnus in diesen Streit mit hinein ziehen, oder wenn Jace Recht behalten sollte, hatte er das bereits getan, als er anfing sich mit ihm zu treffen. Und dann war da noch diese Camille. Nachdem was er von Catarina und Magnus über sie gehört hatte, glaubte er auch nicht, dass sie das einfach so auf sich beruhen lassen würde. Aber er vertraute darauf, dass seine Schwester und sein Kollege es schaffen würden einige Zeit auf seinen Liebsten aufzupassen.
Je mehr er über das Alles nachdachte, um so mehr kam er sich wie einem verdrehten Liebes-Kitsch-Roman vor...
„Wenn ich anfange Shakespeare zu zitieren, erschlag mich bitte jemand." meinte er eher zu sich selbst, als zu irgend jemand anderem. Dennoch sah ihn sein Bruder etwas seltsam an.
„Keine Sorge, wenn du anfängst alte Schnulzen vorzutragen, erwürge ich dich eigenhändig." grinste der Blonde ihn an. Damit schlugen sie ein und traten schließlich durch den Perlenvorhang.

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