Kapitel 27

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Nachdem Ärzte und Polizei mit Magnus fertig waren, hatten die Geschwister ihn ebenfalls in den Plan des restlichen Tages eingeweiht. Zögerlich hatte er der Übernachtung zugestimmt. Aber auch er wusste, dass er nicht allein bleiben sollte. Zumal er durchaus befürchtete, dass Camille noch einmal auftauchen könnte. Und auch die Vorstellung noch Stunden darauf warten zu müssen mit Alexander reden zu können behagte ihm nicht wirklich. Allerdings hatte Izzy ihm damit Wartezeit damit verkürzt, dass sie ihm mit ihrem Bruder zurück in die Wohnung geschickt hatte, um einige Sachen einzupacken. Außerdem durfte er jetzt Duschen.
Das hatte er sich nicht zweimal sagen lassen. Er duschte lang, ausgiebig und mit viel Shampoo und Seife. Er hatte sich zwar den Lippenstiftabdruck schon im Krankenhaus mit Desinfektionsmittel abgewischt, aber trotzdem hatte er sich dreckig und beschmutzt gefühlt. Er wollte sich nicht vorstellen, wer ihn alles wo angefasst hatte, ohne dass er sich daran erinnerte.

Nun stand er in Bademantel und mit Shorts vor seinem Kleiderschrank und überlegte. Er brauchte Wechselkleidung, die er in einen Rucksack packte und frische Kleidung für jetzt. Allerdings fühlte er sich im Moment nicht nach seinen üblichen schillernden Outfits. Also entschied er sich für eine einfache schwarze Hose und ein ebenso einfaches rotes Shirt mit langen Armen. Danach kehrte er ins Bad zurück, denn so ganz auf Make-Up wollte er dann doch nicht verzichten und auch die Haare mussten gerichtet werden.

Das Jace' Entscheidung ihn nicht allein zu lassen richtig war, erkannte er spätestens, als es an der Tür klopfte. Erschrocken fuhr er herum und blickte fast panisch zum Eingang der Wohnung. Vergessen war, dass er nicht allein war. Stattdessen begann er leicht zu zittern. Es war nicht so, dass er sich nicht hätte verteidigen können, aber er kannte auch seine Exfreundin und ihre Tendenz dazu sich mit gefährlichen Dingen zu umgeben. Und nachdem sie ihn praktisch entführt hatte, rechnete er mit noch weitaus schlimmerem. Doch als Jace die Tür nach einem weiteren Klopfen öffnete, stand zum Glück lediglich Izzy davor. Erleichtert atmete er aus und bemerkte erst jetzt, dass er die Luft angehalten hatte. Er brauchte einen Moment um sich wieder zu sammeln und bemerkte nicht den forschenden Blick des Blonden.
„Also, mit was hat sie mich außer Gefecht gesetzt?" fragte er schließlich um die Stille zu brechen.
„Nephelim."
Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er kannte dieses Zeug. Eine Designerdroge, die zu Zeiten der Unterwelt-Partys aufkam. Es hatte Camille in die Psychose getrieben und ihr einen Dauerplatz im Krankenhaus eingebracht. Er selbst hatte es nur ein einziges Mal genommen, unfreiwillig.
„Scheiße..." flüsterte er. „Dann war es Engelsblut."
Fragend schauten die Geschwister ihn an.
„Nephelim in Alkohol aufgelöst. Das hat sie damals schon gemacht und... ich erinnere mich an einen Drink." erklärte er und fuhr sich fahrig über das Gesicht. Ja, er hatte Angst vor diesem Zeug. Er hatte gesehen, was es aus seiner ersten Liebe gemacht hatte und er hatte Freunde dadurch verloren.
„Hey, ganz ruhig Magnus. Du musst da nicht alleine durch."
Beruhigend redete Izzy auf ihn ein, während sie langsam näher kam aus. Auch sie hatte seine Reaktion mitbekommen. Magnus atmete tief durch und versuchte ihr ein Lächeln zu schenken.
„Was wissen wir noch?" setzte er schließlich den ursprünglichen Gedanken fort.
„Es konnten keine Spuren eines körperlichen Missbrauchs festgestellt werden, weder Verletzungen, noch DNA oder andere Spuren, die daraufhin deuten würden."
Das ließ ihn zwar aufatmen, aber genauso auch etwas misstrauisch werden.
„Also hat sie was? Mich nur ausgeknockt und für die Fotos posieren lassen? Das klingt nicht wirklich nach Camille."
Nun war es Jace, der ein wenig betreten drein schaute.
„Wir... also, ich vermute, dass da noch mehr dahinter steckt. Es passt alles einfach zu perfekt zusammen."
„Was meint du?"
„Ich bin noch nicht hinter alle Einzelheiten gekommen aber..."
Er schwieg einen Moment und versuchte gedanklich alles zu sortieren.
„Nachdem wir am Sonntag zurück waren, wollte Alec zu dir und dich überraschen. Ich weiß nicht was dann passiert ist, aber als ich Montag gegen Mittag nach Hause kam, war das Haus auf Hochglanz geputzt."
„Und das macht er nur, wenn ihn etwas extrem beschäftigt." fügte Izzy hinzu.
„Unser Bruder war bereits zu seiner theoretischen Prüfung, die er aus welchem Grund auch immer versemmelt hat. Und natürlich war rein zufällig sein Vater da. Ich kann nicht sagen was danach passiert ist, aber Alec kam erst am nächsten Tag nach Hause und war seit dem seltsam drauf. Leider spricht er nicht wirklich mit uns und als ich versucht habe mehr zu erfahren, ist er... besser gesagt, sind wir ausgetickt. Ich hab auch nur durch Zufall raus gefunden, dass irgendwas mit dir war. Allerdings bin ich erst davon ausgegangen, dass du dich von ihm getrennt hast. Und als ich die Bilder gefunden hatte, dachte ich, dass du ihn betrügst."
Er zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Nein, ist...ist schon in Ordnung. Es sieht ja wirklich so aus." antwortete Magnus leise. „Aber bitte glaub mir, das würde ich Alexander nie antun. Ich... ich weiß wie sehr das schmerzt."
Er senkte den Blick und schluckte schwer.
„Aber der Punkt ist: ich gehe davon aus, dass Alec die Bilder von Robert, also seinem Vater hat." setzte Jace fort. „Ich weiß nur noch nicht wie er mit dieser Camille zusammen hängt."
Auch der Asiat wirkte nachdenklich, dann allerdings schaute er wieder mit einem missglückten Grinsen auf.
„Können... können wir trotzdem erst einmal zu Alexander? Ich muss das aus der Welt schaffen.... bitte."
Kurz sahen sich Bruder und Schwester an, dann zuckte Izzy leicht mit den Schultern.
„Es wird nicht besser, egal wie lange wir warten."
Jace seufzte ergeben.
„Gut, ihr zwei fahrt mit einem Taxi. Ich fahre mit meiner Maschine vor. Ich hab keine Ahnung was uns zuhause erwartet."
„Glaubst du er könnte..." setzte Magnus an, doch der andere unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln.
„Handgreiflich werden? Ich denke nicht, zumindest nicht euch gegenüber Er hat die unlustige Tendenz nur mich zu schlagen, wenn er wütend ist."
„Das beruht auf Gegenseitigkeit und das weißt du." grinste seine Schwester ihn an.
Der Blonde verzog das Gesicht, grinste dann aber ebenso.

Feuer und FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt