Kapitel 20

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Die Einsatzzentrale hatte ihnen zwar die Nacht frei gehalten, doch wirklich erholsamen Schlaf hatten sie trotzdem nicht gehabt. Alle zwei Stunden war eine Einheit zum Ausruhen angekommen, während eine andere wieder ausrückte, um die Löscharbeiten fortzusetzen. Löschfahrzeuge jeder Größe, Tankfahrzeuge und Raupenfahrzeuge bemühten sich zwar einen Bogen um die Ruhezelte zu machen, aber in der Nacht trugen Geräusche unheimlich weit. Und trotzdem mussten sie am Morgen wieder fit sein.
Entsprechend träge und murrend erhoben sie sich von ihren Campingbetten, nachdem der Weckdienst sie wach gerüttelt hatte. Insbesondere Jace ächzte bei jeder Bewegung. Wie befürchtet hatten sich wunderschöne blaue und lila schimmernde Flecken auf seinem Rücken gebildet. Aber auch Alec bewegte sich etwas steif, da sein Körper mit heftigem Muskelkater protestierte. Aber sie waren einsatzfähig und das war alles was zählte.
Ausgestattet mit frischer Einsatzkleidung und mit neuen Helmen und nach einem schnellen Frühstück, ging es auch wieder an die Arbeit. Der Truck war aufgetankt und die fehlende Ausrüstung ersetzt worden.


Sie hatten kaum Zeit sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als ihre Arbeit. Vormittags waren sie damit beschäftigt eine der Flanken des Feuers in Schach zu halten. Gegen Mittag wurden sie abgelöst, was ihnen die Zeit gab sich für zwei Stunden zu erholen. Sie nutzten die Zeit für ein kurzes Schläfchen und ein schnelles Essen, ehe sie an anderer Stelle wieder eingesetzt wurden. Vier bis sechs Stunden Arbeit, gefolgt von zwei Stunden Ruhezeit, je nach Arbeitslage und Nachts sechs bis acht Stunden zur Erholung. Ihre Tätigkeiten reichten von Löscheinsätzen mit Wasserverteilung bis hin zum Ablaufen des niedergebrannten Bereichs mit Feuerpatschen und Äxten, um Glutnester und kleinere Flammenherde zu ersticken. Hin und wieder gab es Erste-Hilfe-Einsätze, doch meist nur Kleinigkeiten. Für die schwereren Fälle hatten sie ja die Paramedics vor Ort. Wer fit genug war, fuhr den Truck, der Rest nutzte jeden noch so kleinen Augenblick zum Erholen und Schlafen. Es blieb nicht viel Zeit für anderes. Selbst Körperhygiene wurde auf ein Minimum reduziert, nur das Nötigste um Zeit zum Schlafen zu gewinnen. Zähne Putzen und Katzenwäsche, Rasieren wenn nötig wegen der Atemschutzmasken der Pressluftflaschen. Geduscht wurde nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ, denn spätestens nach einer Stunde stank man eh wieder nach Feuer, Rauch und Schweiß. Selbst die Nachrichten an die Liebsten daheim wurden von Schicht zu Schicht weniger, ob man es nun wollte oder nicht. Irgendwann war man einfach nur noch müde und froh, wenn man für 10 Minuten die Augen schießen konnte.

So liefen die Tage dahin, doch mit jedem Sonnenuntergang sah die Lage etwas besser aus und mit jedem Sonnenaufgang hatten die Männer etwas mehr Hoffnung. Als die Einsatzzentrale schließlich für die meisten Bereiche des Waldbrandgebietes das Feuer als unter Kontrolle meldete, machte sich neben der Erschöpfung auch Erleichterung breit.


Unterdessen hatte Magnus sich in seine Arbeit gestürzt. Zum einen war er noch immer mit der Planung und Organisation der neuen Ausstellung in der Galerie beschäftigt. Zum anderen hatte er es geschafft für die Woche Handwerker für den Umbau der Lichtanlage des Clubs zu bekommen. Und da dieser nun schon mal für ein paar wenige Tage geschlossen war, konnte man auch gleich noch ein paar andere Dinge mit erledigen. Ein paar kleinere Umbauten und Modernisierungen, Austausch der Sitzmöglichkeiten, und ein neuer Anstrich. Gerne hätte er auch noch mehr gemacht, aber er wollte das Pandemonium wenigstens am Wochenende wieder betriebsbereit haben.
Außerdem hatte er eine Entscheidung getroffen. Er würde umziehen, auch wenn ihm keine der bisher besichtigten Wohnungen zugesagt hatte. Allerdings verfügte das Clubgebäude über ein ausgebautes Loft. Bisher hatte er sich nicht vorstellen können dort zu wohnen, aber diese Wohnung gehörte quasi ihm, ober besser gesagt seinem Unternehmen. Damit könnte er alles komplett nach seinen eigenen Vorstellungen umbauen und einrichten lassen. Also hatte er mit Catarina darüber gesprochen und gemeinsam mit ihr einen Termin bei der Bank gemacht. Da sowohl das Pandemonium als auch die Galerie ziemlich gut liefen und auch die gelegentlichen Eventaufträge gute Gewinne einfuhren, war es kein Problem einen entsprechenden Kredit zu erhalten. Er würde dann zwar auch weiterhin Miete zahlen müssen, aber diese ging dann an sein Unternehmen.

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