Kapitel 33

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Erschöpft und mit gegen die Seite gepresster Hand ließ Alec sich auf das Sofa sinken und schloss für einen Moment die Augen. Nach fünf Tagen hatte er endlich das Krankenhaus verlassen dürfen, auch wenn er immer noch täglich zum Verbandswechsel musste. Es waren anstrengende Tage gewesen. Täglich war seine Mutter da gewesen, um nach ihm zu sehen. Er liebte seine Mum, das stand außer Frage, aber in Situationen wie dieser wurde sie einfach überfürsorglich und das nervte ihn. Außerdem war jeden Tag jemand von der Polizei da gewesen, um die Aussagen aufzunehmen und nach weiteren Informationen zu fragen. Wie es schien war diese Camille wieder in eine psychologische Krise gerutscht und war noch immer nicht vernehmungsfähig. Und natürlich hatte es immer wieder medizinische Untersuchungen gegeben. Aber die Verletzung heilte gut und es hatte keine weiteren Komplikationen gegeben. Allerdings stand schon jetzt fest, dass es wohl eine deutliche Narbe geben würde. Das war Alec egal. Er hatte den Mann beschützen können, den er liebte und er würde es jederzeit wieder tun. Er fühlte sich zwar noch immer etwas schwach und die Seite schmerzte bei jeder Bewegung, aber sonst fühlte er sich wohl. Magnus war die meiste Zeit an seiner Seite gewesen und selbst an den Tagen, an denen er sich seiner Arbeit widmen musste, war der Asiat nie länger als ein paar Stunden weg gewesen. Er hatte extra seinen Laptop mitgebracht, damit er vom Krankenhaus aus ein paar Dinge erledigen konnte.

Mit einem Schmunzeln sah er wieder auf, als er eine sanfte Berührung an seiner Wange spürte. Sein Blick traf auf die besorgten Augen seines Freundes. Leicht schmiegte er das Gesicht in die Hand und atmete den Duft des anderen Mannes ein.
„Es geht mir gut, Magnus. Ich bin nur etwas erschöpft. Mach dir keine Sorgen."
„Wirklich?"
Leicht verdrehte Alec die Augen, griff mit einer Hand nach dem Kragen des anderen und zog ihn für einen Kuss zu sich hinab. Beinahe stürmisch plünderte er die Lippen und hielt ihn dicht bei sich. Überrascht keuchte Magnus auf und stützte sich mit den Armen an der Lehne des Sofas ab.
„Wirklich..." raunte der Größere schließlich, als sie den Kuss unterbrachen, um Luft zu holen. Dennoch ließ er seinen Freund nicht gehen. Viel zu selten hatte er in den letzten Tagen die Gelegenheit gehabt ihn richtig zu küssen, ihn zu schmecken. Immer wieder war Magnus nahezu panisch zurück gezuckt aus Angst ihm Schmerzen zuzufügen.
„Hmm, das habe ich vermisst." setzte er deshalb leise und mit rauer Stimme fort und schmunzelte liebevoll an den Lippen des Asiaten.
„Ich auch..." gestand Magnus ebenso leise und mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen.
Ein leises Räuspern unterbrach die beiden und ließ sie aufschauen. Grinsend stand Jace im Durchgang zur Küche und zog eine Augenbraue hoch.
„Kaffee ist fertig."
Magnus richtete sich etwas auf und rollte gespielt mit den Augen.
„Ich wiederhole mich, dein Bruder ist ein Störenfried."
„Irgendwer muss doch aufpassen, dass ihr anständig bleibt." erwiderte Jace noch immer grinsend, als er den beiden den Kaffee brachte.
„Hast du nicht irgendwas wichtiges zu tun?" funkelte Alec ihn missmutig an.
„Jap..." antwortete sein Bruder fröhlich. „Auf dich aufpassen."
Leichtgenervt stöhnte der Größere auf und rollte nun seinerseits mit den Augen.
„Ich fange an dir zuzustimmen, Magnus."


In den nächsten Tagen normalisierte sich die tägliche Routine wieder, zumindest für die anderen. Jace hatte wieder normalen Dienst in der Wache, während Izzy weiter versuchte etwas über Camille in Erfahrung zu bringen. Auch die Besuche von Maryse gingen stark zurück, da auch sie ihre Arbeit nicht lange vernachlässigen konnte. Zumal sie damit beschäftigt war sich mit der Staatsanwaltschaft auseinander zu setzen. Selbst Magnus musste wieder mehr Zeit mit Arbeit verbringen und sich um ein paar wichtige Termine kümmern.
Alec hingegen verbrachte seine Zeit damit für die Zweitprüfung zu lernen, sofern er nicht gerade auf dem Weg zum Verbandswechsel war. Noch immer fühlte er sich etwas geschwächt und ermüdete schnell, was zum Teil auch den Schmerzmitteln geschuldet war. Trotzdem unternahm er immer wieder kleinere Spaziergänge, zumal man ihm jede Art von Sport untersagt hatte, solange sich die Wunde nicht geschlossen war.
So auch an diesem späten Montag Nachmittag, zehn Tage nach dem Angriff. Seine Geschwister arbeiteten noch und auch sein Freund hatte ihm mitgeteilt, dass er etwas später nach Hause kommen würde, da er nach der Arbeit noch in seine Wohnung wollte. So hatte er mehr als genug Zeit sich eine ausgedehntere Strecke für einen Streifzug vorzunehmen. Er wollte sehen, wie weit er kommen würde und im Notfall konnte er immer noch ein Taxi für die Rückfahrt nehmen. Aber er brauchte die Zeit auch für sich. Ihm ging so vieles durch den Kopf, dass er überdenken musste und wollte.

Feuer und FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt