Kapitel 36

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Der Ausdruck auf Alec's Gesicht war noch immer irritiert und leicht verwirrt und nur langsam schien er die Worte zu begreifen.
„Versuchst... versuchst du mich grade zu fragen, ob ich mit dir hier einziehe?"
Einerseits ließ dieser Gedanke sein Herz schneller schlagen, doch auf der anderen Seite...
„Ja... Nein..." begann Magnus zu stammeln, ehe der kurz durchatmete. „Doch, eigentlich schon."
Kurz blickte er nervös auf seine Schuhspitzen, ehe er sich seine Verlegenheit überspielend gegen die Wand lehnte.
„Hör zu, ich weiß, es ist gerade mal zwei Monate her, dass wir uns das erste Mal getroffen haben. Für mich war das eine umwerfende Begegnung, in mehrfacher Hinsicht."
Ein Schmunzeln huschte über sein Gesicht, als er daran zurück dachte.
„Ich erwarte nicht, dass du dich sofort entscheidest und ich kann es verstehen, wenn... wenn es für dich zu früh ist oder du erst darüber nachdenken willst. Aber..."
Kurz brach er ab und biss sich auf die Unterlippe. Das war schwerer als er es sich vorgestellt hatte.
„Ach verdammt, ich möchte einfach, dass du weißt, dass du mir wichtig bist und... und dass ich dich nicht verlieren will."
Nun war es raus, auch wenn es nicht ganz die Worte waren, die er hatte sagen wollen. Doch wie würde Alec darauf reagieren? Als Magnus kurz in das Gesicht seines Freundes sah, konnte er darin nichts ablesen. Die Sekunden verstrichen (oder waren es Minuten?) ohne das eine Reaktion kam. Mit jedem verstreichenden Augenblick wurde er immer unruhiger, bis er schließlich seinen Blick wieder senkte. Sich räuspernd stieß er sich wieder von der Wand ab. Doch gerade als er sich stumm fluchend abwenden wollte, löse sich auch Alec aus seiner Starre.
„Vorhin... als ich geglaubt hatte, dass... dass man dich in der Wohnung gefunden hätte... das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Der Gedanke, dass... dass ich dich für immer verloren hätte, das hat meine Welt einstürzen lassen."
Mit langsamen Schritten näherte er sich dem Asiaten während er mit leiser Stimme sprach.
„Magnus, ich... ich weiß nicht was ich gemacht hätte, wenn..."
Seine Stimme versagte als er sanft seine Arme um den Körper des anderen Mannes legte und seinen Kopf gegen dessen Schulter lehnte.
„Und auch wenn ich immer noch nicht verstehe, wie jemand so strahlendes wie du sich mit jemandem so langweiligen wie mir abgibt... ich glaube nicht, dass ich noch ohne dich leben könnte. Ich liebe dich, Magnus und... natürlich möchte ich mit dir zusammen leben. Aber..."
Er schluckte schwer und festigte etwas seine Umarmung.
„Aber ich muss das mit meinen Geschwistern abklären. Das Haus und die meisten Rechnungen laufen auf meinen Namen. Ich muss einfach sicher sein, dass sie zurecht kommen, wenn ich ausziehe. Izzy ist noch in der Ausbildung und Jace verdient noch nicht genug, um das Haus halten zu können."
Nun war es Magnus, der schwer schluckte. Behutsam legte er seine Hände auf die seines Freundes und drückte sie leicht.
„Natürlich, das verstehe ich, Alexander und wie ich schon gesagt habe, ich erwarte nicht, dass du dich sofort entscheidest. Trotzdem möchte ich, dass auch du dich hier wie zuhause fühlst und hier einen Rückzugsort hast. Und... für mich bist du nicht langweilig. Du bist eine sehr bodenständige und gewissenhafte Person, die sich mehr um andere sorgt, als um sich selbst. Du bist freundlich und hilfsbereit und immer bereit anderen zu helfen. Streite es nicht ab, dein Beruf beweist es. Du ahnst vermutlich nicht einmal wie sehr du mich faszinierst und wie sehr ich dich bewundere."
Kaum merklich schüttelte Alec den Kopf.
„An mir ist nichts bewundernswertes..."
„Spinnst du? Ich habe dich schon bewundert, als ich dich noch gar nicht persönlich kannte. Deine Geschwister haben so oft von ihrem großen Bruder gesprochen und geschwärmt, dass ich mir selbst gewünscht habe dich als meinen Bruder zu haben. Ich bin es, der unbeschreibliches Glück hat, dass du dich für mich interessierst und dass du nach der Geschichte mit Camille und meiner Vergangenheit mich immer noch liebst."
Langsam drehte sich Magnus herum und nahm das Gesicht seines Freundes in seine Hände. Er konnte den Zweifel in dessen Augen sehen und es versetzte ihm einen Stich. Wie sehr musste dieser wundervolle Mann unter seinem Vater gelitten haben, um eine so geringe Meinung von sich selbst zu haben.
„Dich kennengelernt zu haben ist das Beste, was mir je passiert ist. DU bist das Beste, dass mir je passiert ist."
Langsam lehnte er sich vor und brachte behutsam ihre Lippen zusammen. Sanft, zärtlich und mit all der Liebe, die er in sich fühlte küsste Magnus den Mann, den er so sehr liebte. Er konnte nur hoffen, dass es ausreichte um diesem wunderbaren und liebevollen Menschen zu zeigen, dass er nicht wertlos war. Er würde diesen Mann immer bewundern, immer verehren und immer lieben.

Feuer und FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt