Er wusste nicht wirklich wo er war oder wie lange er schon durch diesen Gang stolperte. Oder eher torkelte. Er musste torkeln, denn in den letzten paar Momenten, an die er sich erinnern konnte, war er immer wieder mit den Schultern gegen die Wände gestoßen. Kurz senkte er den Blick und betrachtete seine Füße, die unsicher einen Schritt nach dem anderen machten... machen mussten. Denn die Hand an seinem Oberarm, die einerseits verhinderte, dass er stürzte, zog ihn andererseits auch unerbittlich weiter. Sie schienen es eilig zu haben, denn der Mann, zu dem die Hand gehörte, wirkte ziemlich gehetzt und blickte immer wieder über die Schulter zurück. Nachdenklich zog er die Augenbrauen zusammen. Er kannte diesen Mann, er war hübsch... irgendwie und doch ließ der Anblick der rotblonden Haare Abneigung in ihm aufsteigen. Nur warum wollte sich ihm gerade nicht erschließen.
Genauso wenig wusste er, warum er die Berührung der Hand nicht ertragen wollte. Er wusste nur, er sollte sie los werden. Umständlich versuchte er die fremden Finger aus dem Stoff seines Blazers zu lösen, stellte jedoch schnell fest, dass ihm die Kraft dafür fehlte.
„Du solltest das lassen, Alexander!" knurrte ihm die Stimme des anderen Mannes entgegen und die genervte Tonlage verriet ihm, dass er es wohl nicht zum ersten Mal versucht hatte. Unwillkürlich musste er kichern. Doch dann stockte er. Alexander... Niemand durfte ihn so nennen. Niemand außer... katzenhafte braune Augen mit goldenen Sprenkeln und einem liebevollen Ausdruck erschienen vor seinem geistigen Auge. Genau, nur er durfte das und nicht dieser... dieser... Jonathan.
„Warum?"
Kurz stockte der Rotblonde und sah ihn an, das Funkeln in seinen Augen undefinierbar.
„Wenn ich dich loslasse, fällst du um wie ein nasser Sack." kam die noch immer geknurrte Antwort.
„Nein, warum tust du das? Das alles hier..."
Auch wenn er sich gerade nicht daran erinnern konnte, was dieses „das alles hier" genau umfasste, so wusste er doch, dass da mehr war, als durch diesen Gang zu laufen. Ein Schnauben antwortete ihm, ehe sich der Griff an seinem Oberarm noch einmal verstärkte.
„Es hat Vorteile mit deinem Vater zu arbeiten."
Oh, natürlich...
'Unwürdig... ungenügend... erbärmlich...', hörte er Robert's Stimme in seinem Kopf und unwillig zog er die Augenbrauen zusammen. Schnell versuchte er die Erinnerung abzuschütteln, musste jedoch feststellen, dass die Bewegung seinem Gleichgewicht überhaupt nicht gut tat.
'Ihr wart unglaublich, du warst unglaublich... ich bin da wenn du mich brauchst...', meldet sich jedoch kurz darauf eine samtige Stimme in seinem Geist zu Wort. Sofort hatte er einen Namen auf der Zunge, der zwar seine Gefühle durcheinander brachte, ihm aber auch ein wenig innere Ruhe schenkte. Magnus...
Ein leises Kichern riss ihn aus seiner vernebelten Überlegung.
„Eigentlich könntest du einem fast Leid tun, bei dem Vater. Wenn da nicht dein kleiner Toyboy wäre... Ich konnte unser Glück kaum fassen, als ich gesehen habe auf wen dein lieber Dad uns angesetzt hat."
Nachdenklich runzelte Alec die Stirn.
„Magnus?"
„Oh ja, der große Magnus Bane. Er hat uns damals ziemlich die Geschäfte versaut. Seinetwegen hat mein Vater sehr viel Geld und Einfluss verloren und wir haben Jahre gebraucht den Verlust der Unterweltpartys wieder grade zu biegen. Sein Glück ist, dass er noch immer einen Namen in der Szene hat und seinen ach so schicken Club besitzt. Sonst würde ich ihm tatsächlich höchstpersönlich einen Besuch abstatten."
In einem Anflug von aufsteigender Wut stemmte der Dunkelhaarige sich gegen die Kraft des anderen Mannes.
„Lass ihn in Ruhe." forderte Alec aufgebracht und für einen Moment vergaß sein Körper das Taumeln. Doch Jonathan schien es nicht zu bemerken.
„Oh, keine Sorge, ich werde ihm nichts tun. Er wird uns noch nützlich sein. Schließlich brauchen wir einen neuen Lockvogel, da die liebe Camille jetzt wohl für sehr lange Zeit ausfallen wird."
Abgelenkt blinzelte Alec, als sich das Gesicht der jungen Frau vor sein geistiges Auge schob. Blasse, krank wirkende Haut, geweitete, fiebrige Augen, langes, dunkles Haar, dass etwas stumpf wirkte, die Bewegungen fahrig und unkoordiniert... So hatte er sie das letzte Mal gesehen, als... Diesmal konnte er den Stich an seiner Seite spüren, den er damals nicht wirklich wahrgenommen hatte. Aus einem Reflex heraus presste er eine Hand an die Stelle, wo das Messer in seine Haut gedrungen war.
„Aber ich denke, ich werde mich ein bisschen um ihn kümmern. Er wird eine starke Schulter brauchen, wenn er erfährt, dass du heiraten wirst."
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Feuer und Flamme
FanfictionAU - Sein ganzes Leben lang wollte Alec nichts anderes sein, als FireFighter und dafür hat er alles aufgegeben. Doch seine Begegnung mit Magnus wirft ihn völlig aus der Bahn. Dies ist meine erste veröffentlichte Geschichte, viel Spaß beim Lesen.