Kapitel 25

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Als Alec am nächsten Morgen sein Zimmer verließ, um duschen zu gehen, konnte er Jace im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen sehen. Dieser hielt seinen Blick stur auf den Fernseher gerichtet und presste sich ein Kühlakku gegen den Unterkiefer. Unschlüssig und etwas hilflos stockte er. Er hatte überreagiert und er wusste, dass er mit seinem Bruder reden sollte. Doch er wusste nicht wie. Er war einfach noch nicht bereit dafür. Zögerlich wandte er sich ab und beschloss sich erst einmal seiner Körperhygiene zu widmen. Vielleicht würde ihm während dessen etwas einfallen.

Jace hingegen drehte leicht den Kopf, um zur Treppe zu sehen, als er die Badezimmertür hörte. Mit einem Seufzen, gefolgt von einem Ächzen erhob er sich und ging in die Küche. Schweigend machte er Kaffee und Frühstück für seinen Bruder – Toast und Spiegelei – da dieser schon das Abendessen hatte ausfallen lassen. Schnell stellte er alles auf den Küchentresen und warf sich dann wieder auf das Sofa, als wäre nichts gewesen. Doch schon kurz darauf konnte er die langsamen Schritte auf der Treppe hören. Als Alec sich der Küche zuwandte, bemerkte Jace das kurze Stocken und musste leicht Schmunzeln. Damit hatte sein Bruder wohl nicht gerechnet.
Schweigend setzte Alec sich in den Tresen und starte auf das Essen, dass Jace ihm hingestellt hatte. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Das erinnerte ihn an die Zeit auf dem College. Sie waren besser miteinander ausgekommen, aber sie hatten immer noch relativ viel gestritten. Doch als Friedensangebot hatte sich einer immer in die Küche gestellt und hatte 'gekocht' und wenn es nur eine große Tasse Kaffee war.
„Danke." murmelte er.
„Bitte." kam die genuschelte Antwort.
Und auch wenn sein Magen knurrte, Alec begann nicht zu essen. Sein Blick lag noch immer auf dem Teller, doch sein Gesicht verzog sich in einem schmerzlich verzweifelten Ausdruck.
„Es tut mir leid..." flüsterte er fast.
Er konnte hören wie Jace tief einatmete, kurz stockte und die Luft mit einem leisen Ächzen wieder entwichen ließ.
„Rede mit uns, Alec." sagte er schließlich leise und sanft.
„Ich kann nicht... noch nicht..." Alec's Stimme klang belegt.
„Hör mal, keiner von uns ist böse auf dich, aber wir machen uns Sorgen."
„Ich weiß..."
„Rede mit irgendjemandem, wenn du schon nicht mit uns reden kannst. Was ist mit Magnus? Kannst du nicht..."
Er brach ab, als er sah wie sein Bruder zusammen zuckte. Argwöhnisch zog er eine Augenbraue hoch.
„Alec?"
Er konnte sehen, wie sein Bruder die Kiefer zusammen presste während er den Kopf schüttelte. Langsam setzte er sich auf und ließ die Hand mit dem Kühlakku sinken. Okay, nicht nur das Robert Ärger machte, irgendwas war auch noch mit Magnus vorgefallen.
„Gib... gibmir Zeit...." kam es schließlich geflüstert von dem Älteren.
Jace schwieg einen Moment und musterte seinen Bruder eingehend. Hatten sich die beiden gestritten?
„Okay. Aber dafür isst du dein Frühstück, ehe es ganz kalt wird."
Ein schiefes und reichlich missglücktes Lächeln erschien auf Alec's Gesicht als er nickte. Dann griff er nach dem Besteck und tat, was sein Bruder gefordert hatte. Jace hingegen wusste, dass es nicht bringen würde jetzt auf eine Antwort zu beharren. Würde er weiter drängen, würde er die gleiche Reaktion erhalten wie am Abend oder seinen Bruder in einen Zusammenbruch treiben. Beides wollte er nicht. Außerdem sah er den feuchten Glanz in dessen Augen. Hatten sich die beiden etwa getrennt?
„Fährst du nachher zum Wettbewerb?" fragte er stattdessen, um das Thema auf etwas anderes zu lenken. Dankbar dafür blickte Alec kurz auf.
„Ich weiß nicht... Jemand hat mir gestern eine ordentliche Tracht Prügel verpasst."
„Gern geschehen..." kommentierte Jace, scheinbar ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen.
"Aber den Gefallen hast du ausreichend erwidert."
Damit schwiegen beide wieder.
„Ich habe mich bei Luke schon abgemeldet, ich werde zuhause bleiben." setzte Jace nach einigen Momenten das Gespräch fort. „Vielleicht ist es besser, wenn du das auch tust."
Alec nickte leicht, manchmal hatte sein Bruder gar nicht so schlechte Ideen. Ihm tat die Seite genauso weh, wie Jace sich anhörte, wenn er sich bewegte.


Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war, wartete Jace noch ein paar Minuten, um sicher zu gehen, dass sein Bruder den Spaziergang nicht gleich wieder beendete. Dann erst erhob er sich von der Couch und ging die Treppen hinauf. Dennoch lauschte er ständig nach den Geräuschen von draußen. Es war falsch, das wusste er, aber es tat ihm auch nicht wirklich leid, dass er im Begriff war ungefragt das Zimmer seines Bruders zu betreten und noch schlimmer, es zu durchsuchen. Aber er musste herausfinden was los war und dort würde er am ehesten Antworten finden – hoffte er zumindest. Dennoch legte er nur zögerlich die Hand auf die Türklinke. Noch einmal atmete er tief durch, ehe er versuchsweise die Klinge drückte. Fast war er etwas erstaunt, als die Tür sich wirklich öffnete. Irgendwie hatte er damit gerechnet, dass Alec abgeschlossen hatte.

Feuer und FlammeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt