Ausgerüstet und in voller Montur stürmte er das verrauchte Treppenhaus, gefolgt von Simon und drei weiteren Trupps. Die Ausrüstung zog schon jetzt an ihm, wie ein bleiernes Gewicht. Doch das Wissen, dass der Flammenherd in der Wohnung eines Freundes zu finden war, spornte ihn an. Er musste da hoch, hoch in den sechsten Stock, mit Atemschutzgerät, Feuerwehraxt und Schlauch. Das hier war kein Wettbewerb, keine Combat Challenge und auch kein Stair-Run. Das hier war tödlicher Ernst. Auch er wusste, dass der Freund seines Bruders noch in die Wohnung wollte und schon wenige Atemzüge des Rauchgases konnten zur Bewusstlosigkeit führen und in Folge dessen auch zum Tod. Hier konnte er auch kein zwei Stufen mit einem Schritt nehmen, zu eingeschränkt war die Sicht und das Risiko sich dabei zu verletzten zu groß. Trotzdem preschte er so schnell es ging die Treppe hinauf. Zum Glück musste er den Schlauch nicht hinter sich her ziehen. Simon trug einen Schlauchtragekorb, aus dem der Schlauch beim Laufen abgewickelt wurde. Im Funk seiner Maske hörte er, wie sich die anderen Teams abmeldeten, um die Wohnungen der verschiedenen Etagen abzusuchen. Auf jeder Etage spürte er einen leichten Schlag gegen die Schulter oder den Oberarm, der ihm sagte, dass Simon immer noch dicht bei ihm war. Gut, der andere Mann hielt mit. Auch dieser wusste worum es ging. Sollte Magnus wirklich da oben sein, zählte jede Sekunde.
Die letzte Wende der Treppe lag vor ihnen und sie konnten bereits den Schein des Feuers durch den dichten Rauch sehen. Und fast wäre er weiter voran gehetzt, weiter die Treppe hinauf, doch ein leichter Zug an seinem Gürtel hielt ihn zurück. Natürlich hätte er sich losreißen können, doch er hatte gelernt auf diese kleinen Gesten und Zeichen zu reagieren. Hier war er Feuerwehrmann, nicht der Freund eines möglichen Opfers. Als Jace sich zu seinem Kollegen umwandte, bemerkte er wie dieser den Schlauch vollends abrollte und die mitgeführte Düse montierte. Es dauerte nur wenige Momente, ehe Simon ihm das vorbereitete Löschgerät in die Hand drückte. Stumm fluchte er und mahnte sich zur Konzentration. Natürlich konnte er nicht einfach ohne Wasserversorgung da rein sprinten.
Wieder richtete er seinen Fokus auf den Eingang der Wohnung eine halbe Etage über ihnen. Dass sie die Flammen bereits sehen konnten, war nicht wirklich ein gutes Zeichen. Entweder stand die Wohnung bereits im Vollbrand, oder das Feuer war direkt am Eingang ausgebrochen. Aber wie auch immer, er hatte nicht die Zeit sich darüber großartige Gedanken zu machen. Die Pressluftflasche auf seinem Rücken würde im Einsatz nur etwa eine halbe Stunde reichen. 30 Minuten minus die Zeit, die sie für das Treppenhaus brauchten – einmal rauf und einmal runter. Dann mussten sie wieder draußen sein und das nächste Team würde für sie übernehmen.
Ein erneuter leichter Schlag gegen den Arm und ein leichter Druck gegen seine Schulter sagte ihm, dass sein Kollege bereit war.
„Wasser erstes C-Rohr Marsch!" rief er in den Funk, während sie langsam die restlichen Stufen empor kletterten. Ihre Schritten waren jetzt langsamer, bedachter. Sie durften jetzt nicht unachtsam werden. Schon der kleinste Fehler konnte auch ihnen zum Verhängnis werden. Deshalb beobachteten die beiden die Flammen, während sie einen Fuß vor den anderen setzten. Ein leichter Zug am Schlauch verriet ihnen, dass dieser sich mit Löschwasser füllte.Dann zögerte Jace für den Bruchteil einer Sekunde. Er wusste nicht genau warum, aber er hatte ein ungutes Gefühl im Bauch. Vielleicht lag es an den schwarzen Rauchschwaden, die sich unter dem Türbalken hervor schoben. Vielleicht auch an der massiven Hitze, die ihnen entgegen schlug und immer weiter anzusteigen schien, je näher sie der offen stehenden Tür kamen. Was auch immer es war, es veranlasste ihn dazu die Düse aufzureißen und sich hinter die letzten Treppenstufen zu ducken. Nur einen Wimpernschlag später lag Simon neben ihm hinter dem Schild aus fein versprühten Wassertropfen. Keine Sekunde zu spät, denn schon in diesem Moment konnten sie eine Feuerwalze unter der Decke auf sie zu rollen sehen.
Den Sprühstrahl weiterhin stur vor sich und leicht über sich haltend, konnten die beiden Männer kaum mehr tun als auszuharren. Die verdampfenden Wassertropfen erzeugten ein Hitzeschild, das sie vor dem hohen Temperaturen schützte.
„Einsatzleitung an ersten Angriffstrupp, melden!"
Über das Rauschen und Knacken des Feuers konnten sie die Stimme im Funk hören. Doch im Moment lag ihre Aufmerksamkeit auf den Flammen und dem Wasserstrahl, der sie am Leben hielt.
„Herondale, Lewis, meldet euch!" hörten sie kurz darauf die leicht panische Stimme ihres direkten Vorgesetzten.
„Hier erster Angriffstrupp..." gab Simon schließlich gepresst von sich, nachdem klar war, dass die Flammen sie nicht mehr erreichen würden.
„Wir sind auf der Treppe vor der Wohnung. Uns ist nichts passiert."
„Verstanden..." kam die erleichterte Antwort von Luke. „Ein zweiter Angriffstrupp ist unterwegs."
„Alles klar..."
Erst jetzt nahm Jace sich die Zeit kurz durchzuatmen. Sein Blick lag noch immer auf den Flammen die vor ihnen aus der Tür schlugen. Dann musste er schlucken. Das war ein verdammter Flashover gewesen, eine Rauchgasdurchzündung. Sich das Ganze so deutlich vor Augen zuführen, ließ es nur noch realer werden und schlagartig wurde ihm auch die Tragweite dessen bewusst. Die Räume, aus denen die Feuerwalze gekommen war, standen komplett im Flammen. Dort würde es keine Überlebenschance mehr geben. Wenn Magnus wirklich in der Wohnung gewesen war... Daran wollte er gar nicht denken, dass würde seinen Bruder umbringen. Kurz ging sein Blick zu Simon und durch das Visier der Atemschutzmaske konnte er den gleichen Ausdruck in dessen Augen sehen.
Verdammt...
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Feuer und Flamme
FanfictionAU - Sein ganzes Leben lang wollte Alec nichts anderes sein, als FireFighter und dafür hat er alles aufgegeben. Doch seine Begegnung mit Magnus wirft ihn völlig aus der Bahn. Dies ist meine erste veröffentlichte Geschichte, viel Spaß beim Lesen.