Der Geburtstag war gekommen und somit ging alles nur noch hektischer zu. Ich traute mich nicht mal mehr jemanden zu fragen, ob Hilfe benötigt wurde, sondern setzte mich einfach auf die Steinmauer, welche an manchen Stellen im Garten auftauchte.
Mittlerweile war ich beim Empfang der Gäste nicht mehr gerne gesehen, doch es war dennoch unhöflich sich gar nicht blicke zu lassen, weshalb ich nun hier ausharrte.
Neben den üblichen Verwandten waren auch andere große, einflussreiche Familien gekommen, welche meinen Geschwistern gratulieren wollten. Doch nicht nur das, mein Vater sah das auch, als eine Möglichkeit wichtige Gespräche zu führen, was man an der Art wie er redete bemerkte.
Unsere Familie war mit eine der ältesten und einflussreichsten der Umgebung, wenn nicht sogar des Landes. Das wurde gerade in diesen Zeiten sehr wertgeschätzt und angesehen, denn die Vampirjäger waren wieder voll aktiv. Sie waren der Grund, warum es nur noch sehr wenige Vampirfamilien gab und eher Einzelgänger durch die Länder streiften.
Eine Gänsehaut zog über meinen Körper, als meine Gedanken mehr und mehr zu den Vampirjägern abstreifen. Wie sie über uns herausgefunden haben, wusste ich nicht einmal. Niemand redete gerne über sie und mein Vater wollte uns in solche Sachen nicht einweihen. Es musste mit dem Jagen der Hexen und ihrer fanatischen Verbrennung zu tun haben. Genauer wollte ich darüber jedoch nicht nachdenken.
Früher dachte ich mein Vater wäre der stärkste, niemand könnte etwas gegen ihn machen und jeder stand unter ihm. Dann wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Kopfschüttelnd sah ich auf meine Hand, welche in meinem Schoss lag und strich über den Ring. Er war ziemlich schlicht und erst wen man genauer hinsah, bemerkte man die kleinen eingearbeiteten Details.
In der Mitte des Ringes befand sich ein kleiner schwarzer Stein, welche von verschnörkelten Metalldetails festgehalten wurde. Leicht lächelnd strich ich darüber. Es war der schönste Ring, den ich besaß und ich nahm ihn niemals ab, denn das hatte ich meiner Mutter damals versprochen.
Seufzend sah ich wieder hoch und ließ meinen Blick über die vielen schönen Kleider und Anzüge wandern. Mein Kleid war schwarz und hatte lange, mit Mustern bestickte Ärmel. Wobei diese immer breiter wurden, sodass es ein wenig an eine Fledermaus erinnerte. Der Rock war luftig, während die Taille eng und der Ausschnitt tief war.
Kühl lagen mir deshalb meine Ketten im Ausschnitt, doch es war mehr als angenehm, da diese Nacht mal wieder eine eher warme Aprilnacht war. Gelächter drang zu mir herüber und ich drehte gelangweilt an meinem Nasenring herum, während ich den anderen beim Tanzen zusah.
Mitten drin stand meine Schwester und tanzte strahlend mit meinem Bruder. Sie sahen wunderschön aus und ich begann leicht zu lächeln. Früher hatten wir gemeinsam hier in Garten gespielt. Verstecke und geheime Orte gesucht oder hatten unsere Fähigkeiten gemessen. Dabei war ich jedes Mal die schnellste von uns drein. Mein Bruder war schon damals unglaublich gut in Telegenes und meine Schwester war und ist unglaublich stark.
Seufzend lehnte ich mich zurück und ließ die Beine baumeln, während ich versuchte nicht mehr über vergangene Tage zu schwärmen. Den mit einem Mal hatte sich alles verändert.
Ich wusste bis heute nicht, was ihnen gesagt wurde, denn das einzige, was ich von ihnen noch bekam, war ein angewiderter Blick und ihren Rücken, wenn sie vor mir wegliefen.
,,Also eins muss man dir lassen, unauffällig bist du." Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr herum, als sich auch schon jemand neben mich auf sie Mauer setzte. Deen hatte einen schicken Kellner Anzug an, so wie die meisten Bediensteten und ein Tablet auf dem Schoß. Nickend betrachtete er mich, ,,von da hinten hab ich dich fast nicht erkannt."
Nickend drehte ich mich wieder nach vorne, ,,das war der Plan." Seufzend lehnte er sich nach hinten auf seine Hände und legte den Kopf in den Nacken. ,,Einen Haufen Sterne sieht man heute wieder." Murmelte er und ich legte meinen Kopf in den Nacken, um zu schauen, was er meinte.
,,Weißt du was sie sagen?" Flüsterte er nach einiger Zeit Stille. Stumm wartete ich darauf, dass er weiterredete, was er auch tat, als ich nicht antwortete, ,,Dass jeder Stern für einen Menschen steht und je heller er leuchtete, desto mehr wird gerade an diesen Menschen gedacht."
Wieder legte sich Stille über uns, während wir beide in den Nachthimmel sahen. ,,Deswegen gibt es in letzter Zeit also so viele Sternschnuppen." Murmelte ich schließlich und er sah nachdenklich weiter nach oben, während ich mich wieder normal hinsetzte.
,,In meinem Kopf klang das eigentlich ziemlich romantisch." Schulterzuckend sah ich auf meine Hände und spielte nachdenklich mit dem Ring an meinen Finger. ,,Weiß nicht, was an kalten Steinen romantisch ist."
Gerade wollte er ansetzen, um etwas zu sagen, da wies ich nach vorne, ,,Musst du nicht eh irgendwem Blut hinterher schleppen?" Grinsend legte er den Kopf schief, als ich mich leicht zu ihm wandte und abwartend ansah. ,,Will mich da etwa jemand loswerden?" Empörte er sich und hielt sich gespielt verletzt seine Hand an sein Herz.
Schulterzuckend wand ich mich schnell wieder nach vorne, da ich seinem Blick nicht standhielt.
Seine braunen Augen strahlten etwas so Angenehmes aus, während einzelne rote Strähnen aus seinem verwuschelten Haarschopf ihm ins Gesicht fielen und man sich zurückhalten musste, sie nicht wegzustreichen. Er hatte sich relativ dicht neben mich gesetzt, sodass ich auch in dieser Dunkelheit noch leicht seine Sommersprossen erkennen konnte.
Leider hatte ich ihm immer noch leicht das Gesicht zugewandt, sodass er meine Blicke auf seinem Gesicht sah und grinste. Schnell wand ich mich komplett von ihm ab und lief rot an, dass er hoffentlich nicht sah.
,,Oder ist meine umwerfende Schönheit so atemberaubend, dass du Abstand davon brauchst, da du ihr einfach nicht standhält." Rief er arrogant aus und nun war es an mir empört zu gucken.
,,Bild dir ja nichts auf deine Sommersprossen ein, du hast da übrigens Dreck an der Wange." Patzte ich beleidigt und verschränkte meine Arme vor der Brust, während sein Grinsen immer größer wurde.
,,Sommersprossen habe ich zwar nicht erwähnt, aber schön, dass du sie als schön empfindest."
Kicherte er und ich sah ihn geschockt an. Einige Sekunden hielten wir einen herausfordernden Blickkontakt, ehe ich ihn grummelnd abbrach.
,,Du hast da immer noch Dreck."
Immer noch kichernd wischte er sich über die Wange, ,,Ach ja?" Nickend versuchte ich ihm keine Beachtung zu schenken und strich gespielt gelangweilt über meinen Rock, ,,Ist es jetzt weg?"
Neugierig drehte ich mich zu ihm um und begegnete direkt seinen amüsiert funkelnden Augen. Sofort sah ich weg und betrachtete konzentriert sein Gesicht, ehe ich den Kopf schüttelte. ,,Nein." Eigentlich wollte ich mich wieder abwenden, als er sich wieder über die Wange rieb und dabei komplett den Dreck verfehlte.
Bei dem Anblick musste ich leicht kichern und er dümmlich grinsen. Ohne groß darüber nachzudenken, lehnte ich mich vor und zog meinen linken Ärmel leicht über meine Hand, ehe ich ihm über seine Wange strich.
,,So", murmelte ich und rubbelte noch ein paar mal über die Stelle, ,,Jetzt sollte es-", doch weiter kam ich nicht, da ich seinen Atem an meinem Haar spürte. Erschrocken wurde mir bewusst, wie nah wir uns waren und ich erstarrte in meiner Bewegung. Eine angenehme Wärme breitete sich in meinen kalten Adern aus.
Für einige Sekunden sagte niemand etwas. Ich traute mich nicht einmal zu atmen, bis er tief einatmete, ,,Und?" Ich bekam nur ein verwirrtes ,,Hm?" heraus. Leicht lachte er und ich zuckte erschrocken zurück.
Überfordert wusste ich nicht wohin ich schauen sollte und sprang von der Mauer, ,,Ich glaube, ich sollte mal bei Annelise vorbeischauen, sie meinte, dass sie vielleicht Hilfe gebrauchen könnte." Seinen Blick ausweichend, fuhr ich über meinen Rock und nickte in Richtung Haus.
,,Man sieht sich." Dann war ich weg und traute mich nicht noch einmal umzusehen. Generell versteckte ich mich den restlichen Abend in der Küche bei Annelise, die mit dem Essen beschäftigt war, bis die Feier vorbei war.
Leise schlich ich mich durch die Nebengänge in mein Zimmer.
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After the Nightfall
VampireSie ist ein Vampir, doch was ist er? _____________ Vampire sind nicht unsterblich, dass hat Beas Mutter bewiesen, als sie vor ihren Augen von Vampirjägern ermordet wurde. Die Schuld wurde Bea zugeschoben und mit den Jahren blieb ihr nichts anderes...