Kapitel 17

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Stöhnend blinzelte ich und etwas fiel auf meinen Kopf. Verwirrt sah ich auf das Buch in meinem Schoß herunter und dann zu Ingrid, welche weiter weg stand und mich mit erhobenen Armen einfach nur anstarrte.

Ein Geräusch ertönte aus einer Ecke und mein Blick zuckte zur Tür. Deen starrte mich an. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und ich zuckte bei diesem Gesichtsausdruck zusammen, sodass gleich noch ein Buch auf meinen Kopf donnerte.

Ächzend rollte ich mich nach vorne und spürte, wie sich mein Rücken und meine Rippen langsam wieder richteten. Genervt knallte ich meine Stirn auf den Boden und blieb einfach so liegen. Über mir humpelte es und Ingrid begann wohl wieder aufzuräumen, als ich spürte, wie sich jemand neben mich hockte.

,,Das war", er beendete seinen Satz nicht und ich nickte. ,,Was auch immer ich getan habe." Murmelte ich und drehte mich leicht zu ihm. Er sah müde aus. Seine Augenringe begannen meinen Konkurrenz zu machen und seine Haare hatte er wohl seit Tagen nicht mehr gebürstet.

Lächelnd streckte ich meinen Arm aus und zog so einer Strähne. Erschrocken sah er zu mir herunter, als die rote Strähne langsam durch meine Finger glitt. Unsere Blicke verhakten sich, als etwas hinter mir rumpelte und mich zusammenzucken ließ. Räuspernd ließ ich seine Strähne fallen und rappelte mich hoch.

,,Ich sollte-", die Welt kippte und ich taumelte zur Seite, als ein Arm sich um meine Seite schlang und mich hielt. Keuchend fasste ich mir an meinen Kopf und meine Knie begannen zu wackeln.

Deen verstärkte seinen Griff und ich krallte mich in seinen Arm. Übelkeit überkam mich und ich beugte mich leicht nach vorne. Sanft strich er mir über meinen Rücken und ich vergrub meinen dröhnenden Kopf in seiner Armbeuge. Wimmernd zerquetschte ich seinen Arm unter meinen Finger, doch er ließ nicht locker.

,,Hier", hörte ich eine viel zu laute Frauenstimme, ,,leg sie dahin." Sofort krallte ich mich mehr an ihn ,,Nein", murmelte ich, doch meine Stimme war heiser geworden.

Deens griff wurde sehr fest, als er mich hochhob. Dann plötzlich setzte er sich und da ich an ihm dranhing, zog er mich mit. Rasch legte er seinen Arm um mich und hielt mich fest auf seinem Schoß, während ich meinen Kopf weiter an seinem Arm vergrub und versuchte Ruhe in diese schwankende Welt zu bringen.

Leise drangen Hintergrundgeräusche an mein Ohr, doch die Stille in meinem Kopf war viel zu laut, als dass ich alles richtig registrierte. Was ich jedoch merkte, war das Deens zu anfangs angespannter Körper, sich langsam unter mir entspannte und er dachte, meinen Kopf hielt.

Ich spürte, wie ich begann zu schwitzen und mir wurde eiskalt. Zitternd drückte ich mich näher an ihn und er schloss schnell beide Arme um mich. Eine Decke wurde über mich gelegt und ich seufzte bibbernd auf. Damit war jedoch das Ende noch nicht geschrieben.

Immer wieder überrollten mich Zitter Anfälle, mir wurde eiskalt, bis meine Haut plötzlich anfing zu kochen und ich unglaublich schwitze. Deen hielt mich die gesamte Zeit fest, sagte nichts, sondern hielt es einfach aus. Eine Träne rollte mir über meine Wange und ich schmiegte mich unbewusst mehr an ihn.

In diesem Moment war egal, dass er damals über mich gelacht hatte oder dass er mich manchmal ignorierte. Jetzt war er da und er war der einzige der noch da war. Jemand legte mir eine Hand an meine Stirn und ich realisierte erst dann, dass Deen nicht mehr unter mir lag.

Doch ich hörte ihn gleichmäßig ein und ausatmen, und zwar hinter mir. Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah im dunkel Ingrid, welche vor mir etwas in einem Topf rührte. Dann drehte sie, sich zu mir um und nickte mir leicht grimmig zu.

Ohne einen Kommentar schmierte sie mir die Paste ins Gesicht und ich war zu müde um etwas zu sagen. Also ließ ich es einfach geschehen. Hinter mir spürte ich wie Deens Atem sachte über meinen Hals strich und entspannte mich wieder.

Anders wurde es als ich wieder erwachte. Anscheinend war ich eingeschlafen, jetzt wurde ich allerdings von meinem eigenen zitternden Körper geweckt und rollte mich zusammen. Kälte kroch meine Zähen und Beine hinauf, sodass ich sie einfach nicht mehr spürte. Da tauchte auch schon jemand neben mir auf.

Es war Ingrid. Sie legte mir kurz ihre Hand auf die Stirn, nickte, stopfte mir etwas in den Mund und ließ mich schlucken, dann verschwand sie wieder. Die Gefühle in mir waren die Hölle. Mein Körper fühlte sich falsch an und ich wagte es nach einiger Zeit nicht mich zu bewegen, aus Angst aus Versehen aus meinem Körper zu rutschen.

Zwei Arme schlangen sich mit einem Mal um mich und ich wurde an jemanden dran gezogen. Ein warmer Atem strich über mein Ohr und jemand seufzte müde auf, während er mich dichter an sich zog.

Deen schien noch im Halbschlaf zu sein und da ich ihn nicht wecken wollte versuchte ich mich zu beruhigen. Langsam atmete ich leise ein und wieder aus und eine Wärme drang zu mir hindurch. Verwundert realisierte ich, dass Deens Berührungen nicht nur meinen Körper wärmten, sondern such etwas in mir drinnen. 

Immer mehr begann ich mich zu entspannen, bis ich komplett gegen seine Brust gelehnt dalag und meine Augen mir wieder flatternden zufielen. Erschöpft streckte ich mich und spürte, wie sich meine müden Muskeln dehnten.

Grummelnd öffnete ich leicht meine Augen und hob meinen Kopf. Unter mir lag jemand und hatte diesen Schlaf wohl genauso notwendig gehabt wie ich. Lächelnd sah ich auf einen friedlich schlafenden Deen hinunter und musste mich zurückhalten ihm nicht die langen roten Strähnen aus dem Gesicht zu streichen.

Hitze durchfuhr mich als mir seine Nähe auffiel und sein Arm, welcher locker um meine Hüfte geschlungen war. Überfordert versuchte ich irgendwie wegzudrücken, als er sich leicht drehte und mich dadurch noch mehr auf sich zog.

Neugierig betrachtete ich ihn. Seine braunen Augen passten perfekt zu seinen rötlichen Haaren, genauso wie seine leichten Sommersprossen. Dazu hatte er auch noch eine zugegeben sehr scharfe Kinnlinie, welche durch seinen Wischmopp von Haaren sanfter wirkte.

Jetzt konnte ich mich nicht mehr davon abhalten und nahm eine der Strähnen zwischen meine Finger. Fasziniert bewunderte ich sie und ließ sie leicht wieder nach oben springen. Das sorgte dafür, dass sich seine Nase kräuselte, er ausholte und ich erst zu spät bemerkte, was passierte.

Laut nieste er mir in mein Ohr und ich duckte mich und verzog mein Gesicht. ,,Aua", grummelte ich und spürte wie wich seine Arme um mich bewegten. Das hatte ihn wohl aufgeweckt. ,,Was?" Murmelte er und hob leicht seinen Kopf. Sachte wich ich von ihm zurück und setzte mich vorsichtig auf, als seine Arme von mir abfielen.

Ich trug immer noch die gleichen Sachen wie als mich Ingrid gegen die Wand geschleudert hatte. Seufzend rieb ich mir durch den Knoten von einem Haarbüschel auf meinem Kopf und zog genervt daran. Das würde Jahre dauern.

Hinter mir bewegte sich jemand. ,,Hey", murmelte er und ich verspannte mich leicht. ,,Wie fühlst du dich?" Seine Stimme war leise und warm, sodass ich nicht anders konnte, als mich wieder zu entspannen und mich zu ihm zudrehen.

Entschuldigend sah ich in sein Gesicht und wollte gerade den Mund aufmachen als seine Hand auf meinem Lund landete, ,,ich will keine Entschuldigung, sondern nur wissen wie es dir geht." Ernst sah er mich an und zog eine Augenbraue nach oben, was mich kurz aus der Bahn warf, ich am Ende jedoch ergeben nickte.

,,Die Kälte ist weg und es dreht sich nichts mehr." Nickend ließ er seinen Blick einmal an mir hinab und wieder hinauf gleiten. Wobei er an manchen Stellen langsam er wurde. Knallrot drehte ich demonstrativ meinen Kopf weg, als Ingrid den Raum betrat und ich mit gerunzelter Stirn ansah.

,,Wir müssen mehr üben."

After the NightfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt