Verwirrt sah ich mich um. Nichts. Kein Licht, aber irgendwie war es auch nicht dunkel. Unbeholfen trat ich nach vorne und ruderte mit meinen Armen. Es war wie als wäre ich von Wasser umgeben. Plötzlich schnürte meine Kehle zu.
Verzweifelt griff ich danach doch dort zwar nichts. Dann begann ich zu fallen. Tief und immer tiefer, bis ich aufkam.
Meine Arme und Beine waren schwer wie Blei. Nicht einmal meinen Mund konnte ich bewegen, als sich jemand über mich beugte.
Entsetzte riss ich meine Augen bei dem Anblick meiner Mutter auf, doch da hatte sie sich schon über mich gebeugt. ,,Mein Kind, glaube nicht, was sie sagen. Es liegt an dir, alleine an dir. Schiebe es nicht auf andere."
Meine Kehle schnürte sich wieder gefährlich zu, als eine zweite Person neben meiner Mutter auftauchte und sich zu mir herunterbeugte.
,,Hast du es wirklich verdient? Das Leben? Mehr als wir?" Lachend schüttelte Annelise ihren Kopf und stand auf.
Mein Mund öffnete sich und ich versuchte mich zu bewegen. Meinen Arm nach ihr auszustrecken. Sie aufzuhalten, doch sie war schon fort.
Tränen rannen mir über meine Wange und ich sah zu meiner Mutter. Kalt sah sie mich an und hob ihre Hand. ,,Deine Schuld", flüsterte sie und ließ den Dolch auf meine Brust niedersausen.
In dem Moment erfüllte wieder leben meinen Körper und ich schrie.
Dann wurde alles schwarz.
Ich fuhr hoch, immer noch schreiend. Schnell schlug ich meinen Mund zu und sah mich hektisch um, als ich jemanden an meinem Bett sitzen sah.
Verstört, starrte ich Deen an und dann auf seine Hand auf meinem Arm. Schnell zog er sie weg, wie als wäre ich mit einem Mal kochend heiß. Mein Herz pochte laut, das Blut durch meine Ohren und ich schwitze, während ich mir meine Haare aus dem nassen Gesicht wischte.
,,Was-?", fing ich überfordert an und wischte mir über meine nassen Wangen. Ein unbeholfene Schluchzer entwich mir und ich rückte weg von Deen. Mit dem Rücken stieß ich gegen die Wand und zog wimmernd meine Knie an meine Brust. Heftig ging mein Atem, während ich hektisch durch mein Zimmer sah. Es abscannte, doch außer Deen und mir schien niemand hier zu sein.
,,Was?", begann ich erneut und sah zu Deen. Er sah mich nicht an, sondern auf seine ineinander verschränkten Hände, welche auf meinem Bett ruhten.
,,Ich hab dich schreien gehört." Teilte er mir stumpf mit und klang wahrlich uninteressiert. Schluckend sah ich wieder von ihm weg, ,,Entschuldige", seufzte ich, ,,wollte dich nicht wecken."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er zusammenzuckte und sein Blick zu mir schoss. Verwundert huschte auch meiner zu ihm, als ich etwas Schimmerndes in seinen Augen sah. ,,Bist du betrunken?" Schoss es aus mir heraus und ich sah sofort entschuldigend wieder weg, ,,Sorry, ich-" stotterte ich, ,,also ich wollte nicht", vor lauter Überforderung begann ich zu hicksen.
,,Nein", seine Stimme war hart und ich zuckte zusammen. Seufzend fuhr er sich über sein Gesicht und ich wagte es ihn wieder anzusehen. ,,Der Tag war nur so lang", murrte er und ich nickte verstehend.
Stille kehrte ein und ich begann mich tatsächlich langsam zu beruhigen. Erschöpft sank ich zurück in mein Kissen. Deen sah zu mir und ich seufzte leise, als ich in seinen braunen Augen endlich ein anderes Gefühl als Abwesenheit sah.
Wir hielten den Blickkontakt lange und auch er schien langsam müde zu werden, doch das war nebensächlich. Müde lächelnd steckte ich meine Hand auf und berührte leicht seinen Arm. ,,Danke", flüsterte ich, während meine Augen mir endgültig zu fielen.
Der nächste Morgen kam viel zu schnell und ich hörte nur wie jemand meinen Namen rief, während ich mir irgendetwas zum Anziehen aus meiner Tasche nahm. Gähnend lief ich die Treppe in einer weiten schwarzen Hose und einem engen Gras grünen Oberteil mit langen Ärmeln die Treppe herunter.
Ein Geruch stieg mir in die Nase und vor freudig folgte ich ihm bis in die Küche. Erwartungsvoll sah ich hinein, entdeckte jedoch nur Ingrid am Herd stehen. Kein Deen. Es war als wäre er die Nacht nicht bei mir gewesen. Seufzend lief ich zum Tisch und zog einen der Stühle zurück, auf die ich mich dann fallen ließ.
Ingrid stellte mir kommentarlos eine Tasse vor die Nase und ich hob die Roboter mäßig zu meinem Mund. Erleichterung durchflutet mich und eine Behaglichkeit, als das Blut meine Lippen traf. Leicht lächelnd schluckte ich und stellte die leere Tasse wieder ab.
Vorfreudig sah ich Ingrid an, als ich jedoch ihren Blick sah, stöhnte ich genervt. ,,Meditieren?" Grinsend hob sie ihre Tasse, ,,meditieren!" Stimmte sie mir zu und ich sank auf meinem Stuhl zurück.
,,Wo ist eigentlich Deen?" Wollte ich mit gespielten Desinteresse wissen, sie jedoch lächelte wissend. ,,Er meinte, er hätte etwas vor." Schulterzuckend goss sie mir mehr Blut ein. ,,Muss wohl sehr wichtig sein." Nickend setzte ich die Tasse wieder an und dachte verwundert über sein Verhalten nach.
Es ging mich absolut nichts an, wo er sich die ganze Zeit rumtrieb. Das ganze nahm ihn wohl sehr mit und das war auch verständlich. Ich meine, er wurde einfach mit hier hingeschleppt, ohne gefragt worden zu sein.
Entschuldigend verzog ich mein Gesicht und meine Gedanken gingen zum Alptraum über. In allem steckte wohl etwas Wahrheit. Bevor ich darüber allerdings mehr nachdenken konnte, war Ingrid neben mir und wies abwartend auf den Nebenraum.
Seufzend erhob ich mich und ließ mich in dem Wohnzimmer auf einen der gemütlichen Teppiche fallen. Meditieren war eine mühselige Sache, wenn deine Gedanken einfach nicht anhalten wollten. Deshalb riet mir Ingrid, mich auf etwas Festes, stabiles zu konzentrieren.
Meine Gedanken schweiften jedoch immer wieder zu Deen ab, also ließ ich mich seufzend darauf ein. Mein Hinterm schlief ein und ich hatte immer noch nichts geschafft, war jedoch zu einer Erkenntnis gekommen. Es ließ mich einfach nicht los, was er hatte und wie er sich verändert hatte.
Wehmütig dachte ich an die Zeit, als ich ihn noch ohne Probleme aus dem Bücherei sehen konnte oder als ich ihn zum ersten Mal essen brachte. Leicht zogen sich meine Mundwinkel nach oben und ich sackte leicht in mich zusammen.
Immer wieder spielten sich die Momente vor meinem inneren Auge ab, als mir bewusst wurde, wie lange es her war, dass ich mit jemand anderem gelacht hatte als mit Annelise.
Trauer überkam mich und Wut, unglaubliche Wut. Etwas knallte, doch ich sah nur noch ihr Gesicht vor mir. Ihr sterbende Gesicht und hörte das Geräusch des Dolches, welcher in sie fuhr. Schweiß lief mir über die Stirn und nur nebenbei bemerkte ich wie ich mich erhob. Wärme durchfuhr mich und ich entspannte mich in ihr, geleitete von Wut und Trauer Gedanken.
Meine Arme breiteten sich neben mir aus und ich ließ einfach alles raus, als mich etwas traf und ich gegen die Wand prallte.
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After the Nightfall
VampireSie ist ein Vampir, doch was ist er? _____________ Vampire sind nicht unsterblich, dass hat Beas Mutter bewiesen, als sie vor ihren Augen von Vampirjägern ermordet wurde. Die Schuld wurde Bea zugeschoben und mit den Jahren blieb ihr nichts anderes...