Kapitel 7

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Schon vom weiten hörte ich die Musik und das Gelächter, obwohl wir noch relativ weit weg waren.

Der Markt fand in einem kleinen Dorf statt, doch es war das Nächste an uns dran und in der Umgebung. Viele andere sahen das genauso, was auch der Grund für den guten Besuch war. Am Rand des Dorfes befanden sich Koppeln, auf denen man seine Pferde für eine Besuch anbinden konnte. Jetzt mussten wir zu Fuß weiter und ich musste wohl oder übel das schmerzhafte ziehen in meinem Hintern ignorieren.

Deen schien damit kein Problem zu haben. Er schlenderte mit den Händen in seiner Hosentasche neben mir her und strich sich gelegentlich durch seine, vom reiten noch mehr verwuschelten, Haare.

,,Hab ich wieder Dreck im Gesicht?" Wandte er sich nach einiger Zeit Stille schmunzelnd an mich und ich sah schnell kopfschüttelnd nach vorne. ,,alles gut." Meine Stimme brach leicht und verwehte leise im Wind, weshalb ich mir nicht sicher war, ob er mich überhaupt gehört hatte, doch er sah mich noch eine ganze Weile mit schräg gelegten Kopf von der Seite an, also ließ ich eine Wiederholung lieber bleiben.

Die ersten Häuser schossen neben uns empor und Menschen standen sich unterhalten an Fenster und Türen. Es herrschte schon hier reges treiben und einige hatte ihre Stände aus Platzgründen schon hier aufgestellt.

Ohne es zu merken, wechselte ich in einen schlendernden Schritt und sah interessiert auf die Ware auf den Tischen. Um die Menschen nicht zu verschrecken hatte ich die Spitze meiner Zähne die meiste Zeit versteckt, weshalb der Verkäufer mir auch nur nett zunickte und sich weiter mit seinem Nachbarn unterhielt.

Er verkaufte Stoffe und da Annelise davon nichts aufgeschrieben hatte, schlenderte ich weiter. Deen war die gesamte Zeit neben mir und sagte kein Wort, bis wir auf den Hauptmarkt kamen. Dort herrschte organisiertes Chaos, was mich leicht lächeln ließ, mir aber auch eine Gänsehaut bescherte.

,,Ich muss etwas erledigen." Verwirrt wand ich mich an Deen, welcher plötzlich hinter mir stehen geblieben war. ,,Was denn?" Wollte ich neugierig wissen, doch er sah sich nur auf dem Markt um und tat so als hätte er mich nicht gehört. ,,Schön", murmelte ich und nickte, ,,wo treffen wir uns?" Lächelnd sah er zu mir herunter.

Da Menschen sich die ganze Zeit an mir vorbeipressten und mich herumschoben, stand ich nun sehr nahe an ihm. ,,Siehst du den Stand mit den Fässern dort drüben?"

Suchend drehte ich mich in die Richtung, in die er mit seinem Kopf deutete und nickte. Es sah wie ein Alkohol Stand aus und einige Leute taumelten an ihm vorbei in das Haus dahinter, wo ebenso viele taumelnde Leute herauskamen.

,,Dort warte ich auf dich, sobald ich fertig bin." Murmelte er hinter mir und seine Lippen strichen dabei mein Ohr. Sofort erstarrte ich und alles schien weiter wegzurücken. Locker hielt er mich an meinen Armen fest und schützte uns vor den anderen Menschen, welche fast permanent gegen uns rannten.

,,Und was ist-", flüsterte ich als ich meine Stimme wieder hatte, ,,wenn etwas passiert?"

Kurz lachte er und strich mir eine Strähne, welche aus meinem Dutt gefallen war, hinter mein Ohr, ,,ich bin mir sicher, du weißt genau, wie du diese hübschen Dolche einsetzen kannst."

Leicht nickte ich, ,,aber was ist mit-", doch da waren die Hände schon von meinen Armen verschwunden. Empört drehte ich mich mehrmals um meine eigene Achse und schüttelte seufzend den Kopf, als ich keinen roten Haarschopf erblickte.

Auf Annelises Zettel steht relativ weit oben das Wort Gewürze, also machte ich mich los zwischen den Leuten hindurch zum Gewürz stand.

Die Lady dort war sehr freundlich und unterhielt sich noch kurz mit mir bevor ich mich verabschiedete und zu einem Laden weiter schlenderte, welcher komische Flüssigkeiten in Gläsern verkaufte. Dem Verkäufer zeigte ich einfach nur meine Liste und er nickte verstehend, als er begann die Sachen herauszusuchen.

Jetzt besaß ich auch eine Tüte und schlenderte mit ihr weiter. Mein Blick wanderte durch die Menge und ich schwelgte in einer komischen Nostalgie, bis mein Blick etwas streifte, was mir merkwürdig bekannt vorkam.

Eine Frau stand etwas weiter weg an einem Stand und unterhielt dich angeregt mit dem Besitzer, dabei fuchtelte sie wild mit den Händen in der Gegend herum. Verwirrt ging ich ein wenig zur Seite, um die Frau von vorne sehen zu können.

Sie trug ein blaues Kleid, welches ihren kräftigen Kurven sehr schmeichelte und hatte ihre braunen Haare in einem Zopf zurückgebunden. Schließlich war ich so weit zur Seite gelaufen, sodass ich ihr Gesicht sehen konnte.

Erschrocken bleib ich stehen. Diese Frau, war die Verkäuferin von damals, wie lange hatte ich nach ihr gesucht? Immer wieder Ausschau gehalten, doch nichts gefunden?

Bilder von damals begannen sich in meinem Kopf auszubreiten und ich taumelte zurück. In dem Moment drehte sich die Frau und sah mich direkt an. Wie in Schockstarre konnte ich nichts anderes machen, als einfach nur zurückzustarren, bis jemand gegen mich lief.

Kurz taumelte ich zur Seite und als ich mich wieder gefasst hatte, war sie weg. Sie hatte mich erkannt.

Hektik erfasste mich und ich stolperte nach vorne in die Menge hinein. Ellenbogen trafen mich, doch ich spürte es kaum. In meinem Kopf wiederholte ich immer und immer wieder die Szene von damals. Wie sie uns nett einlud, wie sie uns Tee gab und wie sie mich schließlich festhielt, damit meine Mutter mich töten konnte.

Erstarrt blieb ich stehen. Nein, das hatte meine Mutter nicht getan. Heftig begann ich mit dem Kopf zu schütteln. Sie hat mich geliebt. Ich war ihre Tochter. Vampirjägern hatten uns gefunden, die Verkäuferin hatte uns betäubt und verraten. Meine Mutter hatte damit nichts zu tun.

Bebend fuhr ich mir über mein Gesicht, ehe ich mich entschlossen umsah. Ich musste diese Frau finden und zur Rede stellen. Im Slalom rannte ich durch die Menge bis vor den Stand, bei dem sie bis vor wenigen Sekunden noch stand, doch nichts. Der Verkäufer hatte sich anderen Leuten zugewandt und ich drehte mich hektisch um, ehe ich einfach erneut darauf loslief.

Ich fand sie nicht. Nirgends. Sie war wie vom Erdboden verschluckt und der Nachmittag zog sich immer mehr dahin. Zitternd kaufte ich die anderen Sachen von Annelise Liste, warf sie in meine Tasche und begann meine verzweifelte Suche von neuem.

Langsam dämmerte es und Lampen wurden an den Häusern angemacht, sodass der Markt in ein schummriges Licht getaucht wurde. ,,Das ist aber ein schöner Ring." Heftig zuckte ich zusammen und zog wie aus Reflex meine Hand von dem Stoff, den ich mir gerade gedankenverloren angesehen hatte.

Die Verkäuferin lächelte mich jedoch nur nett an und deutete auf den Ring meiner Mutter an meinem Finger. ,,Er sieht alt aus, ist es ein Erbstück?" Wollte sie wissen und ich ließ meinen Ärmel darüber fallen. ,,Nein, ich habe ihn aus einem Antiquitätengeschäft." Murmelte ich und drehte mich herum.

Die Menschen waren viel zu neugierig, was man ihnen hinsichtlich ihres kurzen Lebens zwar nicht verdenken konnte, es auf sauer jedoch lästig wurde.

Schnell lief ich weiter und sah auf die Liste. Ich hatte alles gefunden und musste jetzt nur noch Deen finden. Im schlender Schritt lief ich zu dem Laden, den man von weitem schon sehen konnte, wegen der Menschentraube und den vielen Fässern, welche sich dort auftürmten.

Neugierig lief ich an den Menschen vorbei zu den Fässern. Deen war noch nicht hier. Seufzend lehnte ich mich im Schatten des Lichts gegen die Fässer wand, dann musste ich wohl warten.

After the NightfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt