Kapitel 12

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Zitternd schloss ich ihre Augen und jemand hockte sich neben mich. ,,Komm", Deens Stimme klang rau, ,,Wir nehmen sie mit."
Wimmernd nickte und ich schlang meine Arme um sie. Langsam wippte ich vor und zurück. Tränen rannen über meine Wange und ich krallte mich verzweifelt in Annelises Kleidung fest.

Dann nahm ich einen Geruch war und löste mich erschrocken von ihr. Mein Blick glitt zu dem Dolch und ich zog ihn heraus. Dunkel tropfte etwas von seiner Spitze und ich hielt ihn dichter an meine Nase.
,,Knoblauch", presste ich hervor und verzog mein Gesicht.

Hexen benutzten das oft gegen uns und verrieten diese Schwachstelle auch den Menschen. Zumindestens streuten sie das Gerücht. Leider war es wahr.

Auch Deen verzog neben mir das Gesicht und ich ließ den Dolch wieder sinken. ,,Der war für mich bestimmt." Murmelte ich und Tränen traten mir wieder in die Augen. Hastig wischte ich sie weg, ,,Wo sind die Pferde?" Deen wies in den Wald. ,,Dort drüben haben wir sie stehen lassen."

Während ich aufstand griff er Annelsie unter die Arme und Beine und hob sie hoch. Ohne einen weiteren Blick zurück marschierten wir los zu den Pferden.
Erschöpfung überkam mich und ich stolperte einige Male über Wurzeln während wir die Tiere suchten, doch ich musste mich zusammenreißen. Immer wieder passierten die letzten Minuten in meinem Kopf, als Annelise mich herunriss und der Dolch sie traf.

Hektisch schüttelt ich den Kopf und sah auf meine Hände. Sie waren verklebt und ließen sich schlecht bewegen. Übelkeit stieg in mir hoch doch ich schluckte alles herunter und lauschte auf Geräusche die nach Pferden klangen.

Wir fanden die beiden etwas weiter weg in der Nähe vom Weg und führten sie darauf zurück. Wobei ich die Pferde führte und Deen immer noch Annelise trug.

Er legte sie über dem Sattel ihres Pferdes, woraufhin ich mein Gesicht verzog, jedoch keine Einwände erhob, da mir auch keine elegantere Variante einfiel.

Deen hielt die Zügel und sah mich auffordernd an. Ächzend zog ich mich auf sein Tier hoch und sackte dort in mich zusammen.
Mein Körper fühlte sich taub an und ich wagte keinen Blick zur Seite, da drückte er mir auch schon die Zügle in die Hand, nachdem er Annelise halbwegs fest gemacht hatte.

Mit einer eleganten Bewegung schwang er sich hinter mir auf das Pferd und seine Arme glitten an mir vorbei zu den Zügeln. Meine Aufgabe war es Annelises Pferd festzuhalten während er unser Pferd führte.

Wie ritten langsam an und wurden auch nicht schneller. Die Müdigkeit überollte mich immer wieder sodass ich mehr und mehr zurücksank.
Mein Rücken lag mittlerweile gegen seine Brust, doch er hatte keine Einwände. Es fühlte sich so an, als würde er mich nur noch mehr gegen sich drücken.

Sein Geruch lullte mich ein und meine Augen fielen mir zu, während Tränen sich aus meinen Augenwinkel stahlen.

Geräusche ertönten um mich herum und ich öffnete verwirrt meine verklebten Augen. Es war noch immer Nacht und ich saß noch immer auf einem Pferd.
Eine Wärme umgab mich und ich spürte wie sich hinter mir etwas bewegte. Eine raue Stimme erklang an meinem Ohr und ich blinzelte.

Wir standen in einem Hinterhof und Deen schien mit jemandem zu reden. ,,Wir können also bleiben?" Wollte er wissen und eine Stimme, welche mir merkwürdig bekannt vorkam, antwortete mit einem ,,Ja".

,,Was?" Flüsterte ich und richtete mich mehr auf. Als erstes sah ich das andere Pferd, doch Annelise lag nicht mehr darauf, jemand nahm sie gerade herunter. Eine Frau. Sie stand mit dem Rücken zu uns und war anscheinend auch diejenige welche mit Deen geredet hatte.

,,Wir sind da", sprach Deen sehr dicht an meinen Ohr. ,,Woher wusstest du wo wir hin wollen?" Meine Stimme brach oft und meine Augen waren komplett auf Annelise fokussiert.

,,Sie hat es mir gesagt, als wir gegen die Frau gekämpft haben." Schluckend nickte ich langsam. ,,Na komm", flüsterte er und sprang hinter mir von dem Pferd.
Unbeholfen tat ich es ihm nach und stand mit wackeligen Beinen vor ihm.

Die Frau war gerade durch eine Tür gelaufen und ich lief ihr ohne einen Blick zu Deen zu werfen eilig hinterher.
Hinter mir hörte ich wie Deen mir folgte und wie liefen durch eine Hintertür in ein Haus.

Verwirrt sah ich mir den Flur an und folgte den Geräuschen. Am Ende vom Flur lag eine größere Tür und als ich durch sie hindurch lief, wurde mir klar warum mir das hier so bekannt vor kam.

Ich stand in dem gleichen Laden in dem meine Mutter vor meinen Augen starb.
Erstarrt blieb ich stehen. Übelkeit stieg in mir auf und ich taumelte aus der offenen Tür zurück.
Mein Blick heftete sich auf den Boden, auf die Stelle wo sie gelegen hatte und meine Knie gaben nach.

Mein Körper zitterte und mir wurde eiskalt und wieder kochend heiß. Keuchend rang ich nach Luft, als mir jemand die Hand auf die Schulter legte. ,,Bea-", doch weiter kam er nicht, denn ich bückte mich nach vorne und übergab mich.

Ruhig griff er nach meinen Haaren und hielt sie zurück. Er sagte nichts und tat nichts anderes und dafür hatte er etwas gut bei mir.
Keuchend wischte ich mir über den Mund, als ich hörte wie jemand näher kam.

Hastig wich ich zurück, bis ich gegen Deen stieß, welcher hinter mir hockte. ,,Bea, was ist den los?" Rief er und Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. In dem Moment trat jemand in den Türrahmen und ich hob zitternd meinen Finger. ,,Sie", krächzte ich, meine Sicht verschwamm, ,,Verraten", spuckte ich aus und vor meinem inneren Augen sah ich meine Mutter, ,,Mam", flüsterte ich und riss die Augen auf.

Die Frau sagte nichts, sie sah mich einfach nur an und in mir kochte es hoch. Ich bekam keine Luft. Es war alles zu fiel. Im Wechsel sah ich meine Mutter oder Annelise vor mir liegen. Ich riss meine Hände hoch und haute gegen meine Rippe, doch es wollte einfach keine Luft in meine Lunge kommen.

Ächzend krallte ich mich, halt suchend in etwas weiches, was sich anfühlte wie ein Arm, doch es war wie egal. Plötzlich kniete die Frau vor mir und ich öffnete meinen Mund um zu schreien, es kam jedoch etwas völlig anderes heraus. Ein Flüstern. Leise und gebrechlich verließ es meinen Mund und mein Finger, welcher auf sie zeigte erbebbte genau wie mein restlicher Körper.

Dann brach es wie eine Welle aus mir heraus und schlug gegen die Frau vor mir. Sie flog zurück in den Raum hinter der Tür und ich hörte wie sie dumpf auf den Boden knallte.
Erschöpfung schlug über mir ein und ich kippte nach hinten.

After the NightfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt