Angst durchflutete mich und ich begann noch mehr zu zittern, sodass ich nicht nur meine Hände zu Fäuste ballte, sondern auch meine Zähne fest zusammenbiss. Der Mann war mittlerweile aus dem Verkaufsraum zurück und sah sich erneut im Wohnzimmer um, bis er langsam und sehr vorsichtig die Treppe nach oben nahm.
Um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, lief ich, während er die Treppe bestieg, zur anderen Seite des Wohnzimmers und starrte ihm hinterher. Ich musste irgendetwas machen. Entweder ich rannte raus, doch dann erfuhr ich nicht was er hier suchte und ob er es fand oder ich überwältigte ihn. Kopfschüttelnd verzog ich mein Gesicht. Das überstieg definitiv meine Fähigkeiten, da mir auch keinerlei Waffen zur Verfügung standen.
Allerdings könnte ich ihn hier einsperren, bis Deen und Ingrid wieder da waren, doch er konnte dennoch durch eines der Fenster springen. Fieberhaft dachte ich weiter nach, bei jeder meiner Ideen fand ich allerdings etwas, was nicht passte oder schiefgehen konnte.
Schließlich kam der Mann von oben wieder und er sah wütend aus, richtig wütend. Rasend vor Wut stapfte er nun laut durch das Wohnzimmer und begann gegen das Regal zu schlagen. Erschrocken wich ich zurück und sah ihm mit weit aufgerissenen Augen hilflos dabei zu, wie er sämtliche Bücher aus dem Regal riss.
Doch das war noch nicht genug. Schnaubend lief er zum Sofa und zerriss Kissen, zertrat den Tisch und entdeckte dann den Schrank mit den Fläschchen. Böse grinsend lief er gefährlich langsam darauf zu und riss ihn auf. Nacheinander zog er jedes Fläschchen einzeln dort heraus, las das Etticket, zuckte gleichgültig mit den Schultern und warf es gegen die nächst beste Wand.
Dieser war seines Erachtens genau die, an der ich stand. Ohne ein Geräusch von mir zugeben sank ich an der Wand herab und krümmte mich zusammen, darauf bedachte ihn nicht aus den Augen zu lassen. Glas traf mich und bohrte sich in meine Haut, doch das war meine Versicherung dafür, dass er nicht in diese Richtung kam. Die Scherben würden ihm zeigen, dass hier niemand sein konnte und er würde ihretwegen auch nicht hier hinkommen.
Schließlich war er beim letzten Regalbrett angekommen, als ein Quietschen ertönte und jemand die Hintertür öffnete. Gelassen ließ er von dem Regal ab, sah nickend durch den Raum und lief leise zum Verkaufsraum. Kurz darauf hörte ich wie diese Tür sich öffnete er und er verschwand.
Zitternd wartete ich, dass jemand hier hereinkam. Die Erschöpfung könnte mich auch in falscher Sicherheit wiegen und es waren andere Leute, welche auch etwas suchend. Doch als eine kleine alte Frau den Raum betrat und geschockt stehen blieb, ließ ich wimmernd die Illusion um mich fallen.
Sofort zuckte ihr Blick zu mir und sie schrie kurz, wegen meinem plötzlichen auftreten, auf. Hinter hier betrat ein roter wuschel Kopf den Raum, als sie auch schon zu mir rannte. ,,Oh Gott, Bea!" Rief sie und kniete sich zu mir, ,,Was ist passiert?"
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Deen sich im Raum umsah und etwas in seiner Miene löste in mir ein komisches Gefühl aus. Doch sein Ausdruck war schnell wieder verschwunden und er trat auf mich zu. ,,Da war ein Mann. Er hat irgendetwas gesucht und nicht gefunden. Es tut mir so leid." Ratterte ich herunter und starrte mit aufgerissenen Augen vor mich in den Raum, als mir die Verwüstung richtig bewusst wurde.
,,Ich konnte nichts machen." Flüsterte ich und bemerkte nur leicht wie Ingrid begann die Scherben von mir zu sammeln und irgendetwas vor sich hinmurmelte. Kopfschüttelnd sah sie mich an, ,,Er hat dich gesucht."
Bei den Worten zuckte ich zusammen, auch wenn ich das selbst schon halb festgestellt hatte. Nickend sah ich ohne großen Fokus nach vorne, ,,du hast verhindert, dass er dich findet, etwas Besseres als verstecken hättest du nicht tun können." Zweifelnd sah ich sie an, doch sie war schon aufgestanden.
Wütend sah sie durch den Raum und streckte ihre Arme aus. Wie auf Kommando begannen sich sämtliche Dinge im Raum zu bewegen, zusammenzusetzen und wieder zurück an ihren Platz zu schweben. Langsam begann auch ich mich, mithilfe der Wand, zu erheben und sah zu Deen.
Sein Blick lag schon längst auf mir und ich lehnte mich halt suchend gegen die Wand. In seinem Blick loderte es, doch als er merkte, dass ich ihn ansah, schob sich etwas vor dieses lodernde Feuer. Er wirkte gespalten, wie als würde er sich innerlich mit etwas streiten und nicht wissen, wie er äußerlich damit umgehen sollte.
Fragend zog ich eine Augenbraue nach oben, doch er schüttelte den Kopf und trat auf mich zu. Aus Reflex wich ich einen zurück, denn ich hatte immer noch diese zwei Möglichkeiten in mir. Erneut veränderte sich etwas in seinen Blick, das Feuer wurde stärker, doch auch Traurigkeit trat in seinen Blick und floss über seine Miene.
Rasch ballte ich meine Hände zu Fäusten und sah ihm so fest ich konnte entgegen. ,,du kennst den Mann." Im Hintergrund fiel etwas scheppernd zu Boden, doch ich ließ ihn nicht aus den Augen, ,,Damals in der Schenke, als ich dich gesucht habe, saßt du mit diesen Typen an einem Tisch." Sein Blick wurde hart und undurchdringlich.
Sofort wich ich zurück, ,,Was hat das zu bedeuten?" flüsterte ich leise und sah aus dem Augenwinkel wie Ingrid auf uns zutrat. In der Luft baute sich eine unglaubliche Anspannung auf, welche mich die Luft anhalten ließ, bis sich Deen plötzlich seufzend durch die Haare fuhr. Er wand seinen Blick von mir ab und sah fast verlegen auf den Boden. ,,Eigentlich sollte es eine Überraschung sein."
Mein Herz setzte einen Schlag aus, nur um gleich danach doppelt so schnell weiterzuschlagen. Mit großen Augen sah ich ihn an und versuchte seinen Blick aufzufangen. ,,Was-?", begann ich, doch er stieß sich von der Wand ab und griff in seine große Hosentasche.
Trocken lachte er auf und schüttelte den Kopf, ,,Dieser Idiot hat wirklich gedacht, ich würde es einfach irgendwo herumliegen lassen." Noch verwirrter zog sich meine Stirn kraus, während ich ihn dabei beobachtete, wie er etwa herauszog, sich jedoch gleich von mir wegdrehte und mich nichts, wegen seines fetten Rückens, sehen ließ.
Ungeduldig sah ich ihn an und versuchte einen Blick auf das in seiner Hand zu erhaschen, doch er schüttelte den Kopf, ,,Nicht Linsen", murmelte er und ich ließ mich seufzend wieder gegen die Wand sinken. Kurz zuckte mein Blick zu Ingrid, welche grinsend den Kopf schüttelte und sich wieder wegdrehte.
Jegliche Anspannung war aus der Luft gewichen, nur meine Unruhe und der allgemeine Schock lag noch im Raum. ,,So", hörte ich ihn schließlich murmeln und drehte mich zu ihm um. Auch er hatte sich wieder zu mir gedreht und sah mich verschmitzt grinsend an, während in seinen Augen leichte Unsicherheit aufblitze. ,,Was-?", begann ich erneut, sah jedoch im selben Moment auf seine Hände herunter und trat mit angehaltenem Atem näher.
In seiner ausgestreckten Hand lag ein silbernes glänzendes Rohr und darunter mehrere Stäbe. Verwirrt sah ich kurz zu ihm hoch, nur um gleich wieder auf seine Hand zu sehen. Leicht lachte er auf und nahm das Rohr in die eine Hand. ,,Weißt du noch als wir auf den Steinen vor der Geburtstagsfeier deiner Geschwister saßen?" Leicht nickte ich, damit er schnell weiterredete. Wieder lachte er, ,,du hast damals, meine romantischen Ansichten auf Sterne zerstört. Das war echt gemein." Jetzt lachte auch ich auf. ,,Ich weiß nicht, was an kalten Steinen romantisch sein soll." Wiederholte ich mit einem schelmischen Grinsen meine Worte von damals und sah herausfordernd zu ihm hoch.
Rau lachend hielt er meinen Blick fest und schüttelte grinsend den Kopf. ,,Es hat mich wütender gemacht als du glaubst und mich mehr Tage als ich zugeben will beschäftigt." Gab er leiser zu und mir wurde ganz warm. Verlegen sah ich auf den Boden und genoss das hibbelige Gefühl, welches sich mit der Wärme in mir ausbreitete.
,,Also hab ich beschlossen dich vom Gegenteil zu überzeugen!" Rief er motiviert aus und ich sah verwirrt wieder zu ihm hoch. Grinsend und mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen sah er auf mich herunter. ,,Lust, mit mir Sterne anzuschauen?"
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After the Nightfall
VampireSie ist ein Vampir, doch was ist er? _____________ Vampire sind nicht unsterblich, dass hat Beas Mutter bewiesen, als sie vor ihren Augen von Vampirjägern ermordet wurde. Die Schuld wurde Bea zugeschoben und mit den Jahren blieb ihr nichts anderes...