Epilog

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Dancing after Death (Stripped) - Matt Maeson

Mit einem ächzend klappte ich die Treppe von der Decke und wischte den Staub herunter. Vorsichtig stellte ich meinen Fuß auf die erste Stufe und als diese von einem quietschen begleitet standhielt, wagte ich mich weiter vor, bis zu der kleinen Luke im Dach.

Einhändig verschob ich den Regler und stieß mit aller Kraft gegen das Glas, als dieses nachgab und nach außen aufschwang. Kurz schloss ich bei dem angenehm kühlen Luftzug die Augen und trat dann die letzten Treppenstufen nach oben, auf das Dach von Ingrids Haus.

Mein Herz pochte immer noch beim Anblick der Höhe, doch ich hatte ein Ziel, weshalb ich mich auch nicht groß mit der Aussicht aushielt, sondern das Dach entlang lief bis zur Kante zum Nachbarhaus. Kurz sah ich in den Abgrund, ließ mir jedoch nichts anmerken und nahm Anlauf.

Sicher landete ich auf der anderen Seite und sah mich um. Es sah noch genauso aus wie damals und mit zu Fäusten geballten Händen versuchte ich die hochkommenden Erinnerungen zu unterdrücken. Es gelang mir nicht wirklich und ich wand mich seufzend der noch stehenden Mauer zu. Langsam begann ich mich daran, hochzuhieven, bis ich oben war und mich auf die Mauer setzte.

Vor mir erstreckte sich das Dorf und ein atemberaubender Sonnenuntergang, doch dafür war ich nicht hier. Erschöpft schloss ich die Augen und spürte die Wärme der letzten Sonnenstrahlen des Tages auf meiner Haut, ehe sie hinter dem Horizont verschwand.

Gemächlich legte die Nacht sich über das Dorf und der Mond nahm seinen Platz am Himmel ein. Wie er es sagte, kamen die Sterne heraus und es begann mehr und mehr zu dämmern. Müde lehnte ich mich zurück und betrachtete das Schauspiel.

Leise begann sich eine Melodie in meinem Ohr abzuspielen und ich stand langsam auf. Lächelnd breitete ich meine Arme aus und schloss die Augen. Langsam begann ich mich zu bewegen, wie er es mir zeigte und summte die Melodie, die er so mochte.

Kalt spürte ich das Metall auf meiner Brust und mein Herz pochte, während mein Kleid um meine Knöchel schwebte. Summend legte ich meinen Kopf in den Nacken und zog meine Nase hoch. Meine Bewegungen wurden immer langsamer, bis ich schließlich komplett stehen blieb. Leicht verbeugte ich mich in Richtung meines Tanzpartners und sah zu den Sternen.

Vorsichtig zog ich den Anhänger von meiner Kette hervor und klappte das kleine Fernrohr aus. Mit pochendem Herzen legte ich es an mein Auge und sah hinauf zu den Sternen. Sofort fiel mir einer auf, der heller leuchtete als die anderen. Sachte fokussierte ich auf ihn und betrachtete ihn.

Vor meinem inneren Auge tauchte er auf. Seine Sommersprossen, seine Lache, sein Lächeln und es war, wie als würde er vor mir stehen. Doch das würde er nie mehr. Seine roten Haare wie immer zerzaust und seine Grübchen tief, sowie sein verschmitztes Lächeln breit. Lachend schüttelte ich den Kopf und nahm das Fernglas von meinem Auge, als alles verschwamm.

Vorsichtig setze ich mich wieder auf die Mauer und ließ meine Beine herunterbaumeln. Die Kette hing sicher um meinen Hals, während ich nervös mit meinen Händen spielte.

,,Morgen fahren wir", flüsterte ich heiser und sah nach oben. ,,Ingrid will mich weiter ausbilden, doch nicht hier." Humorlos lachte ich leise auf und rieb meine Hände über mein Kleid. ,,Ich", begann ich und setzte stockend wieder ab, ,,Ich", schluckend sah ich auf meine Hände, ,,Ich habe alles versucht, doch-", keuchend hielt ich inne und fasste an meine Brust.

Schmerz zuckte durch mich hindurch und fuhr durch meinen gesamten Körper. Ächzend krümmte ich mich zusammen und schluchzte laut auf, ,,Ich kann es nicht." Meine Stimme war heiser und ich wischte mir rasch über meine Augen. ,,Ich kann es nicht, verstehst du?" Entschuldigend sah ich zu den Sternen und schüttelte den Kopf, ,,Ich kann dich einfach nicht hassen."

Meine Ärmel waren mittlerweile nass und ich behielt sie einfach in meinem Schoß, anstatt erneut über meine Augen zu wischen, ,,Es ist noch nicht vorbei", murmelte ich, ,,sie wollen immer noch meinen Tod." Nickend sah ich auf meinen Schoß, ,,und weißt du was?" Entschlossen sah ich hoch, ,,ich werde ihnen zuvorkommen."

Ein trauriges Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, ,,du wirst da sein, oder?" Ein Schluchzer entwich mir, ,,Du wirst immer da sein, oder?" Schluchzend drückte ich mir meinen Arm auf meine Augen und versuchte meine Geräusche zu dämmen. ,,Ich übe auch das Tanzen", heftig begann ich zu nicken und nahm meinen Arm von meinen Augen, um wieder zu den Sternen zu sehen, ,,ich übe und dann", schluchzend griff ich nach meiner Kette, ,,dann tanzen wir zusammen in der Dämmerung."

After the NightfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt