In der Klinik werde ich wieder geweckt.
Mein Zustand schwebt mehr im Abwesenheitsmodus als irgendwo anders und das einzigste was mich interessiert, ist Florians Hand in meiner.Die gynekologische Untersuchung bekomme ich dadurch auch nicht richtig mit, was mir mehr als recht ist.
Erst als es im Behandlungsraum darum geht, das ich eine Nacht hier bleiben soll und Florian aber nicht da bleiben darf, erwacht mein Körper wieder zum Leben und ich protestiere Lauthals.
Der Arzt versucht mich mit Mühe und Not davon zu überzeugen und auch Flo gibt sein Bestes, jedoch bleibe ich Stur und will mit Flo nach Hause.
Phil, der eigentlich vor der Türe steht, schleicht sich in den Raum und klinkt sich irgendwann in das Gespräch ein:
"Leute, das hat doch so keinen Wert. Lina will nicht hier bleiben und sie braucht Florian jetzt! Wenn Flo nichts dagegen hat, bleib ich die nächsten 24 Stunden in seiner Wohnung und bin dann sofort anwesend wenn irgendetwas sein sollte"
Ich war Phil noch nie so dankbar, wie in diesem Moment!
Zu meinem Glück stimmt der Arzt zu und auch Florian scheint es ziemlich Recht zu sein, mich mitnehmen zu dürfen.
Ich werde noch über meine hübsche Zerstörung zwischen den Beinen aufmerksam gemacht und bekomme irgendeine Salbe und ausreichend Schmerzmittel aufgequatscht.
Bisher hält Olis Medikamentation noch an, worüber ich mehr als froh bin.
Flo bekommt ein paar Salben und die Schmerzmittel in die Hand gedrückt und Phil opfert sich, mich zum Auto zu tragen.Ich kauere auf dem Beifahrersitz mit meinem Kopf gegen die Scheibe gelehnt und meine Arme um mich geschlungen.
Phils Blicke huschen immer mal wieder zu mir rüber und ich vermute, das auch Florian mich beobachtet.Innerlich fühle ich mich gerade leer, keine Ahnung ob es noch einen funken Gefühl in mir gibt.
Das einzigste das mich beschäftigt ist der Gedanke, das ich die Erinnerungen an Marvins Berührungen gerne von mir abwaschen würde.
Mich würgt es schon fast wenn ich mir vorstelle, das ein kleines Hautschüppchen oder ein Teil seines Geruchs an meinem Körper haftet.
Am liebsten würde ich mir die Haut abziehen lassen um eine neue, nicht durch Marvin verschmutzte, Haut nachwachsen zu lassen.Aber Lina.. du bist selbst schuld!
Du hast dich darauf eingelassen und desshalb ist das auch passiert!
Wie dumm kann man sein?"Lina?"
Hoffentlich sucht er mich nicht!
"Lina hey?"
Der findet mich doch bestimmt... Der Arbeitet bei der Polizei.
"Liiiina!" eine Hand streicht über mein Gesicht und ich weiche automatisch zurück.
"Ich bins nur, Phil! Wir sind da! Ich hole dich jetzt raus" er wartet noch kurz auf meine Bestätigung, wahrscheinlich um mich nicht noch mehr zu erschrecken.
Nachdem ich mit einem Nicken meine Zustimmung gegeben habe, schleppt mich dieser Arme Mann die Treppen zu Florians Wohnung nach oben.
Florian schließt die Wohnung auf und Phil bringt mich zum Sofa und lässt mich darauf ab.
Ich winkel meine Knie an, schlinge meine Arme drumrum und lege meinen Kopf darauf ab, um vor mich hin zu starren.
Während Florian wie ein Verrückter durch die Wohnung wuselt, sitzt Phil mir gegenüber und beobachtet mich streng.Duschen... oder nicht...
Duschen? Duschen? Duschen?
Duschen!Ich mach mich auf den Weg ins Bad und schließe die Türe ab um mich kurz darauf stundenlang unter die Dusche zu stellen.
"Lina? Mach bitte die Türe auf! Komm schon!" Florian klopft seit 5 Minuten an der Badezimmertüre.
"Lina? Ist alles okay bei dir?" Phil ist auch mit am Start.Nein, gar nichts ist okay!
Ich versuche qualhaft mit meinen Fingernägeln meine Haut abzukratzen, damit ich die Berührungen nicht mehr spüren kann, die sich immer noch so präsent meinen Körper rauf und runter zu schieben scheinen.
Meine Stirn presst sich mittlerweile mit aller Gewalt gegen die Fliesen und ich muss mich beherrschen, meinen Kopf nicht mit voller Wucht gegen die Wand zu hauen um meine Gedanken an Marvin zu verdrängen.
Meine Hände gleiten über meine Schultern an den Rücken und meine Finger bohren sich ziemlich schmerzvoll in meine Haut.
Sobald sich auch noch Jessy in meine Gedanken schiebt, die in irgendeiner Weise in dieses schmutzige Spiel involviert ist, schnaube ich vor Wut und die Tränen laufen über, um sich mit dem Wasser der Dusche zu vermischen.
"LINA! MACH BITTE DIE TÜRE AUF!" Florians Stimme klingt nach Verzweiflung und Panik.Der Schmerz in meiner Brust breitet sich aus und das Seil um meinen Hals scheint mir langsam die komplette Luft abzuschnüren.
Qualvoll versuche ich genug Luft in meine Lungen zu bekommen, jedoch kommt weniger als halb so viel bei mir an.
Meine Atmung beschleunigt sich.
Mein Puls dröhnt in meinem Ohren.
Alles rauscht.
Ein Schleier legt sich vor meine Augen und alles scheint zu verblassen.
Ein lautes Krachen hallt durch den Raum und bevor mein Körper in der Duschwanne aufschlägt, greifen zwei Arme nach meinem Körper und verhindern den Aufprall.
Die Stimmen dringen nur gedämpft in meine Ohren und ich glaube jeden Moment zu ersticken.
Ich weis nicht mehr wo ich bin und wer mich in den Armen hält.
Irgendetwas warmes wird über mich gelegt, bevor ich meine Augen schließe und hoffe, für immer zu schlafen.◇◇◇◇◇◇◇◇
Langsam komme ich wieder zu mir und viel zu schnell realisiere ich hinter mir einen Körper, dessen dazugehörige Arme um meinen Körper geschlungen sind.
Ich versteife mich durch und durch und bekomme schon die ersten Beklemmungen.
Anstatt mich zu wehren, fange ich an zu weinen und mit ersticken Tränenstimme entweicht mir nonstopp ein wimmerndes "Nein!"
Hinter mir regt sich was und mein Herz beginnt im Dreieck zu springen.
"Lina?"
"Bitte... es tut mir leid das ich abgehauen bin.... mach es nicht wieder...Ich.." mit wenig Hoffnung versuche ich gleich die Situation zu entschärfen.
"Lina, ich bins! Flo!" die Arme entfernen sich von meinem Körper und ich werde auf den Rücken gedreht.
"Hast du gehört? Ich bin es!" durch den Schein der Nachttischlampe erkenne ich Florian und drücke auch gleich mein Gesicht an seine Brust.
Er drückt meinen Kopf sanft gegen sich und flüstert mir zu, das ich keine Angst haben muss.
"Ich hab so starke Schmerzen! Überall! Ich will dass das aufhört!" meine Stimme schwingt zwischen laut und leise, zwischen zittrig und bestimmt.
Mein kompletter Körper schmerzt, jedoch übertönt EIN Schmerz alles andere und ich weiß momentan nicht, ob er jemals wieder enden wird.
Niemand kann ihn sehen. Niemand kann ihn nachvollziehen oder überhaupt erkennen.
Seelischer Schmerz."Warte kurz, ich hole Phil!" Florian kämpft sich aus dem Bett und ich rolle mich zu einer kleinen zitternden Kugel zusammen.
Es dauert auch gar nicht lange bis Florian mit Phil ins Zimmer kommt.
"Hey Lina. Flo sagt, du hast Schmerzen?" er streicht mir über die Haare und wartet auf eine Antwort.
Mehr als ein geflüstertes "ja" bekomme ich nicht durch meine Lippen gepresst.
"Kannst du mir ungefähr sagen wie stark die Schmerzen sind?"
"10" murmel ich vor mich hin und hoffe das Phil mich jetzt einfach komplett wegballert.
"Pass auf, ich spritzt dir was in den Zugang. Den hast du zum Glück noch immer dran. Dann müsste es schnell besser werden, okay?!" Phil läuft nochmal aus dem Zimmer um meine Erlösung zu holen.
Florian legt sich mittlerweile vor mich ins Bett, zieht mich auf seine Brust und schlingt seine Arme um mich.
Obwohl ich geschlafen habe, fühle ich mich wie überfahren und bin total kaputt.
Phil kommt zurück, nimmt sanft meine Hand und und spritzt mir etwas gegen die Schmerzen.
Ich liege wie eine geschmolzene Wachsfigur auf Florian und als die Wirkung des Schmerzmittels endlich einsetzt, drifte ich auch wieder ab und hülle mich in tiefe Dunkelheit.
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Wrong Way (ASDS)
FanfictionASDS - Fanfiction Die 18 Jährige Lina Wehr wird von zuhause rausgeschmissen und nimmt sich vor, bei ihrem Bruder Florian Wehr in Köln unterzukommen. Dank einer Freundin trifft sie leider eine folgenschwere Entscheidung. Kann Flo ihr helfen und komm...