Klaus-Bärbel

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Anscheinend muss ich eingeschlafen sein, denn als ich aufwache liegt eine Decke über mir und es hängt ein leckerer Duft im Raum.
Ich spickle gähnend über den Rand des Sofas und sehe Flo, wie er am Herd steht und irgendwas kocht.
"Was machst du da?"
Flo erschrickt und hält sich beim umdrehen sein Herz:
"Erschreck mich doch nicht so! Ich koche uns was.... wir sollten ab und zu auch mal Nahrung zu uns nehmen!"
"Was gibt es leckeres?" ein bisschen Hunger verspüre ich ja schon.
"Lasagne!"
Ich liebe Lasagne genauso wie Flo.
"Kann ich dir noch was helfen?" ich stehe Mühsam vom Sofa auf und laufe in Richtung Küche.
"Nein, das ganze muss erst noch in den Backofen. Dauert also noch eine Weile!"
"Wer kommt denn noch alles? Das reicht sicherlich für die halbe Nachbarschaft!" ich lache leise vor mich hin, da ich weiß das Flo immer viel zu viel kocht.
"Hör auf mich auszulachen! Ich hab bärenhunger. Heute Abend sind wir zwei ausschließlich für uns, da wir auch mal ein wenig Ruhe gebrauchen können!"
Die Lasagne ist fertig geschichtet und Flo schiebt sie gerade in den Ofen, da klingelt sein Handy.

"Wehr?.... Hi.... hmmmm, ja okay.... wann?....alles klar. Bis morgen dann!"

"Wer war das?" Ich schaue ihn fragend an und Decke nebenher den Tisch.
"Das war Tom. Er kommt morgen mit seinen Kollegen bei uns vorbei und erklärt den ausgetüftelten Plan"
"Oookay, das ging aber schnell!" tief durchatmend stell ich den letzten Teller auf den Tisch und werde kurz darauf von Flo umarmt.
"Wir schaffen das Lina! Wir stehen das zusammen durch"
"Ich könnte mich noch immer wegen meiner Blödheit Ohrfeigen! Weist du eigentlich irgendetwas wegen Jessy?"
"Es lässt sich jetzt nicht mehr ändern und die andauernden Vorwürfe bringen dir auch nichts. Nein, ehrlich gesagt ist Jessy gerade die letzte, an die ich gedacht habe!"
"Hmmmm... sag mal, kannst du Papa nachher vielleicht anrufen und fragen ob er mir Geld auf mein Konto einzahlen kann. Ich brauche dringend Schuhe. Meine stehen vermutlich noch bei Marvin!" mit einem entschuldigendem grinsen hoffe ich auf seine Zustimmung.
"Ja, mach ich! Ich wollte eh mal nachfragen warum sie sich nicht mal melden!" mit einem leicht angesäuertem Blick schnappt er sich sofort sein Handy und sagt, das er es jetzt gleich macht.
"Vielleicht haben Sie sich ja bei mir gemeldet. Aber mein Handy liegt entweder bei Jessy oder bei Marvin. Falls es überhaupt noch existiert!"
"Wir können morgen Tom fragen. Wenn es bei Jessy war, haben sie es vielleicht als Beweismaterial mitgenommen. Wer weiß. Ich geh dann mal telefonieren!" somit verschwindet er in sein Zimmer und ich werfe mich wieder aufs Sofa.

Man glaubt kaum wie göttlich es ist, wenn man wieder halbwegs normal auf seinem Arsch sitzen kann!
Florian kommt genau pünktlich aus seinem Zimmer, als ich gerade die Lasagne aus dem Ofen hole und auf den Tisch stelle.
Er setzt sich total erledigt an den Tisch und lädt uns beiden eine große Portion auf den Teller.
"Also... zu aller erst soll ich dir Grüße von Dad ausrichten. Er wollte mit dir reden, aber ich hab gesagt das du schläfst. Er meldet sich wieder. Dad überweist dir auf jedenfall das Kindergeld für diesen Monat und wenn du wirklich bei mir bleiben willst, willigt er ein und möchte aber ein Gespräch mit uns wegen dem finanziellen und so.."
"Wow. Du hast aber nichts erzählt?" ich schaue ihn anklagend an und hoffe auf eine gute Nachricht.
"Nein, wenn dann musst du das selbst machen. Das ist deine Entscheidung! Überleg dir jetzt einfach ob du hier bleiben möchtest oder wieder zurück willst... Dad hat gesagt das du jederzeit zuhause willkommen bist!"

Ach, auf einmal....

"Und was ist mit Mom?"
"Die sieht das wohl genauso. Die ist gerade nicht da gewesen und darum konnte ich nicht mit ihr reden!"
"Was ist denn mit dir Flo? Du musst ehrlich sein! Hältst du mich denn tagtäglich aus?" tatsächlich wünsche ich mir das er zu mir hält und mich nicht abschiebt.
"Wenn du nicht wieder so abdrehst wie am Anfang, dann geht das klar. Du musst es nur verkraften können, das die Jungs oft da sind und ich Schichtdienst habe. Und wir müssen dich auf einer neuen Schule anmelden!"
Ein fettes grinsen schleicht sich auf meine Lippen und als Florian das sieht fängt er ebenfalls an zu grinsen.
Damit ist das Thema geklärt und braucht keine weiteren Worte.

Den restlichen Abend verbringen wir mit Filme schauen und Popcorn essen, obwohl ich immer noch brechend voll von der Lasagne bin.
So einen entspannten und ausgelassenen Abend hatte ich schon lange nicht mehr und Florian scheint auch ganz entspannt zu sein.

Womit ich so einen Bruder verdient habe?
Keine Ahnung, aber anscheinend weiß ich es jetzt erst richtig zu schätzen.

Mein Bauch platzt auf jedenfall aus allen Nächten:
"Mein Gott, wir brauchen einen Namen für mein kleines Food-Baby"
Florian lacht herzhaft und scheint zu überlegen:
"Wie wäre es mit Helge?"
"Helge?" ich schaue ihn entsetzt an und hoffe das er nur unter kurzzeitiger Geschmacksverirrung leidet.
"Da wir nicht wissen was es wird, wäre ich für Klaus-Bärbel" ich falle fast vom Sofa vor lauter Lachen und Flo muss schon seine Brille abnehmen da seine Gläser geflutet werden.
"Das ist gut! Hahhahaa! Ich will aber Patenonkel werden Hahahaha"
"Das wirst du! Darauf kannst du Gift nehmen! Stell dir vor du läufst durch die Straße und schreist die ganze Zeit "Klaus-Bärbel komm her" Hahahaha"
Mein Bauch schmerzt schon so stark vor lauter Lachen, das wir uns zwingen müssen aufzuhören.
"Wir sollten langsam ins Bett. Tom und seine Kollegen kommen morgen früh um 8 Uhr und wollen ihr Vorhaben besprechen" Flo steht auf, reicht mir seine Hand und schiebt mich ins Bad.

Wir putzen uns zusammen die Zähne, während ich Florian unentwegt anschaue.
Als ich meinen Mund von Schaum befreit habe, lege ich meine Zahnbürste auf die Seite und drehe mich wieder zu Flo:
"Es tut mir wirklich leid, wie ich mich anfangs verhalten habe und ich bin dir unendlich dankbar das du mir so beistehst, obwohl ich das gar nicht verdient habe!"
"Ist schon okay! Vergessen wir das einfach und versuchen das alles irgendwie gut über die Bühne zu bringen. Und das eins klar ist: Ich werde IMMER für dich da sein! Du bist meine kleine Schwester und einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben!" er drückt meinen Körper gegen seinen und legt den Kopf auf meinem ab.
"Danke!"
"Willst du bei mir schlafen?"
Mit einem Nicken bestätige ich seine Frage und folge ihm kurz darauf in sein Zimmer.
"Los, hüpf rein. Ich muss mich noch kurz umziehen" während Flo seine Klamotten wechselt, kuschel ich mich in seine Bettdecke ein und bin schon fast eingeschlafen, bis er sich zu mir legt.
Nachdem er mir einen Kuss auf meine Stirn aufgedrückt hat, gleite ich in das Land der Träume und schlafe wirklich ausgezeichnet.

Wrong Way (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt