Unheimliche Gestalt

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Ich laufe zum Fenster um mich ein bisschen der frischen Luft auszusetzen und lehn mich aus dem Fenster um die Straße zu beobachten.
Kaum eine Menschenseele ist unterwegs, abgesehen von denen, die mit ihren Autos die Straße langbrettern.
Mit der Zeit fällt mir unten auf dem Gehweg eine Gestalt auf, die wohl in meine Richtung schaut und mich beobachtet.

Okay, gruselig!

Die Gestalt bewegt sich keinen Millimeter, worauf sich in mir ein komisches Gefühl breit macht.
Schnell schließe ich wieder das Fenster und geh ein paar Schritte Rückwärts.
Mein Herz hämmert wie wild in meiner Brust und eine Eiseskälte schleicht sich in meine Glieder.
Plötzlich stoße ich gegen einen Körper und mir raubt es den Atem.
Mein Körper erstarrt zu einer Salzsäule und eine Träne sucht sich ihren Weg über meine Wange.
"Lina!" die Stimme ist so leise, das ich sie kaum verstehe.
Als sich eine Hand auf meine Schulter legt, bahnt sich in mir eine mächtige Übelkeit an und am liebsten würde ich mich hier und jetzt übergeben.
Die Person hinter mir, dreht mich an den Schultern zu sich um und ich kann nicht anders als meine Augen fest zusammen zu pressen.
Meine Gedanken drehen wie auf Knopfdruck durch, mein Pulsschlag ist in meinem kompletten Körper zu spüren und mir wird ganz schwummrig im Kopf.
Als sich zwei Hände seitlich meines Gesicht auf meine Wangen legen, bläst es bei mir den letzten Funken Verstand aus dem Hirn und ich sacke in mir zusammen.
Der schmerzvolle Aufprall auf dem Boden zieht mich in ein schwarzes Loch, indem ich hoffe für immer zu ertrinken.

Ein übler Schmerz durchfährt mein Brustbein.
Leider kann ich mir ein leises Aufstöhnen nicht unterdrücken und als ich meine Augen langsam öffne, würde ich am liebsten sofort das weite suchen.
Dicht über mir hängt ein Gesicht, was ich nur sehr ungenau wahrnehme.
Mein kläglicher Rettungsversuch, mich über den Boden von diesem Mensch wegzuziehen, wird sofort unterbunden, worauf ich panisch in Tränen ausbreche.
"Lina, jetzt komm doch mal zu dir, verdammt!"
Die darauffolgende leichte Ohrfeige scheint mein Gehirn wieder in die richtige Bahn zu werfen und ich realisiere das Florian und Phil über mir hängen.
"Flo? Phil?" meine Hand wandert an meinen dröhnenden Kopf, während mir bewusst wird, was für ein Spektakel ich da abgezogen habe.
"Ich glaub sie ist wieder klar!" murmelt Phil für die Allgemeinheit und leuchtet mir nebenher noch ganz mies in die Augen.
"Lina, hast du irgendwo Schmerzen?"
"Mein Kopf. Aber sonst glaub nicht!"
"Okay, dann versuchst du jetzt mal ganz langsam mit unserer Hilfe aufzustehen!" Phil schnappt sich meine Hände und zieht mich langsam in die Senkrechte.
Florian hilft mir, indem er mir von hinten unter die Arme greift.
Als sie mich auf dem Sofa abgesetzt haben, reicht mir Flo ein Glas Wasser und will wissen was los war.

Phil und Tom sitzen gegenüber auf dem Sofa und sind wohl auch gespannt auf eine Antwort.
"Keine Ahnung... Ich stand da am Fenster und hab ein bisschen frische Luft geschnappt und dann stand da jemand unten auf der Straße und hat mich die ganze Zeit angestarrt. Ich dachte es sei Mar.... ähm ich.. das hat mich nervös gemacht und als ich dann rückwärts gelaufen bin, stand da jemand hinter mir... und..." meine Stimme wird immer leiser, da mit die Situation so unangenehm ist und ich zusätzlich auch fast noch Marvins Namen preisgegeben hätte.
Tom ist währenddessen ziemlich aufmerksam geworden und ein Stück weiter nach vorne gerutscht:
"Was hattest du gedacht wer da steht?"
"D-der Mann der mir das alles angetan hat. Das war so unheimlich!" ich hoffe das er nicht weiter nachfragt.
"Du kennst seinen Namen, nicht wahr?" Toms Stimme klingt auf einmal so bedrohlich und das schüchtert mich ein bisschen ein.
"N-Nein... Ich h-hatte doch eine Augenbinde drum!" die aufsteigende Panik lässt sich kaum noch unterdrücken.
"Um seinen Namen zu wissen brauchst du keine Augen!"

Könnte man wohl annehmen!

Ich schüttle nur den Kopf und hoffe das er jetzt mit seiner Fragerei aufhört.
Allerdings ist mir bewusst, das er ganz genau weiß das ich den Namen kenne.
Florian fühlt nebenher nach meinem Puls und eröffnet mir, das ER vorhin hinter mir gestanden ist und mich nicht sofort mit einer lauten Stimme erschrecken wollte.
Er hatte gemerkt das etwas nicht gestimmt hat.
"Lina fahr mal wieder runter! Dein Herz rast ja wie wahnsinnig. Dir kann hier nichts passieren!"

Hahahhaa, hast du eine Ahnung!
Wenn man nicht weiß wer der Feind ist oder es besser gesagt, wie ihr, nicht ahnt....

Ich nicke nur bestätigend und versuche mich wieder etwas zu beruhigen.
"Komm, ich bring dich ins Bett. Du solltest dich ausruhen!" Flo begleitet mich in mein Zimmer und deckt mich zu, als ich mich hingelegt habe.
"Soll ich bei dir schlafen?" ich bin so froh das er danach fragt denn alleine in diesem dunklen Raum, hätte ich es wohl nicht ausgehalten.
Er versichert mir das er nachher zu mir kommt und lässt die Türe komplett offen, als er sich wieder zu Phil und Tom gesellt.

Die drei denken vielleicht das sie leise genug flüstern, aber meiner Meinung nach können Männer nicht wirklich flüstern!
Ich verstehe jedes Wort.
"Sie weiß wer es war, oder?" Florian macht den Anfang.
"Ja... Sie hätte den Namen vorher fast preisgegeben" Tom seufzt und scheint, den Geräuschen nach aufzustehen und umher zu laufen.
Florian versteht die Welt nicht mehr:
"Aber warum schützt sie so ein Arschloch? Wenn sie doch weiß wer es ist, könnte man ihn endlich zur Rechenschaft ziehen!"
"Flo, es gibt vielerlei Gründe! Er wird ihr mit Sicherheit gedroht haben und du merkst selbst, was für eine große Angst sie mit sich herumträgt! Womöglich ist es jemand der viel Macht besitzt oder den auch wir kennen könnten. Vielleicht will sie gar nicht den Täter schützen, sondern sich selbst und uns!"

Oh Tom, du bekommst tausend Punkte!

"Egal ob ich diese Person kenne oder nicht! Dieser widerliche Mistkerl hat eine Strafe verdient, für das was er meiner Schwester angetan hat!" Flo ist ausser sich vor Wut.
"Flo, beruhig dich bitte. Vielleicht müssen wir ihr etwas Mut zusprechen und ihr versichern das wir immer hinter ihr stehen werden, egal wer es denn auch sein sollte!" Phil hat gut reden, er steckt ja nicht in meiner Haut.
Ausserdem braucht die Polizei Beweise!

Vielleicht sollte ich Tom sagen, das ich mich an ein paar Sachen von meiner Flucht wieder erinnere.
Wenn ich Details preisgebe, die ich im Normalfall von Marvins zuhause gar nicht wissen kann und sie ihn irgendwann festnehmen, wäre das ja schonmal ein Pluspunkt für mich.

Irgendwann verstummen die Gespräche und Florian schleicht sich zu mir ins Bett.
Er legt einen Arm um mich und zieht mich fest an sich.
Ich umklammere seine Hand mit meinen Händen und mit einem Gefühl der Sicherheit, schlafe ich ruhig und friedlich ein.

Wrong Way (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt