Ein Geschenk für Florian

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Kurz vor 24 Uhr betreten wir die Tanzfläche und feiern wie die Blöden.
Jessy hat einen "Getränkespender" gefunden und wir ballern uns mit Sekt und Shots weg.
Als es mich irgendwann auf die Toilette zieht, checke ich mein Handy und sehe das Flo schon viermal angerufen hat.

Vielleicht rufe ich ihm nachher zurück.

Ich zieh mir an der Bar noch drei Sekt und zwei Shots mit Jessy rein und versuche mir den Getränkespender vom Leib zu halten.
"Hey Lina, ich erledige das, kann aber dauern. Wenn du zwischenzeitlich zu mir willst, weist du ja wo der Schlüssel liegt! Bis dann!" sie zieht den Typ an der Krawatte Richtung Toiletten.
"Bäh!" mir läuft ein Schauer über den Rücken, weil ich den Typ absolut ekelerregend finde und wenn ich mir vorstelle....

NEIN LINA, NEIN!!

Ich laufe kurz nach draußen um frische Luft zu schnappen und mich bei Flo zu melden, da merke ich erst,  wie der Alkohol echt beamt.

Nachdem ich es geschafft habe Flo's Nummer zu wählen lass ich eine Ewigkeit klingeln.
"Hallo?" eine unbekannte Stimme geht ans Handy.
"Hmmm? Wo Flo?" ohje, ob der mich überhaupt versteht.
"Der ist gerade zum Einsatz und hat mir sein Handy gegeben, falls du anrufst. Du bist doch Lina oder?" will der Unbekannte wissen.
"Hmmmm, ja bin ich! Wo ist Florian?"
"Ähm, auf einem Einsatz!" wiederholt er sich.
"Okay, dann..."
"Neeee warte kurz. Bist du betrunken?"
"Nö, hahhahaha" ich musste kurz lachen, weil vor mir so ein Typ auf die Nase geflogen ist.
"Kann es sein das du in Köln bist?"
"Warum willst du wissen, das wissen?" ich verstehe die Welt nicht mehr.
"Florian macht sich ein bisschen Sorgen!"
"Wo ist er denn?" ich blick es echt nicht mehr.
"Hör mal, kannst du mir sagen wo du bist? Dann können wir dich abholen!"
"Nö, ich feier. Sag Flo Grüße. Alles gut. Bis dann!" ich leg auf und wackel wieder in den Club.

Mein Handy vibriert wie wild in der Tasche, was mir aber herzlichst egal ist.

Ich such den ganzen Club ab, Jessy finde ich aber nirgends.
Miesepetrig geh ich zur Bar und frag irgend so ein Typ ob er mir nicht ein Glas Sekt ausgeben will.
Dieser hält mir sabbernd ein Glas unter die Nase und ich zieh dankend ab.
Irgendwann wird es mir zu blöd, ziehe diese verdammten Schuhe aus und laufe wieder nach draußen.

Nachdem mein Handy schon wieder vibriert, geh ich einfach mal dran:
"Jaaa Ina, äh Lina da, hier" ich geh ran und lach mich selber aus.
"Lina! Sag mal bist du besoffen?" schreit mir Florian sofort entgegen.
"Heeeeeeeey Flo. Wo *Hick* bist du??"
"Immer noch auf der Wache! Lina, bist du in Köln? Mit wem bist du unterwegs?"
"Ja bin da, irgendwo im nirgendwo. Hahahaha. Weiß nicht, hab Schessy verloren!"
Florian schnaubt ins Handy und rastet fast aus, da meldet sich plötzlich eine fremde Stimme:
"Hi Lina! Ich bins Phil, kennst du mich noch?"
"Denk schon, was ist denn jetzt los?" langsam hab ich keine Lust mehr zu reden.
"Kannst du mir bitte sagen wo du bist? Wir würden dich gerne abholen!"
"Ach Mensch, ich *hicks* schlaf doch bei Schessy. Aber die is weg. Wo is die denn?"
Langsam verliert auch Phil die Nerven:
"Lina, bitte sag doch wo du bist!"
"In Köln. Muss jetzt *hicks* Schessy suchen. Schüüü!" ich leg auf, aber kurz darauf klingelt es wieder.

"Ne Leude, heut nicht mehr!" lall ich vor mich hin und lauf einfach geradeaus, da ich nicht mehr weiß, wo es zu Jessys Wohnung geht.

Mich fröstelt es.

Für Ende Juli ist es recht frisch.
An einer Bushaltestelle setz ich mich auf eine Bank und lehn mich an die Wand.

"Hallo, alles in Ordnung mit dir?" frägt mich so eine dahergelaufene Frau.
"Zieh ab, ausser du weist wo Schessy ist?" lall ich weiterhin und werfe der Frau einen fragenden Blick zu.
Vielleicht weiß sie, wo Jessy ist, denn sie läuft ein paar Schritte weg und telefoniert.

Es dauert nicht lange, da hält ein Auto direkt vor meiner Nase.
Zwei Männer steigen aus.

"Guten morgen!" entgegnet mir einer der Beiden.
"Hi. Hab kein Taxi bestellt, kannst weiter. Hab nich mal Geld dabei!" lach ich vor mich hin.
"Oh Fräulein Wehr, wir hatten doch heute schon das Vergnügen. Aber gut das wir dich hier antreffen, du wirst schon vermisst! Darf ich bitten?" einer der Beiden hält mir die Türe des Auto's auf.
"Neeee. Ich geh nicht mit fremden Männern mit! Muss eh Schessy suchen!" ich lass meinen Kopf auf die Seite fallen und knalle voll gegen die Plexiglasscheibe.
"Au!"
"Das ist ja auch richtig so, aber wir sind von der Polizei. Weist du noch? Tom Mayer und Paul Richter. Und jetzt würde ich dich bitten einzusteigen!" mault der Herr Mayer vor sich hin.
Nachdem ich immer noch keine Anstalten mache aufzustehen, greifen mir die Herren unter die Arme.
"Hey Griffel weg, sonst ruf ich die Polizei!" ich werde jetzt echt pampig, da die Fremden mir anscheinend nicht richtig zuhören.
Die zwei sind irgendwie genervt und ich versteh nicht warum.

Letztendlich sitz ich mit dem dunkelhaarigen auf der Rückbank eines Autos und wünschte mir, die Welt würde anhalten.
"Kotz mir ja nicht ins Auto, sonst kommst du morgen putzen!" ermahnt mich mein Nebenmann.
"Jaja, was ist eigentlich mit Schessy?"
Anstatt einer Antwort, bekomme ich ein Seufzen.

Wir halten vor einem hell beleuchteten Gebäude an.
Mir wird die Türe aufgehalten und ich steige wackelig aus.
Die Herren greifen mir wieder seitlich unter die Arme.
"Heee ich kann selber laufen!"
"Ja, ganz bestimmt!" die Zwei scheinen mir einfach nicht zu glauben.

Wir laufen in das Gebäude und der Blonde schreit:
"Floooorian, wir haben ein Geschenk für dich!"
Man hört schnelle Schritte und eine Türe wird geöffnet.
"Oh Gott Lina, wie siehst du denn aus? Und warum hast du keine Schuhe an?"
Ich schau den Blonden empört an:
"Ich wollt doch zu Schessy und nicht zu Flo.. Habt ihr *hicks* das denn nich verstanden?"
"Flo, deine Schwester is echt durch, schau zu das sie ihren Rausch ausschläft! Wohin mit ihr?"
Plötzlich kommt noch so ein schwarzhaariger um die Ecke und ein ziemlich Kleiner und labern Florian zu.
Die zwei Fremden wollen mich anfassen, aber ich zische gleich, das die ihre Griffel bei sich behalten sollen.
"Alex, Franco, darf ich vorstellen: Meine kleine Schwester Lina" seufzt er und schämt sich in Grund und Boden.
"Lina bitte, hör auf dich so zu benehmen! Schlimm genug das du hier so besoffen auftauchst!" Flo nimmt einen Arm von mir um seine Schulter und will mich irgendwo hinführen.
Wir schaffen es kaum vom Fleck zu kommen, weil Flo so schwankt.

Vor mir taucht ein Mann mit lockigen Haaren auf:
"Lina, ich bins, Phil. Ich trage dich jetzt, nicht erschrecken! Du bricht dir sonst noch die Beine"
Kaum hat er ausgesprochen, hänge ich schon in seinen Armen.
"Dich kenn ich doch... Vielleicht... oder? Sag mal, wer bist du denn?" ich versuche mit meiner verschwommenen Sicht irgendwas zu sehen, schlag mir darauf aber nur stöhnend die Hand in mein Gesicht.

Ich werde auf einem Bett abgelegt.
"Lina, schlaf ein bisschen. Flo weckt dich wenn er Dienstende hat" sagt dieser Phil.
"Warum dreht sich hier alles so? Kannst Du das mal anhalten?"
"Alex, bring mal alles für nen Zugang..." ordert Phil an, aber dafür bin ich noch klar genug!
"Wagt es ja nicht, mir irgendwo eine Nadel reinzujagen!" ich klemme meinen Kopf zwischen meine Arme und dreh mich weg.
"Lina, ich denke damit geht es dir nachher besser! Ich bin auch vorsichtig!" versucht er es erneut.
"Nein Mann! Das dürft ihr nicht gegen meinen Willen!" fauche ich und bekomme starke Kopfschmerzen.
"Oh Mann Lina, jetzt lass dir doch helfen, wenn du dich schon so besaufen musstest!" meckert Florian.
"Flo, jetzt komm mal mit, Phil macht das schon!"
"Tut mir leid Alex, seit ein paar Monaten ist sie extrem schlimm. Ich weis auch nicht was in sie gefahren ist!" Flo geht resigniert mit Alex aus dem Raum.

"Sollen wir es versuchen?"
"Ich weis nicht Franco. Vielleicht lassen wir sie lieber erst in Ruhe!"
Jemand setzt sich hinter mich und legt mir eine Hand auf den Rücken.
Solange diese Hand an meinem Rücken ist, kann sie mir keine Nadel reinrammen.
Daher entspanne ich mich und nach ein paar stöhnenden Karussellrunden schlafe ich endlich ein.

Wrong Way (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt