Flucht

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"Lina?" eine männliche Stimme versucht mich wieder aus meinem Schlaf zu reißen.
Mein Körper möchte aber gar nicht reagieren.

"Ja hi Jessy, hier Marvin! Sag mal, hast du ihr genau die Dosierun von dem Diazepam gegeben, die ich dir aufgeschrieben habe?.....Die liegt immer noch da wie wenn sie halb tot wäre....mit Alkohol? Hast du nen Knall? Ich will sie nicht umbringen! Doch, das verstärkt die Wirkung. Du bist blonder als du aussiehst. Nein, richtig dosiert ist es Muskelentspannend, Schmerz- und Angstlösend...In Zukunft mach ich das selber!"

Ich drifte wieder in einen traumlosen Schlaf ab.

"Lina?" an mir wird gerüttelt und ich schaffe es diesmal meine Augen zu öffnen.
"Hey, endlich bist du wach! Gehts dir gut?" Marvin wirft mir einen besorgten Blick zu und streicht mir über den Kopf.
"Hmmmmm"
"Sprich mal in ganzen Sätzen mit mir. Ich muss wissen ob es dir gut geht!"
"Jaaaaa, alles gut!" ich bin fix und alle, aber sowas von entspannt.
"Super! Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt!" seine Tonlage rutscht in die vorwurfsvolle Schiene ab, aber das kümmert mich momentan nur wenig.
"Sollen wir ein bisschen Spaß haben? Ich hab mir heute extra frei genommen, damit wir den Tag zusammen verbringen können!" Marvin macht sich schon an meinem Hals zu schaffen und schiebt seine Hand unter mein Oberteil.
"Lass schön die Augen auf! Ich will das du wach bist, sonst muss ich aufhören und das würde mir nicht gefallen!"
Ich kann mich kaum bewegen, aber das scheint Marvin nicht zu stören, denn er zieht mich mit Freude aus.
"Lina ich muss kurz mal was ausprobieren!" ich sehe zwar wie er mir in den Bauch zwickt, aber ich spüre keinerlei Schmerz.
"Scheint zu funktionieren!" mit einem breiten Grinsen dreht er mich auf den Bauch und fängt wieder an mir meine Füße und meinen Hintern zu massieren.
Diesmal hab ich keine Angst und weine auch nicht.
Sein nackter Körper legt sich auf mich und er frägt mich, ob er mich von hinten nehmen darf.
Da ich momentan nichts empfinde, stimme ich zu und er überschlägt sich fast vor Freude.
Eins muss man dieser Sache lassen, Marvin ist in Null komma nichts fertig und lässt von mir ab.
"Schau mal, so einfach kann das sein! Du hast mir heute eine sehr große Freude bereitet!" er zieht mich auf seine Brust und streichelt mich wie irgendein Tier.
Gegen Abend wird mein Kopf wieder klar und meine Gefühle kehren zurück.

Ich weis nicht wie ich von Jessys Sofa hierher gekommen bin.
Allerdings weiß ich, was dieser miese Kerl mit mir angestellt hat, da ich absolut nicht mehr sitzen kann und jeder einzelne Schritt unheimlich schmerzt.
"Komm mit runter! Dann isst und trinkst du was, damit du wieder fit wirst" er wirft mir kurz frische Klamotten auf das Bett und fordert mich mit seinen Blicken auf, mich anzuziehen.
Danach zieht er mich an der Hand nach unten und setzt mir, genau wie Jessy, einen Gemüseteller vor die Nase.

Ich verhungere in diesem Leben noch, ganz gewiss!

Meine gesunde Speise nehme ich im Stehen zu mir, da sitzen momentan absolut nicht möglich ist.
Meinen Rücken und meine Hüfte muss ich mir später mal anschauen, da schmerzt auch alles und ich frag mich was zum Teufel der Typ mit mir angestellt hat.
"Bist du satt?"

Na klar.
Mein Hungrigkeitslevel schwebt nur ungefähr auf dem Level "wütender Grizzly".

"Ja, danke Marvin"
Er ist ja fast schon entzückt von meiner Freundlichkeit und lächelt mich nonstopp an.
"Kann ich kurz auf die Toilette?"
"Natürlich! Du weist ja wo sie ist!"
Ich beeile mich ins Badezimmer zu kommen und bin froh über den Ganzkörperspiegel, in dem ich versuche meinen Rücken zu betrachten.

Was hat derTyp für Fingernägel?

Mein kompletter Rücken ist blutrot verkratzt und meine Hüften sind beidseitig komplett blau.
Von meinen Handgelenken brauchen wir erst gar nicht zu reden.
Auf dem Toilettenpapier findet sich jede Menge Blut wieder.

Klar, versuch mal eine Banane in einen Strohhalm zu drücken...
Lina, du musst abhauen!
Ganz dringend!
Wer weiß was Marvin noch so einfällt.

Leider habe ich vorerst keine Chance und muss mich wieder in Marvins Arme begeben, der auf dem Sofa chillt.
Ganze zwei Stunden verharre ich in den Armen des Teufels, bis er dann darauf drängt ins Bett zu gehen.
Voller Freude folge ich ihm ins Schlafgemach und lege mich wieder bauchlings aufs Bett.
Marvin drückt mir einen Kuss auf den Mund auf, den ich nicht erwiedere, sondern nur über mich ergehen lasse.
Als ich denke, das ich es bald geschafft habe und Marvin endlich schläft, fängt er wieder an zu fummeln und dreht mich auf den Rücken.

Als hätte ich heute nicht schon genug Schmerzen aushalten und ertragen müssen.

Während er wieder hart und herzlich seine Männlichkeit in mich reinrammt, beiße ich mir vor lauter Schmerz die Lippe blutig.

"Das war ein wirklich wundervoller Tag! Aber jetzt schlafen wir, gute Nacht!" kaum hat er seinen Mund geschlossen, schnarcht er auch schon vor sich hin.

Ich kann mein Glück kaum fassen und versuche mich lautlos aus dem Bett zu schleichen.
Allerdings muss ich meine Lippen weiter verschandeln, da meine Schmerzen in den unteren Regionen fast unerträglich sind.
Unter vielen Tränen habe ich es geschafft mich anzuziehen.
Wo meine Schuhe und meine Jacke sind weiß ich nicht, darum scheiß ich drauf, laufe in die untere Etage und schließe die Haustüre auf.

Zum Glück hat er den Schlüssel stecken lassen.

Als mir die kalte Nachtluft entgegenschlägt ziehe ich sie tief in meine Lungen ein und renne los.
Meine Fingernägel bohren sich in meine Handflächen und meine Zähne beißen wahrscheinlich bald meine Lippe komplett durch, aber ich muss trotz der enormen Schmerzen schnell sein und den langen Weg zu Florian rennen.
Zum Glück habe ich mir ein paar Anhaltspunkte merken können.
Ich habe keine Ahnung wann ich losgelaufen und wie lange ich überhaupt hier in Köln umher geirrt bin, aber als ich bei Florian ankomme, ist es wieder Taghell.
Ich drücke einfach alle Klingeln auf einmal, irgendjemand wird die Haupttüre schon öffnen.
Gerade fertig gedacht, schon lässt sich die Haupttüre öffnen und ich quäle mich die vier Stockwerke nach oben.

Vor Florians Türe heule ich zuerst wie ein Schloßhund, danach klopfe ich mir meine Knöchel wund um festzustellen, das Florian überhaupt nicht zuhause ist.
Total entmutigt und entkräftet lass ich mich auf den Boden sinken und rolle mich seitlich zu einer kleinen Kugel zusammen.
Schlafen kann ich nicht, da mich die Schmerzen, die Kälte des Bodens und die Angst wach halten und so höre ich auch nach ewig langer Zeit ein paar Stimmen im Treppenhaus.
"Bist du sicher das du nicht schlafen willst, Flo?"
"Ich bekomme eh kein Auge zu. Jetzt trinken wir alle einen Kaffe und...Lina?"
Durch meine halbgeöffneten Augen, sehe ich Flo die Treppe hochlaufen und sofort schießen mir die Tränen wieder in die Augen.
"Oh Gott Lina!!" Florian fällt vor mir auf die Knie und stellt mir tausend Fragen.
"Flo! Stopp! Schließ die Türe auf, ich bring Lina rein!"
Florian entfernt sich von mir und ich höre einen Schlüssel klimpern.

Wrong Way (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt