Die Freude auf den Feind

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"Ach du scheiße, Lina?" Marvin kommt die Treppe heruntergerannt und lässt sich neben mir auf die Knie fallen.
Während er mir auf die Wange klatscht frägt er andauernd ob ich wach bin.
Ich schaffe es gerade so mit dem Kopf zu nicken, worauf er erleichtert aufatmet.
"Liegst du ernsthaft seit gestern nachmittag so hier rum?" sein Entsetzen in der Stimme unterstreicht meine Vermutung, das er mich hier wirklich nicht elendig verrecken lassen will.

Am liebsten hätte ich ihm jedoch geantwortet, das ich Spaß daran hatte mich selbst zu Fesseln und ein Überlebensprogramm ausprobieren wollte.

Marvin zieht irgendetwas aus der Hosentasche und kippt meinen Körper leicht zu sich:
"Bitte halt jetzt ganz still! Ich schneide deine Fesseln durch!"
Da ich meine Arme mittlerweile kaum noch spüre, kann ich nichtmal sagen wann genau meine Handgelenke befreit sind und bleibe einfach leblos liegen.
Als er den Knebel aus meinem Mund entfernt, habe ich das Gefühl das mein kompletter Mundinnenraum mit dem Tuch verschmolzen ist und er mir alles bei der Entnahme rausreist.
Ein lautes aufstöhnen lässt ihn zusammenzucken und seine Mine verändert sich schlagartig!
"Das wird er bereuen Lina! Jede einzelne Minute, die du wegen ihm leiden musstest, wird er bereuen!"

Er zieht mich auf seinen Schoß und drückt mich fest an sich, wogegen ich mich absolut nicht wehre.
Er hat mich schließlich gerettet und dafür bin ich ihm dankbar.
Natürlich bin ich erst durch ihn in diese Situation geraten, aber wie man gehört hat, wollte er nicht das ich SO leiden muss.
"Ich nehm dich jetzt mit nach oben und dann machen wir dich ein bisschen frisch und du bekommst was zu trinken." Marvin steht auf und trägt mich anschließend im Brautstyle nach oben.

Unsere erste Station ist die Dusche, in der er mich auf den Boden absetzt.
"Soll ich dir zuerst etwas zu trinken bringen?"
Ich nicke ihm nur zu.
Nach vielleicht zwei Minuten, in denen ich vor mich hinvegetiere, kehrt er zu mir zurück und hält mir eine Wasserflasche an den Mund.
Als die kühle Flüssigkeit meinen Mundraum flutet und sich meine Speiseröhre hinunterbahnt, könnte ich Schreien vor Schmerz.

Ich wusste gar nicht das es so schmerzhaft ist, wenn man eine Zeit lang nichts zu trinken bekommen hat.

"Wir machen jetzt Pause und duschen dich! Danach kannst du nochmal was trinken!" er stellt die Wasserflasche auf den Boden und zieht mir zuerst die Schuhe, dann mein Oberteil und zum Schluss meinen Rock und die Unterwäsche aus.
Peinlich ist mir das nicht, er weiß ja schließlich wie ich nackt aussehe.
Meine Hände kribbeln unnatürlich schmerzhaft und ein minimales Gefühl kehrt zurück.
Marvin stellt die Temperatur ein und frägt ob das Wasser angenehm für mich ist und duscht mich nach meinem nicken sorgfältig ab.

Wie konnte der Mensch letztes Mal so gewaltsam in mich eindringen und jetzt schon überfürsorglich alles mögliche tun, damit es mir besser geht?

Nachdem er mich auch komplett mit Seife gewaschen und wieder abgeduscht hat, holt er mich aus der Dusche, trocknet mich ab und föhnt mir meine Haare.
"Zum Glück habe ich gleich frische Wäsche mitgebracht! Allerdings irgendwie nichts bequemes.... hmmm..." nach einer kurzen Phase des Überlegens knöpft er sein Hemd auf und ich schließe nur die Augen!
Wenn er mich in diesem Zustand durch die Mangel nimmt, sterbe ich sicherlich bevor er seinen Höhepunkt erreicht hat!
Als seine Hand mich berührt, zucke ich zusammen und schaue ihn mit großen Augen an.
Er schüttelt mit dem Kopf:
"Ich will dir nur mein Hemd anziehen, okay?"

Das hätte ich nie und nimmer erwartet!

Als er die letzten Knöpfe geschlossen hat, nimmt er mich wieder hoch und läuft aus dem Badezimmer heraus.

Die kleine Hütte irritiert mich irgendwie.
Einerseits heruntergekommen, modrig und total gruselig, andererseits stehen einige neue Möbel hier drin und dann gibt es auch noch ein richtiges Badezimmer?
Vielleicht spielt mir mein Gehirn auch einen Streich und ich muss mir alles anschauen wenn ich wieder klarer denken kann.

Marvin lässt mich auf dem kleinen dunkelblauen Sofa, inmitten des Raumes, ab und verschwindet in einem anderen Raum, nur um mir einer frischen Unterhose in der Hand zurück zu kommen.
Als sich diese auch an Ort und Stelle befindet setzt er sich zu mir legt sich ein Kissen auf den Schoß und zieht meinen Oberkörper weiter zu sich.
Er beginnt mir meine Arme zu massieren:
"Kommt langsam wieder Gefühl in deine Arme?"
"Ja" mehr als ein Hauchen kommt nicht zustande, aber er scheint mich verstanden zu haben.
"Das war so nicht geplant. Ich werde Marius dafür bluten lassen, das er dich solchen Qualen ausgesetzt hat!" seine Augen verfinstern sich und verziehen sich zu Schlitzen.

Momentan bin ich einfach nur froh, das ich nicht Marius heiße.

Nach der Massage richtet Marvin meinen Oberkörper auf und hält mir erneut die Wasserflasche an den Mund.
Gierig nehme ich das Wasser in mir auf, als hätte ich Angst, nach diesen Schlucken wieder nichts zu trinken zu bekommen.
"Mach langsam! Ich werde dich nicht verdursten lassen!" er entzieht mir die Wasserflasche und schaut mich ernst an:
"Nach dieser Aktion möchte ich dich nicht mehr dort unten einsperren. Wenn du keine Dummheiten machst, darfst du dich hier oben frei bewegen. Wenn du mir aber nur ein Grund gibst, dir nicht zu vertrauen, dann werde ich dich wieder in dieses Loch da unten einsperren müssen! Hast du mich verstanden?" seine dunkle Stimme versetzt mir einen Schauer und lässt in mir die Gewissheit aufkommen, das diese Freundlichkeit von heute, nicht für die Ewigkeit anhält.
"Ja!"
"Weglaufen bringt nichts, wir sind mitten im tiefsten Wald und hier hält sich keine Menschenseele auf!"
"Okay!"
Er beäugt mich kritisch, jedoch scheint ihm mein geschwächter Zustand die Bestätigung auf Hörigkeit zu vermitteln.
"Also gut. Ich muss wieder gehen. Benimm dich anständig und mach keinen Blödsinn! Sobald ich kann, komme ich wieder! Bleib von der Türe und den Fenstern weg, die sind mit einem Sensor versehen und geben mir jederzeit Meldung wenn sich daran jemand zu schaffen macht!" ohne eine Antwort abzuwarten drückt er mir einen Kuss auf und verlässt schnurstracks die Hütte.

Nachdem abgeschlossen wurde, höre ich kurz darauf auch schon ein Auto wegfahren und bin kurzzeitig erleichtert über meine jetzige Situation.

Dieser Marius tut mir irgendwie leid und ich will gar nicht daran denken was Marvin mit ihm anstellt, das kann nichts gutes sein.

Da ich noch viel zu schwach bin, mich irgendwie zu bewegen, ziehe ich lediglich die Decke, die am anderen Ende des Sofas liegt, über meinen Körper und schließe die Augen.

Wrong Way (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt