Mutter und Sohn

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Sicht Helia:

Der Kuchen war wie immer köstlich. Schön süß und leicht säuerlich durch die Erdbeeren. Luftig durch den Boden.

Meine Mama konnte sehr gut backen.

Ich aß den letzten Bissen des Kuchen, mein Bruder und Stefan waren auch fast fertig und redeten weiter mit meiner Mama. Sie lachte über den Witz, den sie zu hören bekam, nur ich grinste und dachte weiterhin an das, was mein Sohn vorhin noch gesagt hatte.

Die Sorge um meiner Tochter war groß, daher wäre es vielleicht doch gut, wenn ich mich mit meiner Mama unterhalte.

"Helia, ist alles okay?", wurde ich von meiner Mama gefragt, ich schaute auf und sah, wie sie mich besorgt ansah.

"Selbstverständlich, alles okay."

Sie sah mich mit einem Stirnrunzeln an. Ich konnte sofort an ihrem Blick erkennen, dass sie mir nicht glaubte und dass ich doch was hatte. Ich formte das Wort "Später" mit den Mund. Sie nickte und sprach weiter mit Luin, der ihr erzählte, dass er und Aurélia später einen Picknick am Abend machen wollten und sie deshalb nicht zu Abendessen kommen würden.

"Ginge es, wenn du ihr einen Korb zubereitest? Ich möchte sie überraschen."

"Ich kann dir gerne helfen. Soll ich noch den guten Wein dazu packen?", fragte sie.

"Der mit Honig?"

Sie nickte.

"Gerne, du weiß, wie gerne sie diesen Met trinkt."

"Soll es der mit Kirsch oder mit Apfel sein?"

"Hm ... Ich denke der mit Apfel passt am besten, es gibt dazu Käse."

"Schön, freut mich. Wenn du Kirsche genommen hättest, würde Mohngebäck ganz gut passen."

"Sehe ich auch so."

"Ich hole ihn schon mal." Sie stand auf. "Helia, würdest du mir bei suchen helfen?"

Ich verstand ihren Wink. "Klar." Ich stand ebenfalls auf und folgte ihr in den Weinkeller. Mama hatte eine gute Auswahl an selbst gekelterten Wein, Met, Säfte und Spirituosen, die sie selber machte. Jahrelang übte sie, Hilfe bekam sie die meiste Zeit von Papa und Lindir, die teilweise Ahnung davon hatten.

"Hier riecht es ein wenig nach Marzipan", fand ich, als ich diesen Duft sofort erkannte.

"Mache gerade eine kleine Portion Kirsch-Marzipan-Schnaps", erklärt sie mir.

Ich glotzte sie mit großen Augen an. "Aber wie?"

"Da ich ja weiß, wie man das und das macht, habe ich es einfach gemischt zu einem Saft und ihn eine Weile gären lassen." Sie greift in dem Schrank, wo sie eine kleine Flasche mit einem dunkelroten Flüssigkeit hervorholte, aus der der süß-scharfe Duft kam.

"Riecht intensiv." Musste leicht husten.

"Kann sein, dass ich ihn zu lange hab gären lassen." Sie fragte mich, ob wir ihn trotzdem probieren sollten.

"Klar", sagte ich schulterzuckend und sie holte zwei Gläschen hervor, wo sie den selbstgemachten Schnaps ein kippte.

"Zum Wohle." Kling-klang und runter damit.

Wir verzogen beide die Gesichter. Himmel, war das kräftig! Aber es schmeckte schon nicht schlecht. Süß, säuerlich durch die Kirsche und die Gärung hatte es in sich.

"Oi", brachte meine Mama hustend hervor und musste lachen.

Ich ebenso. "Und wie hat's geschmeckt?"

"Es hätte einige Tage weniger sein sollen, aber ansonsten ist der gut."

"Find ich auch", gestand ich.

"Vielleicht mach ich ihn nochmal, dann hätten wir was für den Winter."

"Gute Idee." Aber nun fand ich, wir sollten nach den Honig-Apfel-Met suchen, den sie für Luin wollte.

"Helia, was genau wolltest du eigentlich mit mir besprechen?"

Nun ging es los. "Stefan hat mir von seine Sorge um seine Schwester mitgeteilt."

Alarmiert sah sie mich an. "Wieso? Ist was passiert?", fragte sie sofort besorgt. Dann erbleichte sie. "Ist sie etwa-" Sie traute nicht die frage zu beenden und deutete auf ihren Bauch.

"Nein, nein nein", sagte ich schnell und schüttelte den Kopf. "Nein, sie ist nicht schwanger."

Sie atmete erleichtert auf. "Aber was ist es dann?"

Ich atmete seufzend aus. "Es könnte sein, so glaubt es Stefan laut seiner Beobachtungen, dass Anna sich möglicherweise in Legolas verlieben könnte."

Meine Mama starrte mich mit tellergroße Augen an. "Du redest von unseren Legolas?"

Ich nickte.

"Und er ..."

"Ich glaube auch."

Mama schwieg eine Weile, starrte nur vor sich hin, wie als wäre sie in Gedanken versunken. "Ist sich Stefan da wirklich sicher?"

Erneut nickte ich. "Er habe davon erzählt, dass seine und ihre Blicke die unsere sehr ähneln. Also wenn wir unsere Gefährten sehen und sie so anlächeln."

"Oh weh!" Meine Mama verzog das Gesicht besorgt und bedrückt.

"Was hast du zu Stefan gesagt?"

"Ich habe gesagt, dass ich zuerst mit dir darüber reden werde und wir später mit Anna und Legolas."

Sie nickte. "Na gut, dann wäre es besser, ich rede vor dem Abendessen mit Anna und du währenddessen mit Legolas."

"Gut", stimmte ich ihn zu.

Meine Fresse, was ging nur in meiner Tochter vor! Sie war noch jung und so ohne Erfahrung in der Liebe, weil sie die nur aus Bücher kannte. Wusste sie eigentlich, wie innig und bedingungslos die Liebe zwischen Elben war? Sie musste eindeutig mit ihrer Großmutter darüber reden.

"Am besten wir suchen weiter nach dem Met, dann kehren wir wieder hoch, sonst wundern sich die anderen, wo wir so lange bleiben."

"Stimmt", sagte meine Mama und wir suchten weiter.

Wir fanden ihn und nahmen noch mit zu den mit Kirsch und den mit Sahne, den Anna so gerne trinkt.

"So, nun können wir wieder hoch", sprach sie.

"Ja." Wir stiegen die Treppe wieder hoch. "Sag mal, würdest du irgendwann, wenn Herbst ist, diesen leckeren Auflauf machen?"

"Klar, kann ich ihn gerne machen."

Mhh, ich freute mich schon drauf!

Valinors BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt